Colin Campbell ist am 13. November 91-jährig gestorben. Mit ihm verliert die Welt jenen Mann, der ihr den Begriff “Peak Oil” (PO) gegeben hat. Man könnte Campbell mit der Bezeichnung “Visionär” bedenken, riefe das nicht falsche Assoziationen hervor. Campbell war Praktiker und Pragmatiker wie es sie kaum noch gibt und würde sich für eine solche Bezeichnung “schön bedanken”. Nicht von ungefähr haben ihn die Erneuerbaren-Apostel großteils ignoriert, denen C. und dessen Mitstreiter Jean Laherrère keine Heilsbotschaften abnahmen. Aus Sicht dieses Bloggers lag C. in der Hauptsache richtig, unterschätzte jedoch die menschlichen Möglichkeiten zur zeitlichen Verzögerung physikalischer Prozesse, bzw. für deren “Darstellung” – was speziell für die sg. Shale-Revolution in den USA gilt, im Zusammenwirken mit Geldschöpfung & Aufschuldung durch Zentralbanken und Banken.
Campbell war ein unbequemer Typ nicht nur für die Ölindustrie, in der er ein paar Jahrzehnte als Ingenieur arbeitete.
Berühmt wurden er und sein Co-Autor Laherrère 1998 durch einen Aufsatz im “Scientific American”, siehe hier.
Dieser Ruhm währte etwa 10 Jahre, bis in der großen Finanzkrise der Ölpreis einbrach, was Krethi & Plethi bis heute als sicheres Zeichen eines strukturellen Überflusses interpretieren.
Dazu kamen mehrfache Fehlprognosen zum Timing von PO, was bequeme “Widerlegungsmöglichkeiten” für Denk- und Recherchefaule bot.
Seine vorletzte Zeitprognose – 2005 - entpuppt sich im Nachhinein als bemerkenswert richtig, sofern man nur “konventionelles Öl” betrachtet
(Bioethanol und Schieferöl fallen da nicht drunter; “all liquids” scheinen Ende 2018 “gepeakt” zu haben).
Zum Zeitpunkt von Campbells Warnung – wenigstens aber drei Jahre später – hörte ihm freilich keiner mehr zu, weil alle glaubten, in C. einen der von Johannes und Matthäus verheißenen falschen Propheten vor sich zu haben.
Campbell war freilich alles andere als ein Prophet und das Strohfeuer der “Shale Revolution” hat er auch nicht kommen sehen.
Er und Laherrère knüpf(t)en an das mathematische Modell von Marion King Hubbert zur zeitlichen Verteilung der Förderkurve an und betrachteten “Hubberts Glockenkurve” vor dem Hintergrund einer globalisierten Erdölproduktion.
Aus Sicht dieses Bloggers handelt es sich um eine relativ primitive “Brutto-Betrachtung”, die den (energetischen) Aufwand, der getrieben werden muss, gar nicht erst thematisiert.
Natürlich war für den geborenen Engländer auch die Demographie kein Thema.
Wie die andauernden Arbeiten des für die französische ASPO noch immer aktiven Jean Laherrère zeigen, wohnt dem von Campbell vertretenen Modell trotzdem noch eine beträchtliche Vorhersagekraft inne.
Grafik: Trotalli, CC BY 2.5 IT via Wikimedia Commons
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.