Nachdem am Wochenende die US- die Chef-Dumpfbacke der EU getroffen hat, warf das Publikum auf beiden Seiten des Atlantiks ein Blickerl in den Abgrund und war dann schnell mit den falschen Schuldzuweisungen bei der Hand. Statt den Finger auf irgendeine der zahlreichen realen Wunden zu legen, aus denen die EU und die USA bluten – z.B. Überschuldung, Energiemangel und eine daraus resultierende Wachstumsschwäche – wurden Räuber Hotzenplotz, Krokodil und andere Sündenböcke aus der Puppenkiste gezogen: Trump und seine Handelspolitik waren hierzuland Hauptschurken - “eh kloa”, wohingegen die Energie-, Klima- und Außenpolitik der Euros, für die die gefönte Urschl steht, nicht weiter der Rede wert waren; Politiken, die z.B. die EU-Autoindustrie schon lange vor Trump in die Bredouille gebracht haben. Alles in allem eine Luftnummer zweier mit-dem-Rücken-zur-Wand-Steher, die nur die jeweiligen Cheerleader von der Richtigkeit ihres Weltbilds überzeugte. Die Euros versprachen, was sie nicht halten können und die Trumpisten suhlten sich im Schein-Triumph ihres ebenfalls todgeweihten Frontmanns.
Das vordergründig Realste war noch, dass speziell die Kommissions-Präsidentin einen schlechten Eindruck machte, was die Trumpisten und alle anderen, die einen Pik auf die Union haben, zum Schluss verleitete, dass
- endlich das Ende der völlig weltfremd agierenden EU-Staaten gekommen sei und
- dass dies eine indirekte Bestätigung der eigenen Ideologie und des eigenen Lifestyles sei – egal ob es sich bei dem “Watcher” um einen patriotischen US-Beobachter oder einen solchen aus einem BRICS-Land gehandelt hat.
Während die erste Annahme viel für sich hat, sollte man nicht allzusehr auf den zweiten Punkt versteifen. Der kaum verborgene “Offenbarungseid” der Euros bedeutet im Umkehrschluss nämlich nicht, dass sich – sagen wir – Südafrikaner, Chinesen oder Israelis in ihren jeweiligen Wegen bestätigt fühlen dürfen,
sondern nur, dass wir Euros in der ersten Reihe jener stehen, die schon in den nächsten Jahren “drankommen”
und dass andere bald folgen oder uns sogar schon vorangegangen sind.
Die Letzten werden wohl die Nordamerikaner, Ruskis und ev. Brasilianer sein, weil besagte Völker die größten Ressourçen haben; “drankommen” tun freilich auch die.
Die heutigen Europäer mit ihrer großen Klappe und ihrer frömmelnden Art hingegen haben leider auch Nachteile, für die sie nichts können
- beispielsweise, dass sie pro Kopf die weltgrößten Nettoimporteure von Öl und Gas sind
und ihre größte Schuld dafür besteht in dem Umstand, dass sie das nicht wissen, obwohl sie es wissen könnten.Die Euro-Eliten wissen es zweifelsohne, haben bisher aber nur gewagt, Kindermärchen für diese Tatsache aufzutischen
(dabei müsste man eigentlich nur die Zahlen der jüngsten Statistical Review of World Energy mit den ebenfalls allgemein zugänglichen UN-Bevölkerungszahlen zusammenführen).
Wahrscheinlich wird man versuchen, das beachtliche Konsum-Stück aus der “Weltwirtschaft” heraus zu schneiden, das die großsprecherischen und frömmelnden Europäer bisher konsumiert haben,
in der trügerischen Hoffnung, dass für die anderen dann ausreichend bleibt (das gleiche “Schicksal eines frühen Todes” wird auch zahlreiche asiatische Völker treffen).
Eine vage Vorahnung davon mag viel zur “Schadenfreude” beigetragen haben, die nach dem Irlandtreffen außerhalb Europas spürbar wurde (vielleicht ist es auch ein ein tiefes, womöglich noch im Tierreich verankertes menschliches Bedürfnis zu glauben, dass andere Gruppen den Tod verdienen, weil sie diesen wegen ihres “Soseins” – Anpassungsunwilligkeit, schlechter Charakter, Dummheit, etc. – “provoziert haben”.)
Das mag als intuitiv wahrgenommene Realtät durchaus hinter den außereuropäischen Reaktionen auf diese “Luftnummer” gestanden sein.
Aber sonst?
Den leeren Versprechungen der gefönten Urschl oder den unwidersprochenen, passiv-aggressiven Angebereien des eitlen Mannes aus dem Weißen Haus glauben?
Zum Beispiel, dass EU-Akteure den USA künftig noch einmal so viel Erdgas und Erdöl abnehmen wie in der jüngsten Vergangenheit? Und dass es im Gegenzug bei einem Zollsatz von nur 15 Prozent für Industriegüter bleiben wird,
die aus einem Kontinent stammen, der “as a matter of policy”, bewusst und willentlich seine eigene Deindustrialisierung betreibt oder wenigstens in Kauf nimmt?
Derlei ist, pardon, auch kein “Diktat à la Versailles”, wie das am alten Kontinent manchmal gemeint wurde, siehe z.B. hier und hier.
Nein, die angeblichen Ergebnisse des Irlandtreffens waren ein irrelevanter PR-Stunt, der höchstens für den innenpolitischen Bedarf in den USA geeignet ist.
Und vlt. noch zum Verschwurbeln der noch düstereren Realität hinter Gestik & Mimik der Gipfelanten.
Bild: European Union, 2025, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
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