Bis zur sg. Corona-Krise, die ein kombinierter Finanz- und Energiekollaps sein könnte, strebte Indien “nur” eine Vergrößerung seines Primärenergieeinsatzes um 2/3 in den nächsten zehn Jahren an. Dies, meint ein Professor aus Madhya Pradesh in einem jüngeren Text, sei wg. unerwartet hohen Bevölkerungszuwachses aber nicht mehr realistisch (gewesen). Die EU soll(te) im gleichen Zeitraum übrigens elf Prozent einsparen. Doch noch NB zu CO2.
Die Rede ist von AR Chaurasias Population and Sustainable Development in India.
In seinem dritten Kapitel rechnet der Demograph vor, dass die langfristigen Bevölkerungsprojektionen, mit denen u.a. die UNO rechnet, zu optimistisch wären – konkret:
der Rückgang des Bevölkerungswachstums in den nächsten 30 Jahren wird nicht so stark wie erwartet ausfallen, ebenso wie das projektierte “echte Minuswachstum” ab 2061 (kompliziert, ha?).
Nach den aktuellen Projektionen wäre die Population des Subkontinents freilich noch um das Jahr 2100 merklich größer als heute.
Trotz rückläufigen Wachstums wird die indische Bevölkerung bis 2030 um mehr als 200 Millionen wachsen, meint Chaurasia (2015: geschätzt 1,3 Milliarden).
Das habe zur Folge, dass der südasiatische Staat die energetischen und CO2-Ziele der UN-Agenda zur Nachhaltigen Entwicklung aus dem Jahre 2015 kaum werde einhalten können.
Der Experte des Shyam-Instituts fasst das in seinem 11. Kapitel unter “Bevölkerungseffekte auf die Umwelt” zusammen und gibt folgende (eigene) Kalkulation zum Besten (der Kürze halber hier keine CO2-Projektionen ):
2015 | 2030e | Δ | |
882 | 1.482 | plus 68% |
Ausgewählt wurde hier Chaurasias mittleres Szenario, das den Namen “India Vision” trägt. Es zielt auf eine technologisch fortgeschrittene Industrialisierung. “BAU” läge höher, “New Policy Initiative” drunter.
Zum Vergleich dazu ein ähnliches Szenario für die EU (fast selber Zeitraum, Daten von IEA/WEO 2017 und 2019).
2016 | 2030e | Δ | |
1.594 | 1.414 | minus 11% |
Auch das ist ein mittleres Szenario, das im World Energy Outlook “Stated Policies” genannt wird (Stand November 2019, bis heute wahrscheinlich noch etwas “nachgeschärft”). Das von der IEA gar nicht extra ausgewiesene BAU liegt drüber, das grüne “Sustainable Development” drunter.
Nun zeigt ein Seitenblick auf die USA und Japan, dass das Land der Aufgehenden Sonne eine der EU vergleichbare Musterknaben-Rolle spielt , während für die Vereinigten Staaten immerhin ein leichtes Wachstum des Primärenergieeinsatzes erwartet wird.
2016 | 2030e | Δ | |
USA | 2.154 | 2.214 | plus 3% |
Japan | 431 | 387 | minus 10% |
Auch hier stammen die Daten von der IEA, Szenario “Stated Policies”.
***
Die Frage ist freilich, ob die Würfel inzwischen nicht neu gefallen und Projektionen für die einen wie für die anderen gegenstandslos geworden sind.
Es gibt etliche Hinweise, dass Erdöl – das größte Stück des Primärenergie-Kuchens (knapp 40% ex Atomkraft) – aus geologischen und politischen Gründen nicht mehr so leicht verfügbar sein wird ist wie bisher
und auch um die förderbaren Kohlereserven scheint es nicht zum Besten zu stehen (siehe z.B. David Rutledge hier: weltweite mineable reserves ab 24:40).
Eine direkte Nachschau zu den förderbaren (abbaubaren) Reserven ist wg. Firmen- und Staatsgeheimnissen freilich nirgendwo möglich.
Klar ist nur, dass die in den MSM oft gehypten Lagerstätten Bruttowerte darstellen und ein Vielfaches dessen sind, was in der wirklichen Welt abgebaut (gefördert) werden kann.
Nachbemerkung, 4. Juli 2020, 07.00 Uhr: Indien wird per “India Vision” in den nächsten zehn Jahren 1,7 Gt. mehr CO2 ausstoßen, die EU will um ca. 1 Gt. senken (“Stated Policy”).
Wenn der hauptsächliche oder alleinige Treiber der “Erderwärmung” aber Kohlendioxid ist, wie die offizielle Doktrin behauptet, ist das ein “schlechter Abtausch”.
Atmosphärenphysikalische Phänomene planetarischen Ausmaßes kümmern sich nicht darum, WO die Einflussfaktoren entstehen.
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