100 Jahre Kleinösterreich: Von wegen “erkämpfte Republik”

ÖIMAG0676dsterreich feiert in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag und die Brauchtumspfleger der Linken zeigen im wienmuseum die Ausstellung Die erkämpfte Republik. 1918/19 in Fotografien. Mehr Geschichtsklitterung als dieser Titel geht nicht.  Die Erste Republik (“Deutsch-Österreich”)  wurde mitnichten erkämpft, sondern ausgerufen, nachdem die Monarchie im Krieg zerbröselt ist und die Nationalitäten eigene Staaten proklamiert haben.

Wenn hier jemand die Republik “erkämpft” hat, dann waren das (ohne es zu wollen) die WK I- Alliierten, an denen k.u.k. Österreich-Ungarn zugrunde gegangen ist.

Und ein klein wenig auch Männer wie Viktor Adler und Julius Deutsch, die eine “bürgerlich-parlamentarische Republik” wollten bzw. diese militärisch gegen die Linke durchsetzten.

Wen die Tragikomödie des letzten halben Jahres des Vielvölkerreichs ernsthaft interessiert, der/die sollte sich Manfried Rauchensteiners Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger-Monarchie zu Gemüte führen, etwa ab der katastrophal in die Hose gegangenen Piave-Offensive Juni 1918.

Vom dort geschilderten gemanagten Zusammenbruch der Monarchie leiten sich geschätzte 99 Prozent der Ereignisse ab.

Die Väter der Ersten Republik taten, was sie mussten und durften und waren dabei nicht einmal besonders schnell (den Anschluss an Deutschland durften sie nicht, aber das stellte sich erst ein halbes Jahr später in Paris heraus).

Frauenwahlrecht und Achtstundentag gehörten dazu, aber “erkämpft” waren diese nicht.

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Heroen-Büsten der SDAP

Von der mythologisierenden Titelei abgesehen, ist die Ausstellung nicht so übel.

Ein bisschen einseitig schon in der Auswahl, aber jede Seite hat so ihre Prioritäten. Nur Gott hat alles gleichzeitig und gleichermaßen im Auge.

Manfried Rauchensteiner,  Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914-1918. 2013                                                      

Unabhängiger Journalist

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