Es ist fast immer ein Fehler, zu kompliziert zu denken – gerade bei Sachen, die per se kompliziert sind. Die Antworten auf die Frage, warum die Schweiz so viele Dollars hat, sind eigentlich ziemlich einfach. Sie lauten: unbegrenzte Währungsswaps und Zentralbankkooperationen.
Wer meinen gestrigen Eintrag gelesen hat, weiß, dass mir die Zusammensetzung der SNB-Devisenreserven nach drei Jahren von €-Käufen nicht eingehen wollte. Wie um alles in der Welt hat es die SNB geschafft, die Euronen, mit denen sie sich vollgefressen hatte, ohne merkliche Nebenwirkungen wieder loszuwerden ?
Dann bekam ich ein Email mit einem Link und ich schlug mir an die Stirn. Was dort stand, hatte ich früher schon einmal gewusst. Ja, aber M. hat dran gedacht – heute. Danke M.!
In der Krise nach 2007 haben die Zentralbanken ein weltumspannendes Swap-Netzwerk eingerichtet, in dem sie ohne Aufwand und ohne große Kosten ihre Währungen tauschen konnten. Auf diese Weise bekam jede der teilnehmenden Zentralbanken direkten Zugriff auf die Währung der anderen – ohne sich auf den Devisenmarkt begeben zu müssen. Sie konnte auf diese Weise unbegrenzt Liquidität in einer anderen Währung organisieren. Die wichtigsten Informationen dazu finden sich hier.
Es ist ein bisschen, als hätte man die Druckerpresse einer anderen Notenbank im eigenen Keller stehen. Was würde die Russische Zentralbank dafür geben, heute einen solchen Mechanismus zur Verfügung zu haben !
Natürlich saß und sitzt die Fed in der Mitte des Swap-Spinnennetzes. Schließlich ist der Dollar die internationale Reservewährung und die Fed ist der Ort, an dem “the buck stops”.
Francesco Papadia hat für den Think Tank Bruegel vor eineinhalb Jahren eine Studie dazu veröffentlicht. Sie findet sich hier. Da ist eine kleine Kostprobe daraus:
Als Teil dieses Netzwerks muss es sowohl für SNB als auch für EZB ein Leichtes gewesen sein, Euros i.k.W. in Dollars umzuwandeln. Der Euroraum ist zwar der größte Handelspartner der Schweiz, die SNB wollte trotzdem nicht zu eurolastig werden – verständlich. Nichts einfacher als diesen Wunsch zu erfüllen !
Vielleicht war nicht einmal das notwendig. Vielleicht sorgen die Zentralbanken als Kollektiv dafür, dass die Währung X nicht zu stark und die Währung Y nicht zu schwach wird. Routinemäßig.
Die SNB hat zwar behauptet, dass sie in dieser Sache auf sich allein gestellt sei – aber wer sagt, dass sie nicht lügt ? Wäre sie beim Euro-Peg wirklich ganz allein auf sich angewiesen gewesen, wäre das ziemlich untypisch für unser weltweit agierendes Zentralbankenkartell ! Genauso untypisch wäre es, wenn die SNB ihre gestrige Entscheidung im Alleingang getroffen hätte…
Wie meinte ich gestern? “Das ist entweder Zauberei, dubioses Reporting – oder ein Wink mit dem Zaunpfahl. Der Hinweis darauf, dass der FX-’Markt’ ganz anders funktioniert als die Öffentlichkeit glaubt…”
Ja ! Bleiben wir beim letzten Punkt !
Foto: Roland zh, Wikimedia Commons
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