Der auf Edelmetalle und Energie spezialisierte Blogger Steve St. Angelo hat errechnet, dass Bitcoin um 300, Gold aber nur um 12,2% teurer ist als für die Produktion aufgewendet werden muss. Fazit, je nach Blickwinkel: BTC war für alle ein tolles Investment, die vor einem Jahr gekauft haben Oder: BTC ist inmitten einer riesigen Blase, während Gold und Silber die (fast) einzigen Anlagen sind, in denen es keine Asset Inflation gibt. Warum wohl?
Vor einem Jahr, am 3. November 2016, hat Bitcoin 728, 18 US-Dollar gekostet, heute liegt BTC bei 7.075 Dollar.
Es ist damit zehnmal so teuer. Eine Unze Gold kostete vor einem Jahr dagegn 1.303 und derzeit 1.276 Dollar.
Insofern lässt sich sagen, dass in den vergangenen 12 Monaten BTC ein spektakulär besseres “Investment” war als das Metall. Ein nur moderat besseres Investment als Gold, Silber & Platin waren auch Aktien, Immobilien, Anleihen und sogar Cash.
Das heißt freilich nicht, dass das in den nächsten 12 Monaten oder zehn Jahren auch so sein wird.
Es heißt nur, dass sich Bitcoin in einer sich exponenziell aufbäumenden Blase befindet und dass die “anderen Anlagewerte” eine sogenannte Asset-Inflation zwischen jährlich 5 und 30 Prozent aufweisen (geschätzt).
Ausnahmen zu dieser Regel sind Gold, Silber und Platin.
Die Gründe, dass die Metalle Ausnahmen sind liegen in einem Bereich, der der Verschwörungstheorie zugerechnet wird, der aber stinknormale Geld- und Zinspolitik der “monetären Behörden” ist. Mehr weiter unten.
Zunächst aber ein paar Bemerkungen zu Steves Gold-Bitcoin-Vergleich.
Analoge und digitale Minen
Die Berechnungen des Bloggers SRSrocco sind deswegen höchst glaubwürdig, weil sich St.Angelo seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten mit den Produktionskosten von Edelmetallen beschäftigt und er dabei ein Wissen erworben hat, das jenem “professioneller Bank-Analysten” nicht nachsteht.
In bestimmter Hinsicht ist er einigen von diesen sogar voraus, weil er “schon ewig” zum Verhältnis Förderung – Energieaufwand recherchiert und publiziert.
Erhöht wird die Glaubwürdigkeit seiner Rechnung durch den Umstand, dass er die seiner Meinung nach überhöhten Energie-Angaben für das weltweite Bitcoin-Mining etwa halbiert und auf dieser realistischeren Basis zum Schluss kommt, dass für die Produktion eines Coins 10,1 Barrel Öl(äquivalente) und für eine Unze Au 1,4 Barrel Öl(äquivalente) benötigt werden.
Auf Basis des Energieaufwandes und der für das mining nötigen Hardware kommt er – großzügig bemessen – für jedes heute produzierte BTC auf Gestehungskosten von 1.800 – gegenüber 1.115 US-Dollar pro Unze Gold (2016).
Nun kann man über Details diskutieren – z.B. ob die Produktionskosten von Gold nicht vielleicht doch etwas zu hoch angesetzt sind.
Weiters könnte man z.B. ergänzen, dass zurückfließendes Recycling-Material auch “Neugold” ist, dass dieses aber um vieles billiger ist als frisch abgebautes und raffiniertes Metall.
Die reale Untergrenze, die zur stetigen Aufrechterhaltung des Systems benötigt wird, liegt daher noch etwas tiefer.
Aber das ist im großen Bild alles Pipifax.
Die Rechnung besagt, dass die “Förderung” eines Bitcoins 35 Mal profitabler ist als die Erzeugung einer Unze Gold und eine drartige Verhältniszahl spricht für sich.
Man könnte auch urteilen, dass Bitcoin im Verhältnis zu seinen Produktionskosten enorm über- und Gold eher unterbewertet ist (oder eine Kombination aus diesen Faktoren).
Während bei BTC irrationaler Überschwang die erste Geige spielt, besteht der dringende Verdacht, dass die Ursache für die niedrigen Gold- und Silberpreise bei den sogenannten monetären Behörden zu suchen ist. Angefressene Gold-Freunde bezeichnen diese daher manchmal als Räuberbande –
um aber bei der Wahrheit zu bleiben: Diese Gang-ster tragen keine Masken wie ihre historischen Gegenstücke, sondern Krawatten.
“Unsere Bande” hat auch keine Räuberhöhlen, sondern sichere Häuser in Washington und Basel, wo man sich alle zwei Monate trifft (in Washington nur einmal im Jahr)
My Conspiracy Theory
Zu ihrer Motivationslage ist in diesem Blog bereits einiges gesagt worden, zum Beispiel hier, hier oder hier.
Kurz gefasst: die Zentralbanken können in Zeiten des Nullzinses steigende Edelmetall-Notierungen noch weniger brauchen als sonst, weil diese die “Finanzstabilität” – d.h. ihr Fiat – gefährden würden.
Deshalb dürfen sie es nicht zulassen, dass diese Asset-Klasse nachaltig im Preis steigt – auch wenn es sonst überall schäumt und bubbelt (was unsere Notenbanker auch ermöglicht haben).
Die Mittel für die Tat haben sie zweifellos zur Verfügung, weil
- die Preise nicht auf “physischen Austauschverhältnissen” beruhen, sondern zu 99 Pozent auf dem Austausch von “Papiermetall” gegen Papierwährungen (US-Dollars). Die Preise können daher über Derivate auf den “Futures-Märkten” leicht in die gewünschte Richtung bewegt werden; und weil
- die Zentralbanker Zehntausende Tonnen von physischem Gold kontrollieren, die dazu benutzt werden können, das “restliche Prozent” der Nachfrager zu bedienen, die sich das Metall ausliefern lassen.
Es handelt sich also um einen Bluff.
Dieser kann nur so lange aufrecht erhalten werden, als der flow von echtem Metall nicht unterbrochen wird.
Nur so kann der Eindruck bestehen bleiben, dass ein Papierzertifikat so gut wie eine Unze Gold ist.
Würden zehn Millionen kleine Leute je eine Unze “beim Händler an der Straßenecke” kaufen (oder ein Investor 32 Tonnen – was auf dasselbe hinausläuft), würde es wohl spannend werden.
Bei 100 Millionen Retailkunden oder einem einzigen physischen Nachfrager, der 320 Tonnen will, wäre freilich ziemlich sicher “Ende Gelände”.
Wie gut die “Kriegskasse” der Zentralbanken mit echtem Metall gefüllt ist, lässt sich von außen nicht sagen, weil die offiziellen Angaben dazu falsch oder mit doppeltem und dreifachem Boden ausgestattet sind (“Gold und Goldforderungen”).
Unüberprüfbar sind sie allemal.
Der physische Goldmarkt ist für Außenstehende schlicht eine undurchdringliche black box.
Sein Zustand könnte durchaus auch weniger kritisch sein als vielfach vermutet.
Man darf dennoch davon ausgehen, dass das “System” – trotz beispiellos hoher “stock to flow ratio” – auf die jährliche Neuproduktion von rund 4.000 Tonnen (nur Minen) nicht verzichten kann, damit der physische Fluss aufrechterhalten werden kann.
Deshalb können die CBs den Preis auch nicht allzu lange allzu tief drücken (bzw. nur dann, wenn sie einen Schlusspunkt setzen wollen)
Sobald nämlich die Neuproduktion absehbar und auf längere Zeit ein Verlustgeschäft wird, wird ein Produzent nach dem anderen die Produktion einstellen und der Zentralbank-Puffer müsste immer stärker in Anspruch genommen werden.
Wenn die operativen Kosten gedeckt sind, mögen sich Firmen vereinzelte Verlustperioden (auf Vollkostenbasis) leisten können – aber nicht z.B. fünf Jahre hintereinander und ohne dass eine Besserung in Sicht wäre.
Das heißt: Barrick & Vergleichbare können mit einzelnen Verlustquartalen leben – solange die (Goldpreis)Hoffnung der Firma und ihrer Investoren lebt.
Finanzgold darf aber erst dann wieder steigen, wenn keine Gefahr mehr besteht, dass es als Vehikel verwendet wird, die Nullzinsphase und die damit verbundene schleichende Enteignung zu umschiffen.
Also erst, nachdem große und kleine Investoren überzeugt wurden, dass es nichts mehr wird mit den Edelmetallen (weshalb man “schon längst verkaufen hätte sollen”; Gold, sagt ja eine Theorie, ist ein Giffen good, das nur solange interessant ist, als es im Preis steigt).
Dann, hoffen die Zentralbankster, werden sie ausreichend Gelegenheit gehabt haben, Küche und Keller wieder aufzufüllen.
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