Das Golf-Emirat Katar, dessen Herrscherfamilie ein früherer österreichischer Bundespräsident als “liebe Freunde” bezeichnet, hat der EU mit der Einstellung seiner Erdgaslieferungen gedroht, sollte sich Brüssel weigern auf Teile seiner Lieferketten-Richtlinie zu verzichten. Katar lieferte im ersten Halbjahr ’25 zwar höchstens 8,9 Prozent der Flüssiggas-Einfuhren, die Berufung auf angebliche Legal-Hürden der Union könnte jedoch Schule machen – beispielsweise bei US-amerikanischen LNG-Lieferanten. Der im Berlaymont ansässige europäische St. Bürokratius hat vorerst wieder mal Abhilfe versprochen.
Nach der öffentlich zugänglichen (und kostenfreien) Datenlage, die aus Brüssel oder Luxemburg stammen muss, sind in der heurigen ersten Jahreshälfte nur 6,6 der insgesamt importierten 74,6 Mrd. Kubikmeter LNG aus dem “Mittleren Osten” gekommen, weitaus überwiegend – oder gar ausschließlich – aus Katar.
Das sind zwar nur 8,9 Prozent aller LNG-Einfuhren der Union, Katar ist aber der dritt- oder viertgrößte Flüssiggas-Lieferant der Euros (Algerien, das hauptsächlich via Pipeline verkauft hat, könnte jetzt auch bei den Gasexporten per Schiff “die Nase vorn haben” – wen juckt’s?)
Die US-Amerikaner haben im 1. HJ 43,4 Mrd. m3 oder mehr als 58 Prozent der europäischen LNG-Einfuhren geliefert, nicht einmal fünf Mrd. m3 weniger als der regionale Pipeline-Großexporteur Norwegen.
Wenn die Amis auch anfangen, an der erst umzusetzenden Lieferketten-Richtlinie herumzumäkeln und Ausnahmen verlangen, ist’s allmählich Matthäi am Letzten.
Wie zweifellos noch erinnerlich, haben die Moralapostel in diversen Staatskanzleien den früheren Großversorger Russland “verbellt”, der nur mehr homöopathische Dosen liefert, hauptsächlich teures LNG aus “seinem Hohen Norden” (siehe z.B. hier).Vielleicht sind die Ruskis sogar froh “verbellt” worden zu sein.
Wahrscheinlich geht die Geschichte sowieso ganz anders.
Die Kataris haben einen juristischen Vorwand um nicht mehr liefern zu müssen gesucht
- und, wie sie glauben, im Lieferketten-Ukas gefunden.
Die Amis machen mit zahlender Kundschaft zwar gerne Geschäfte, sehen inzwischen aber, dass
- auch die Asiaten gut zu löhnen bereit sind, alldieweil
- in den USA selbst das einst “sprudelnde shale gas” schon den Rückwärtsgang eingelegt hat.
Deswegen wäre auch hier ein rechtlicher Vorwand praktisch.
Und um Norwegen nicht zu vergessen
- das ist mittlerweile zwar Pipeline-Lieferant Nr.1 der Euros, und insgesamt noch immer “Marktführer”, einen Hauch größer als die USA,
- hat aber schon einmal bessere Zeiten vor sich gehabt.
Ab 2027 scheint auch dort Schluss mit lustig zu sein. Nach dieser Vorausschau des Offshore-Direktorats von Norskpetroleum – Grafik etwa in der Seitenmitte – kann die Produktion 2026 noch einmal geringfügig zulegen,
ehe sie in den Folgejahren dann “abtaucht”.
Kurz: Katar ist zwar das kleinste “LNG-Tortenstück”, kann aber durchaus als “Eisbrecher” fungieren (wenn man in diesem Fall so formulieren darf).
Eben ähnlich, wie wenn man in Österreich sagt: “In Linz beginnt’s.”
Kommt davon, wenn man glaubt unliebsame Lieferanten einfach so von der Bettkante stoßen zu dürfen.
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