Wie man erfolgreich Immigration abwehrt – Das Modell Melilla

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Vis-à-vis von Andalusien

Ein erfolgreiches moralisches Scheitern” nennt El País einen seiner Berichte über das in Marokko befindliche spanische Melilla und das fasst die Ambivalenz gut zusammen, mit der man diesem Phänomen gegenübersteht. Ceuta und Melilla helfen unerwünschte Ein/Durchwanderung abzuwehren. Ein Blick ins westliche Mittelmeer.

Die autonome, exterritoriale, zu Spanien gehörende Stadt Melilla befindet sich vis-à-vis von Andalusien, auf der “anderen” Seite des Mittelmeers.

Die Exklave ist von drei sechs Meter hohen Zäunen umgeben, die angeblich 48 Millionen Euro gekostet haben und wo alles eingesetzt wird, was an Maßnahmen gegen unerlaubtes Eindringen vorstellbar ist – vom altbekannten Stacheldraht über den Kippzaun bis zum sogenannten Antitreppen-Kettenhemd. Außen patrouillieren die Marokkaner, innen die Guardia Civil.

Saltos über den Zaun

Normalerweise gibt es hier kein Durchkommen, doch wird genau das ein paar Dutzend Mal im Jahr versucht. Man nennt das salto, Sprung, und manchmal schaffen es ein paar zu körperlichen Höchstleistungen fähige Migranten, siehe hier. 2.100 waren es 2014, letztes Jahr weniger. Frauen, Kinder, Alte und Unsportliche haben null Chance.

Die, die es schaffen, begeben sich ohne Umstände ins CETI, Centro de Estancia Temporal de Inmigrantes, wo sie um Aufnahme ansuchen können. Damit haben sie ein Ticket für die Weiterreise nach Europa in der Tasche.

Die westeuropäischen, namentlich die deutsche, Öffentlichkeit bringt für Phänomene wie dieses nicht das geringste Verständnis auf. Der Zeit-Artikel An Europas Armutsgrenze von Oktober 2014 fasst diesen Blick im Aufmacher-Foto zusammen. Das Bild zeigt zwei weiß gekleidete Golfer im Vordergrund und im Hintergrund den Zaun von Melilla, der gerade von einem Dutzend Gestalten überwunden wird….

Nur geht es halt nicht um zwei weiße Golfer und elf Schwarze auf einem hohen Zaun, sondern darum, was der deutsche Wirtschaftswissenschafter Gunnar Heinsohn hier zusammenfasst:

Zwischen 1950 und 2015 springt die Bevölkerung im Subsahara-Raum von 180 auf 980 Millionen und soll 2050 bei 2,1 Milliarden stehen. 600 Millionen sind ohne Stromanschluss und können selbst von den überwundenen DDR-Zuständen nur träumen (…) Deshalb verwundert nicht, dass bereits 2009 das Gallup-Institut 38 Prozent der Bevölkerung als migrationswillig einschätzt. Das wären heute 390 und 2050 rund 840 Millionen Hilfesuchende.”

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Kriege gibt es in der Subsahara zuhauf, trotzdem gibt es heute in Spanien praktisch keine Asylanten, sondern nur mehr oder weniger zugelassene Arbeitsmigranten.

Die Asylwerber, die nach Spanien kommen, verlassen das Land wieder mit Ziel Mittel-/Nordeuropa. So sind im vergangenen Jahr allein über Melilla 8.000 “Syrer” nach Spanien gelassen worden - was schon deshalb absurd ist, weil Syrien 6.000 Kilometer weiter östlich liegt.

Mehr als 90 Prozent dieser Menschen sind im Laufe dieses Jahrs aber weiter gewandert und Spanien nicht weiter zur Last gefallen. Die Mehrheit der angeblichen Syrer dürfte eigentlich aus Ländern der Subsahara stammen und sich mit ihrer Lüge einen salto erspart haben. 

Nur wenige Westafrikaner schaffen es bis an die Grenzen von oder gar nach Europa, vor allem weil die Alawiden-Monarchie prospektive Durchreisende mit Waffengewalt stoppt und auch kein Übersetzen mithilfe von Booten duldet.

Das war vor zehn Jahren noch anders. 2006 setzten in einem einzigen Sommer 40.000 Afrikaner auf die Kanarischen Inseln über und nur eine “entschiedene diplomatische Offensive in Mauretanien und im Senegal” konnte diese Entwicklung stoppen, wie El País formuliert.

Mit der Operation Seepferdchen, die hauptsächlich von der EU finanziert wird und die fast alle westafrikanischen Länder einbindet, gelang es Spanien, die Immigration per Boot zu stoppen. Ebenso wichtig sind aber die öffentlichen und halböffentlichen Abkommen mit Marokko, in denen sich Rabat verpflichtet, auch abgefangene Immigranten aus Drittländern “zurückzunehmen”.

Was diese “Dienstleistungen” Madrid/die EU  kosten, ist unbekannt – klar ist nur, dass sie nicht umsonst sind.

Darüber wird aber üblicherweise weder gesprochen noch (faktenbasiert) geschrieben. Diese Intransparenz steht in einem gewissen Gegensatz zum jüngsten Abkommen der EU mit der Türkei, das sich freilich nicht auf Wirtschaftsmigranten, sondern auf (angebliche) Flüchtlinge bezieht.

Bei diesem scheinen die Kosten für die türkischen Dienstleistungen auf dem Tisch zu liegen (oder auch nicht: die “freiwillige” Ansiedlung von aus türkischen Lagern kommenden Hunderttausenden Syrern ist klarer Bestandteil des Preises, dürfte zunächst freilich gestundet worden sein).

Auch die Kooperationswilligkeit von Marokko & Co. dürfte ein nettes Sümmchen gekostet haben.

Gezahlt wird nicht nur über Finanzhilfen, sondern z.B. auch über langfristige Zusagen über eine reguläre Zuwanderung nach Europa. Und schließlich gibt es offenbar einen diplomatischen Preis, an dem speziell Marokko höchst interessiert ist: die Unterstützung im Westsahara-KonfliktFormuliert El País:

Las contraprestaciones, sin embargo, no son tan claras y explícitas en el caso marroquí y dan lugar a circunloquios entorno a un tema tabú y sagrado para el reino alauí: el Sáhara Occidental.”

Foto: Aotearoa, Wikimedia Commons, SA 3.0

Unabhängiger Journalist

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