Zitate – Quotes

Der EU-Alltag wird von einer Mischung aus Orwellschem Newspeak und PR-Jargon beherrscht. Umso aufschlussreicher sind die wenigen Momente, in denen zwischen (und in) den Zeilen die Wahrheit aufblitzt. Im folgenden ein paar Zitate, von denen einige im Inneren meines Texts vergraben sind. Es gibt zweifellos viel mehr davon. Dies soll eine offene Sammlung werden, zu der jede(r) Leser(in) beitragen kann. Originalzitate in Kursiv, Urheber fett, Regeln für Zusendungen folgen.

“Lissabon-Vertrag unleserlich, um Volksabstimmungen zu vermeiden”

“They [EU leaders] decided that the document should be unreadable. If it is unreadable, it is not constitutional, that was the sort of perception”. (…) Where they got this perception from is a mystery to me. In order to make our citizens happy, to produce a document that they will never understand! (…) But, there is some truth [in it]. Because if this is the kind of document that the IGC [intergovernmental conference] will produce, any Prime Minister – imagine the UK Prime Minister – can go to the Commons and say ‘look, you see, it’s absolutely unreadable, it’s the typical Brussels treaty, nothing new, no need for a referendum. (… Should you succeed in understanding it at first sight there might be some reason for a referendum, because it would mean that there is something new.”

“Sie (die EU-Führer) beschlossen., dass das Dokument unlesbar sein sollte. Die Wahrnehmung dabei war folgende: Wenn es nicht lesbar ist, entspricht es keinem Verfassungstext. (…) Wenn es ein Text ist, den eine Regierungskonferenz produziert, kann jeder Regierungschef (…) in sein Parlament gehen und sagen: ‘Schaut her, das ist absolut unleserlich. Das ist ein typischer Brüsseler Vertrag, nichts Neues, nichts wofür man eine Volksabstimmung bräuchte’. (…) Denn wenn sie auf das erste Hinschauen etwas verstehen würden, könnte es einen Grund für ein Referendum geben. Es würde bedeuten, das etwas Neues dran ist.” Claudio Amato, Vizepräsident des EU-Verfassungskonvents, italienischer Spitzenpolitiker und Verfassungsrichter.

Link: Nix verstehen – nix abstimmen

 “Lissabon-Vertrag für Öffentlichkeit undurchdringlich”

“For the Treaty of Lisbon the process has been very different. It was the legal experts for the European Council who were charged with drafting the new text. They have not made any new suggestions. They have taken the original draft constitution, blown it apart into separate elements, and have then attached them, one by one, to existing treaties. The Treaty of Lisbon is thus a catalogue of amendments. It is unpenetrable for the public.”

“Beim Vertrag von Lissabon war das Prozedere ganz unterschiedlich. Die Rechtsexperten des Europäischen Rats sollten den neuen Text verfassen. Sie haben keine neuen Vorschläge eingebracht. Sie haben den ursprünglichen Entwurf des Verfassungsvertrags genommen, ihn in einzelteile zerschlagen und diese dann an bereits bestehende EU-Verträge angehängt. Der Lissabon-Vertrag ist daher ein Katalog von Abänderungsanträgen. Er ist für die Öffentlichkeit undurchdringlich.” Valery Giscard d’Estaing, Präsident des Verfassungskonvents

Link: Gewolltes Dickicht

  “Dann machen wir weiter, bis es kein Zurück gibt”

“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert (…) Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.” Jean-Claude-Juncker, EU-Ämter-Multi, Spiegel 52/1999

“We decide something and put it out in the open. Then we wait a while to let things happen. If there is no clamoring und no uproar, because the majority does not get what has been decided, we can go on – step by step, until there is no turning back.”

Link: Demokratisch gewählte Rosstäuscher

 “Geheime Debatten unter Wenigen”

“I am for secret, dark debates under (!) a few responsible people.” Jean-Claude Juncker, Mai 2011

“Und so weiter mit Verstellung und Täuschung”

“In Europe one needs to act ‘as if’ – as if what was wanted was little, in order to obtain much, as if States were to remain sovereign to convince them to concede sovereignty … The Commission in Brussels, for example, should act as if it were a technical instrument, in order to be able to be treated as a government. And so on by disguise and subterfuge.”

“In Europa muss man immer agieren ‘als ob’- Um Großes zu erhalten, muss man so tun, als wollte man nur wenig haben. Um die Staaten zu überreden, Souveränität abzugeben, muss man den Anschein erwecken, als würden sie souverän bleiben (…) Um wie eine Regierung behandelt zu werden, wird, sollte neispielsweise die Brüsseler Kommission agieren, als wäre sie (nur) ein technisches Instrument. Und so weiter und so fort mit Verstellung und Täuschung.” Giuliano Amato, La Stampa, 13.7.2000

Link: Immer schön bescheiden bleiben

 Zauberformel der Europäisten: “Loyalitäten der Politiker verlagern”

“Political integration is the process whereby political actors in several distinct national settings are persuaded to shift their loyalties, expectations and political activities toward a new centre, where institutions possess and demand jurisdiction over the pre-existing national states. The end result of a process of political integration is a new political community, superimposed on the pre-existing ones.”

“Politische Integration ist ein Prozess, durch den politische Akteure in unterschiedlichen nationalen Umgebungen überzeugt werden, ihre Loyalitäten, Erwartungen und politischen Aktivitäten in ein neues Zentrum zu verlagern, in dem die Institutionen die rechtliche Zuständigkeit über bestehende Nationalstaaten ver- und erlangen. Das Endresultat dieses Prozesses der politischen Integration ist eine neue politische Gemeinschaft, die die bestehenden überlagert.” Ernst B. Haas, “Vater des Neofunktionalismus”, 1958

In: The Uniting of Europe: Political, Social, and Economic Forces,1950–1957 (University of Notre Dame Press, 2004), Seite 18.

 “Verletzten Recht, um Euro zu retten”

Wir verletzten alle Rechtsvorschriften, weil wir einig auftreten und wirklich die Euro-Zone retten wollten (…) Der Vertrag von Lissabon war eindeutig. Keine Rettungsaktionen.” Christine Lagarde, damals französische Finanzministerin, Wall Street Journal, 18.12.2010

Link: Idealistische Rechtsbrecher

 “Erreichen politische Union nur über Krise” – “Seeing in Crisis the Last Best Chance to Unite Europe”

“He sees the turmoil as not an obstacle but a necessity. “We can only achieve a political union if we have a crisis,” Mr. Schäuble said.” Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble, am 19.11.2011, auf dem Höhepunkt der Italienkrise

‘Wir können eine politische Union nur erreichen, wenn wir eine Krise haben’, sagte Herr Schäuble.”

Link: Heiß ersehnter Notstand

 “Imperium entmachtet nationale Parlamente, Correctness politische Waffe”

“Das angeblich machtlose Zentrum des europäischen Imperiums hat in Wirklichkeit die nationalen Parlamente der Mitgliedsländer – und damit das Wahlvolk – bereits weitgehend entmachtet und arbeitet daran, sie weiter zu entmachten. Dabei kommt ihr die ideologische Waffe der politischen Korrektheit zugute, die jede Kritik an der Aushöhlung nationaler Zuständigkeiten als ‘antieuropäisch’ stigmatisiert.” Alan Posener, Imperium der Zukunft, 2007, S. 136

„The purportedly powerless centre of the European Empire already deprived national parliaments of their power – and with them their electorate – and it continues to do so. This is favored by the ideological weapon of political correctness. Criticis of the hollowing out of national authorities (powers) are stigmatized as ‘anti-european’.“

 Ökonom: EZB ließ Politikern bei Rettungsschirmen keine Wahl

“Die Parlamente Europas stehen beim Aufbau der Rettungsarchitektur vor fast alternativlosen Entscheidungen, die schon vor Jahren vom EZB-Rat vorbereitet wurden, und wurden zu Erfüllungsgehilfen degradiert. Für mich stellt sich angesichts dieser Verhältnisse die Frage, ob die fiskalische Regionalpolitik, die hinter den verschlossenen Toren der EZB beschlossen wurde und für die es im amerikanischen Notenbanksystem keine Parallelen gibt, noch mit den Regeln der parlamentarischen Demokratie und der deutschen Verfassung vereinbar ist.” Hans-Werner Sinn, FAZ, 9.11.2013

“While creating a rescue architecture, Europe’s parliaments find themselves nearly without alternatives. Years ago their decisions have been predetermined by the ECB council. They have been reduced to mere stooges. For me this raises the question, whether the fiscal regional policy, which had been decided behind closed ECB doors and which has no parallels in the US central banking system, is still compatible with the rules of parliamentary democracy and the german constitution.” Economist Hans-Werner Sinn, IFO institute, Munich, November 2013

Link: Euro-Politiker als arme Opfer

EU-Austritt absichtlich verunmöglicht

“Alle die, die wie ich das Privileg hatten, beim Verfassen der ersten Version des Maastrichter Vertrags dabeizusein, haben alles getan um sicherzustellen, dass ein Austritt unmglich war. Wir haben einen Artikel, der den Austritt erlaubt, absichtlich vergessen (Lachen im Publikum). Das war nicht sehr demokratisch, aber es war eine Garantie dafür die Dinge schwieriger zu machen, damit wir gezwungen waren voranzuschreiten.” Jacques Attali, Berater des französischen Präsidenten F. Mitterand, Vortrag in Paris, Jänner 2011

Link: “Vergessener Artikel” in Maastricht-Vertrag

Die EU und das “Gesetz des Dschungels”

“The challenge to the postmodern world is to get used to the idea of double standards. Among ourselves, we operate on the basis of laws and open cooperative security. But when dealing with more old-fashioned kinds of states outside the postmodern continent of Europe, we need to revert to the rougher methods of an earlier era – force, pre-emptive attack, deception, whatever is necessary to deal with those who still live in the nineteenth century world of every state for itself.”

“Die Herausforderung für unsere postmoderne Welt besteht darin, sich an die Idee von Doppelmoral zu gewöhnen. Unter uns operieren wir auf Basis von Gesetzen und offener kooperativer Sicherheit. Wenn wir aber mit den altmodischeren Staaten außerhalb des postmodernen europäischen Kontinents zu tun haben, müssen wir zu den raueren Methoden früherer Epochen zurückkehren – Gewalt, präventive Angriffe, Täuschung- was immer notwendig ist, um sich mit jenen abzugeben, die noch in der Welt des 19. Jahrhunderts leben, in der jeder Staat auf sich selbst gestellt war.” Robert Cooper, “Erfinder” des europäischen “kooperativen Imperialismus”, heute Sonderberater der Kommission

Link: Gewöhnt Euch an eine Imperiale Doppelmoral !

 “Die Eliten machen zu viel Geld mit dem Euro”

Hier sind drei Passagen aus einem 2014-Interview mit einem aus den Niederlanden stammenden früheren EU-Kommissar:

“(Aber geben wir den Euro auf, wird die deutsche Wirtschaft schwer geschädigt.)

Unsinn! Das ist wie Frau Merkels Drohung, ohne den Euro gebe es Krieg in Europa. So macht man Kindern Angst: „Sonst holt dich der schwarze Mann!“ So zu reden bedeutet, die europäischen Bürger wie Kleinkinder zu behandeln. Scheitert der Euro, wird weder die deutsche Wirtschaft zusammenbrechen, noch wird es Krieg in der EU geben.” (…)

“Der Norden will ökonomische Probleme ökonomisch lösen, der Süden dagegen politisch. Auch das zeigt, die Idee einer Währung für alle – was auch eine Währungspolitik für alle bedeutet – war von Anfang an falsch. Und deshalb wird es auch immer schlimmer werden, solange wir so weitermachen.” (…)

“Die Eliten machen zuviel Geld mit dem Euro, eine Auflösung der Euro-Zone ist nicht in ihrem Interesse. Das ist das Problem: Die Eliten profitieren, die einfachen Leuten zahlen die Zeche. Zweitens, unsere Eliten haben sich ganz und gar der politischen Idee des Euro verschrieben. Es ist einfach schon viel zuviel politisches Kapital in das Euro-Projekt investiert worden. Auch hier fürchten sie zuviel zu verlieren, wenn sie ihren Fehler öffentlich einräumen würden.” Frits Bolkestein, Junge Freiheit, 31.10.2014

Link: “Verlieren zuviel, würden sie ihren Fehler öffentlich einräumen”

Gegen “europäische Landeshauptleute”

Die Grünen haben, wie Mao, einen Langen Marsch hinter sich gebracht – in diesem Fall einen ideologischen: Der Beginn ihrer Wanderung war Small is Beautiful, deren Ende ein europäischer Einheitsstaat. Niemand verkörpert diesen Weg so sehr wie der frühere österreichische Grünen-Chef und nachmalige Präsidentschaftskandidat Alexander van der Bellen. Der sagt in einem Interview zu einem neu erscheinenden Buch

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte…liebe(r) Gott spielen dürfte, für einen Tag, dann würd’ ich mir wünschen, dass dieses Europa, die derzeitige europäische Union, regierbar wird, das heißt ein echter Staat wird, und nicht schlecht und recht von 28 Landeshauptleuten, würde man in Österreich sagen, 28 Regierungschefs, schlecht und recht irgendwie durch die Krisen geschubst wird, sozusagen. Aber so wird das auf die Dauer nicht funktionieren [...]“

Link: Interview mit Alexander van der Bellen (Dank an Susanne)