Buhuu, Buhuu: Die UNO und ein verspätetes Klima-Halloween

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Passiv-aggressiver Klima-Zombie, November 2014

Warm, wärmer, kreisch:  Der UN-Klimarat hat einen neuen Bericht veröffentlicht und wie seit 15 Jahren keilen sich Politicos und Journos um den superlativsten Superlativ. “Drastisch wie nie zuvor”, japst es allerorten, hat die UNO vor einer Katastrophe gewarnt, die Namen gewechselt hat und jetzt Klimawandel statt Erderwärmung heißt. Was “der Mensch” damit zu tun hat, interessiert schon längst keinen mehr.

Das ist mittlerweise ein Haushaltsartikel der Allgemeinbildung, wird unterstellt, grad so, wie heutzutag’ jeder normale Mensch wissen muss, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Das Kohlendioxid ist’s, auf das es allein oder ganz überwiegend ankommt, heißt es und da wiederum interessiert eigentlich nur das menschengemachte.

Es lässt sich zwar leicht belegen, dass sich das Klima ändert (wie seit Anbeginn der Welt) aber mit den Beweisen, dass CO2 aus menschlicher Produktion an dieser Änderung schuld ist, happert’s ein bisschen.

Eine Skeptikerin der klimatologischen Lehrmeinung bringt dieses Phänomen mit folgender Karikatur auf den Punkt (ich persönlich würde den Begriff “Klimawandel” verwenden”).

 

Beweise
Quelle: Joanne Nova, The Skeptic’s Handbook

Doch selbst wenn der Kausalnexus CO2 – Erdtemperatur über jeden vernünftigen Zweifel erhaben wäre, ergibt sich daraus noch lange keine praktische Politik, die “objektiv” daraus abzuleiten wäre.

Das weiß die Expertokratie, die sich im IPCC zusammengerottet hat. Auch deswegen gibt sie offiziell gar keine Politikempfehlungen ab. Seriös wie sie ist, bereitet sie nur den Boden für die Panikmache durch ihre Mitspieler auf. Dass Medien und Politik eine ganz andere Agenda haben könnten, ignorieren die Elfenbeinturm-Bewohner geflissentlich. So weltfremd, dass sie nicht wüssten, dass es eh nicht um Wissenschaft geht und dass die Politiker aus prinzipiellen Erwägungen keine Schlangen am Busen nähren, sind sie aber ohnedies nicht.

Wen’s interessiert – der Synthese-Bericht findet sich hier.  Inhaltlich bringt er wenig Neues, aber er ist gut genug, die Kult-Gläubigen zum Hyperventilieren zu bringen.

Neu sind nur zwei Elemente, die eher mit Kommunikationsplanung zu tun haben als mit Naturwissenschaft

Erstens scheint man draufgekommen zu sein, dass es kontraproduktiv ist, die Angstmache zu übertreiben, weil sich die Leute sonst sagen: “Na, wenn’s sowieso zu spät ist, wollen wir’s noch einmal so richtig krachen lassen.”

Die neue Marschrichtung lautet daher folgendermaßen:”‘Es gibt noch ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahrzehnten, in dem der Klimawandel zu akzeptablen Kosten gebremst werden kann’, erläuterte der IPCC-Autor Professor Ottmar Edenhofer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. ‘Beginnt man erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, kann man nur noch wenig tun.’”

Das steht hier in der Süddeutschen.

Vor fünf Jahren war das Zeitfenster nur noch fünf Jahre offen, wie die damalige australische Chefwissenschaftlerin der Öffentlichkeit erklärte:

Quelle: "Herald Sun", 4. Dezember 2009
Quelle: “Herald Sun”, 4. Dezember 2009

Wie sich die Zeiten ändern…

Ein weiteres neues Element besteht darin, die Kosten für einen kurzfristigen Ausstieg aus den fossilen Treibstoffen herunterzuspielen. Der Ausstieg aus den fossilen Energien ist ja gar nicht teuer, meint UNO-Generalsekretär Ban neuerdings. Zum Beispiel hier:

Quelle: TAZ, 2.11.2014
Quelle: TAZ, 2.11.2014

Ja, und die Erde ist eine Scheibe und Santa Claus wohnt am Nordpol. 0,06 Prozent ! Für wie dämlich halten diese Leute ihr Publikum eigentlich ?  Für so dumm wie ihre Mietschreiber, die derlei Unsinn für bare Münze nehmen !?

Wer solche Behauptungen in die Welt setzt, kann noch nie einen Gedanken auf die Beziehung von Nettoeenergie und Arbeitsproduktivität verschwendet haben. Rechenmodelle dieser Art richten sich von selbst. Sie rücken alles, was an vielleicht Stichhaltigem zum Thema “menschlicher Einfluss auf den Klimawandel” gesagt wurde, in ein schiefes Licht. Es ist, als würde ein Schriftsteller im dritten Kapitel ein an den Haaren herbeigezogenes Räubergschichter’l auftischen, aber mit ernster Miene darauf pochen, dass die ersten beiden Kapitel von den feinsten Wissenschaftler-Köpfen begutachtet (“peer reviewed”) und für ok befunden worden wären.

Spiel mit verteilten Rollen

Wie bei so vielen Dingen scheint die gängige AGW-Story aus einer heillosen Mixtur aus wahr und falsch, Wahrscheinlichem und Unwahrscheinlichem, Behauptetem und Nahegelegtem zu bestehen. Die Medien sind von Berufs wegen Großmeister in letzterem, man kann auch sagen: in Desinformation.

Wie die Politiker haben die Journalisten ein perfektes Zusammenspiel mit den sogenannten Experten entwickelt, über das Sachverhalte vorgegaukelt werden um eine nicht deklarierte Agenda durchzusetzen. Der Witz besteht darin, dass keine der drei genannten Gruppen dabei  formal gegen eine Regel ihres Gewerbes verstößt – dass das Endprodukt aber ein regelrechtes Gesamtkunstwerk der Lüge darstellt.

Also: Die Wissenschaftler zimmern eine Konsenswahrheit, bei der ein paar hundert Kostgänger der Mächtigen bestimmte Zusammenhänge als “wahrscheinlich” oder “sehr wahrscheinlich” bezeichnen (ihre Kollegen, die diesen Wahrheiten nicht beipflichten, sind nicht Teil der in group). Die Wissenschafter geben aber ausdrücklich keine Politikempfehlungen ab, weil das ihren Regeln widersprechen würde.

Es erfolgt der Auftritt der Journalisten. Die “helfen” den vorgeblich weltfremden Experten dabei, deren Wahrheit so zu formulieren, dass auch wirklich eine Story draus wird. Ihrem Selbstverständnis nach drücken die Journalisten nur aus, was die Experten wirklich meinen, aber deren Regeln zufolge nicht aussprechen dürfen. In Meinungskommentaren erklären die Journalisten dann: “Es muss endlich etwas getan werden, und zwar nicht erst heute !” Üblicherweise wird dabei nicht offen ausgesprochen, was mit welchen Konsequenzen genau getan werden müsste – vermutlich weil das die Leser stutzig machen oder Inserenten vergraulen würde.

Auch die Journaille begeht keinen Regelverstoß, weil alles, was sie sagt, durch die Wissenschaftler gedeckt scheint, die ja (angeblich) das Gleiche meinen, die das aber nicht auf den Tisch legen dürfen. Die Journaille sagt:”Ich übernehme keine Verantwortung. Ich bin ja nur der Übersetzer der Experten. In Wirklichkeit sage nicht ich, was ich sage, eigentlich sagen die Experten, was ich sage.”

Im dritten Akt treten die Politiker auf (von denen das ganze Spiel eigentlich ausgeht). Sie rufen: ” Zu Hilfe ! Die Experten und die  öffentliche Meinung üben Druck aus ! Wir müssen handeln ! Schnell, schnell ! Das sind wir den Menschen schuldig !”

Natürlich verstoßen auch die Politiker nicht gegen ihre Regeln, weil auch sie nur ihrem normalen Geschäft nachgehen. Sie machen nur, was Kommentatoren, die sich als Sprachrohr der Wissenschaftler verstehen, unausgesprochen nahelegen.

Das ist ideal, denn es heißt: Die Verräter an der Spitze machen was sie wollen – oder besser: was ihnen Dritte anschaffen. So wie bei den internationalen Freihandelsabkommen/der WTO, im IWF oder wie in der EU. Aber das ist natürlich nur eine absurde Verschwörungstheorie und die offen am Tag liegende Praxis unserer feinen demokratisch gewählten Politiker ist nur eine Sinnestäuschung – die Einbildung eines kranken Gehirns. :-D

Die Wilden mit ihrer Maschin’

Was die wahre Wahrheit zum Thema CO2 und Klimawandel ist, weiß ich klarerweise auch nicht. Ich weiß nur, dass CO2 ein Spurengas ist, das vier Hundertstel eines Prozents der Erdatmosphäre ausmacht, und dass die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre  – wohl ist dies wahr – seit dem Beginn der Industrialisierung deutlich zugenommen hat. Es ist aber auch klar, dass in anderen Erdzeitaltern CO2-Konzentration und die Meeresspiegel viel höher waren als heute – ganz ohne Industrie und Autos und andere menschengemachte Verbrennungsvorgänge.

Es ist mittlerweile auch klar, dass die Sonneneinstrahlung eine wesentliche Rolle spielt und dass das Weltklima eine doppelte und dreifache Sphinx ist, die ein vier- und fünffältiges Geheimnis birgt.

Wenn dem nicht so wäre und die Entwicklung tatsächlich den Voraussagen der Klimawissenschaftler entsprechen würde, gäbe es die (für letztere urpeinliche) Erwärmungspause seit 1998 nicht und die Antarktis müsste zerrinnen wie die Gletscher in den Alpen oder das Eis am Nordpol.

Unbestreitbar ist, dass die Menschheit vor einem diskontinuierlichen Prozess steht, der ohne ersichtlichen Grund einmal anhält und ein andermal vielleicht einen Haken schlägt. Und dass dieser Prozess (auch) von etlichen anderen Faktoren beeinflusst wird als von der Freisetzung von Treibhausgasen. Klar ist freilich auch, dass das Thema von allerhöchster Relevanz ist, weil es für das Überleben unserer Gattung von entscheidender Bedeutung ist.

An dieser Stelle gibt die Souffleuse üblicherweise das Einsatzzeichen für das Rückfallargument der Klimagläubigen, das da lautet: “Wenn es aber eine existenzielle Sache ist, wie kann es sich die menschliche Zivilisation leisten NICHT zu reagieren, auch wenn sie nicht weiß, was die Entwicklung treibt und anhält ?”

Das erinnert an den Wiener Kabarattisten Helmut Qualtinger, der in seiner Nummer über den “Wilden auf seiner Maschin” (i.e. den “wilden”, unangepassten Motorradfahrer der Sechzigerjahre) singt: “Ich hab zwar ka Ahnung, wo ich hinfahr’ – aber dafür bin ich umso gschwinder dort.”

Die vom IPCC aufgegeilte EU-Klimalobby will, dass die hiesigen Politiker losbrausen wie Marlon Brando, ungeachtet der Tatsache, ob die anderen auch mitmachen und ohne Rücksicht auf die Verluste, die (anderen) bei dem Ausritt entstehen.

Es ist nämlich eine unhaltbare Behauptung, dass auf dieser teuflischen Spritzfahrt kein Risiko eingegangen wird, dass sie keine Kosten verursacht und dass dabei höchstens vernachlässigbare Nebenwirkungen entstehen. Es ist, als würde man Bona in den Tank seines Ottomotors leeren und beruhigend erklären, dass man damit genauso gut fahren könne und dabei auch keine Leistungseinbußen erleiden werde. Unsere Wilden auf ihrer Maschin’ wollen wirklich eine Vorreiterolle – die der Salatöl-Ökonomie der Zukunft.

Wenn nicht presto noch was am Horizont auftaucht, wie damals, als Holz durch Kohle und Tran- durch Erdöl ersetzt wurde, steuert der Planet mit seinen demnächst acht Milliarden Menschen tatsächlich auf das Bona-Zeitalter zu. 

Das ist allerdings eine völlig andere Geschichte als jene, die die Klimalobby ihren europäischen Zuhörern erzählt.

Foto: Copyleft, Wikimedia Commons

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unabhängiger Journalist

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