Im Spiegelkabinett der Fake News

Die “Berichterstattung” über AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel ist kein journalistisches Produkt, sondern Informationskrieg. Sowohl Gegner als auch Proponenten nutzen, was man summarisch als fake news bezeichnen kann: den Einsatz von fiktionalen Textsorten, Fälschungen und Halbwahrheiten, die den mehr oder weniger flüchtigen Leser in die Irre führen.

Dabei sind der “Kreativität” der beteiligten Informationskrieger scheinbar keine Grenzen gesetzt.

Als Beispiel für eine “pro Weidel”-Variante dieses Vorgangs, dem auch der Autor dieser Zeilen auf den Leim ging, kann David Bergers Aktionskünstler-”Meldung” auf philosophia perennis betrachtet werden.

In diesem Eintrag wird eine angebliche rassistische Email der heutigen AfD-Spitzenkandidatin als Werk einer Gruppe von Berliner Aktionskünstlern hingestellt.

Der Beitrag ist zwar ausdrücklich als Satire gekennzeichnet – dieser Blogger, der sich eigentlich bemüht genau zu lesen, nahm ihn trotzdem für bare Münze.

Ich war nicht der einzige.

Schwer zu sagen, warum ich mir den Text nicht genau angesehen habe.

Vielleicht, weil es offenkundig ist, dass eine mit Dutzenden Akteuren abgestimmte Kampagne gegen die AfD stattfindet.

Vielleicht auch wegen “Frau Gertrude”, dem Video einer angeblichen Holocaust-Überlebenden, das in Österreich dazu beigetragen hat, 2016 den heutigen Bundespräsidenten ins Amt zu bringen.

Das Video wurde später mit einem Kreativpreis ausgezeichnet, Auftraggeber “Gemeinsam für Van der Bellen” wurde zum Werbekunden des Jahres gekürt.

Statt mich hellhöriger zu machen, hat mich diese Causa scheinbar verleitet, publizistische Kriegsführung nur einer Seite zuzutrauen. Das tut mir leid.

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Das gesagt habend, bestehe ich weiter darauf, dass das durch die Öffentlichkeit geisternde “rassistische Lille Email” eine Fälschung ist – wenigstens in der Form, wie es von einem Weidel-Gegner per Twitter in Umlauf gebracht wurde.

Die Typographie des Textkörpers stimmt nicht mit dem Kopf überein und die Antwort-Adresse (“mailto”) hat ein falsches Format.

Das von Petzold gezeigte Foto muss aber nicht zwingend das Original sein, um das es beim hinter den Kulissen stattfindenden juristischen Tauziehen geht.

Es liegt zwar nahe, weil Petzold eindeutig einer Partei zugeordnet werden kann und die Weitergabe wohl kaum durch Weidels Anwälte erfolgt ist – aber sicher ist das nicht.

Man kann im Internet-, Twitter und Youtube-Zeitalter alle möglichen Dinge in Umlauf bringen ohne dass a) ihre Authentizität gewährleistet ist und ohne dass sich b) jemandem ein Strick aus einer Fälschung drehen ließe.

Unabhängiger Journalist

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