Ö/Erdgas: Füllstände, Warmwinter und andere “Desinformation”

Gasverbrauch (und -importe) haben in den vergangenen Jahren um etwa 20 Prozent abgenommen und viele Narrative dazu wollen glauben machen, dies sei wegen “Effizienzgewinnen” oder “milden Wintern” so – Halbwahrheiten, wie sie bei guter Desinformation üblich sind. Außerdem seien die “Pegelstände” am Beginn der Heizsaison unübertreffbar bei fast 100%. master_einsatz_erdgas_resized_DDie Öffentlichkeit will betrogen werden und die Großfamilie Hofrat Beschwichtel lässt nichts unversucht diesem Wunsch nachzukommen.

Ein “besonderer Heuler” auch bei manchen, die nicht zur Großfamilie Hofrat Beschwichtels gehören, ist die Saga von den Füllständen, die unter Umständen tatsächlich einen gewissen Unterschied anzeigen. Auf’s Jahr gerechnet sind die aber auch wieder nicht so bedeutsam, weil Raumwärme etc. a) nur 29 Prozent des Erdgasverbrauchs ausmacht

und b) die Kapazität, auf die sich der Füllstand bezieht, äußerst unterschiedlich ist.Wenn ich also nur 14 TWh Gasspeicher habe, sind diese schnell einmal angefüllt – Hooray (blöd nur, wenn man pro Jahr 730 TWh verbraucht)!

Aber egal, und erst die “Effizienzmaßnahmen”!

Seit einiger Zeit schreiben von der E-Control abwärts Krethi und Plethi Gasverbrauchsrückgänge diversen “Effizienzmaßnahmen” zu. Nach dieser Darstellung der Wien Energie ist (auch) deswegen der hiesige Gasverbrauch 2023/24 gegenüber dem Fünfjahresschnitt 2018 – 2022 um fast 19 Prozent gesunken.

Zack!

Dann ist wohl die Verbrauchssteigerung von 75 TWh auf 89 TWh zwischen 2014 auf 2019 auf “Anti-Effizienzmaßnahmen” zurückzuführen

(und das vor 150 Jahren “erfundene” Jevons-Paradoxon hat bisher noch nicht den Weg zur Familie Hofrat Beschwichtel gefunden).

Um fair zu bleiben, sei angemerkt, dass an obiger Stelle auch der “Ausbau erneuerbarer Energien” sowie die “veränderte wirtschaftliche Lage” angeführt werden (ja, so kann man Letzteres auch nennen, auf ein Eingehen auf den “Ausbau” sei hier aus Gründen der Kürze verzichtet).

Wie jede Sage haben auch die beschworenen “Effizienzmaßnahmen” einen wahren Kern.

Wie sonstwo wird auch der Einsatz des Brennstoffes Erdgas laufend ökonomischer

(was, wie gesagt, schon der alte Jevons vor 150 Jahren für Kohle thematisiert hat: wer “gegenwartsnäher” bleiben will, sehe sich die jüngeren Effizienzsteigerungen von “internen Verbrennungsmotoren” an, gefolgt vom Schwerer- und Größerwerden der Pkw).

Und natürlich hat auch das “milde-Winter-Argument” seine Meriten. Wie einer interaktiven Grafik der E-Control zu entnehmen ist, gibt es beim Gasverbrauch (nicht nur) in Ö. eine ausgeprägte Saisonalität, die hier zu besichtigen ist.

Die in den Wintermonaten haussierende “Abgabe an sonstige Endverbraucher” ist unschwer auch als “Abgabe an Raumheizer” erkennbar, da nicht damit gerechnet werden kann, dass die auf Prozesswärme angewiesene Erzeugung von November bis Februar große Ausschläge nach oben zeigt.

Auf Deutsch: Der auch in der “Grafik über dem Falz” sichtbare Gaseinsatz zur Erzeugung von Raumwärme findet vor allem zwischen November und März des Folgejahres statt. Auch wird im Winter deutlich mehr Strom in Gaskraftwerken erzeugt.

Wer hätte das gedacht?

Unabhängiger Journalist

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