Für das Germanwings-Unglück kommt nicht nur das Hijacking durch eine Maschine/einen Computer in Frage. Es kann auch durch einen “ferngesteuerten Menschen” verursacht worden sein. Wie die Zeitungsphrase vom Amokpiloten nahelegt, kann der Kopilot ohne weiteres als Gegenstück zu den Amokschützen an diversen amerikanischen High Schools gesehen werden.
Ego-Shooter, Rachegedanken und Medikamente sind keine wirklich ausreichenden, überzeugenden Erklärungen für deren Untaten. Die Möglichkeit, Stimmen im Kopf zu erzeugen, existiert schon seit mehr als 40 Jahren und US-Opferorganisationen behaupten, dass Nachfolger dieser Technologie an der Allgemeinbevölkerung getestet würden.
Letzteres ist im strengen Sinn nicht beweisbar. Es steht selbst unter dem Verdacht, eine Wahnvorstellung zu sein. Einer solchen Auffassung liegt ein Allgemeinplatz zugrunde, der etwa so lautet: Worüber nicht berichtet wird, existiert nicht. Gerade die aktiven Journalisten sollten es besser wissen (das Fehlen der Berichterstattung beweist auch noch nichts).
Im Zentrum der mühsam unterdrückten Debatte steht der Begriff Mandschurischer Kandidat. Er entstammt einem Thriller aus den 1960er-Jahren, ein Stoff, der vor dem Hintergrund des ersten Golfkriegs 2004 neu verfilmt wurde. Die Romanvorlage ist u.a. hier zu beziehen.
Die Details des Buchs und des Films tun hier nichts zur Sache. Der Begriff bezeichnet eine Person, die ohne moralische und intentionale Mitwirkung, oft ohne eigenes Wissen dazu gebracht wird, andere (und sich selbst) umzubringen. Ein menschlicher Killer-Roboter, der in Literatur und Film von Regierungen oder gewissenlosen Kapitalgruppen losgeschickt wird..
Das klingt zunächst ziemlich …nun: literarisch, phantastisch. Derlei ist Menschen aus ihrer Alltagserfahrung unbekannt und für Leute, die sich – vielleicht militant – als vernunftbetonte Wesen verstehen, ist solches noch schwerer zu akzeptieren.(Ein speziell unter den Intellektuellen verbreitetes idealisiertes Menschenbild trägt das Seine zur Ablehnung solcher Gedanken bei).
Gerade vernunftbetonte Wesen sollten Bedingtheit und Veränderbarkeit menschlicher Urteile jedoch als gegeben hinnehmen. Es steht ihnen nicht gut zu Gesicht, sich neuen/bisher übersehenen Fakten und Einsichten zu versperren.
Ein Volk von Meerschweinchen
Vor ein paar Monaten erschien in den USA das Buch des texanischen Arztes John Hall mit dem Titel Guinea Pigs. Das bedeutet Meerschweinchen – Versuchskaninchen wäre aber die inhaltlich zutreffendere Übersetzung.
Hall ist mit seinen Formulierungen oft übervorsichtig, weil er Mitglied ehrwürdiger Berufsorganisation ist. Seine Grundthese ist aber klar: Die US-Regierung bzw. Teile des Machtapparats haben der Öffentlichkeit unbekannte Technologien zur Verfügung, die eine historisch beispiellose Bevölkerungskontrolle ermöglichen.Im Zentrum steht die Erfassung und (teilweise) Steuerung von Menschen über deren Gehirnströme.
Diese Technologie, an der seit 70 Jahren gearbeitet wird, scheint noch nicht ganz ausgereift. Sie befindet sich derzeit noch im Erprobungsstadium. Sie stammt aus der Militärtechnik und ihre Ursprünge reichen bis zu den “irren” Nazi-Psychiatern zurück, die nach dem zweiten Weltkrieg zu Tausenden in die USA geholt wurden (“Operation Paper Clip”, siehe hier).
Die Funktionsprinzipien der letztgenannten Waffen stammen aus der Neurowissenschaft. Diese Technologie kann eingesetzt werden um feindliche Soldaten zu massenhaften Kapitulation zu bringen (z.B. im Irak). Mehr ist dazu nicht bekannt. Kaum besser ist die Informationslage bei den Waffen, die direkte, zielgerichtete Energie gegen Zielobjekte einsetzen.
Deren Existenz wird immerhin zugegeben und manchmal findet die Technologie ihren Weg in öffentlich zugängliche job descriptions. Hier besteht keine plausible deniability mehr, fraglich ist für Außenstehende oft “nur”, wovon in concreto die Rede ist.
Die genannte Forschung unterliegt in beiden Bereichen strikter Geheimhaltung, zumindest in ihrem Kern. Manchmal sickert ein wenig durch und das sind meist Teilprojekte, die an Universitäten vergeben wurden und die typischerweise gar nicht im Fokus, nicht im Zentrum des Programms stehen. All das passiert in Namen der nationalen Sicherheit Das ist der Grund, warum der Versuch von außen diese Technologien zu beschreiben nur unzureichend und unglaubwürdig sein kann.
Um ein zugespitztes Bild zu bringen: Es ist, als wollte man Menschen am Ende der Jungsteinzeit Technologien zur Erzeugung von Stahl erklären. Deren Antwort würde wohl so ausfallen: Okay – es gibt da dieses gut formbare Kupfer und ein paar gescheite Leute sagen, dass man daraus einen ebenfalls formbaren, härteren Stoff namens Bronze erzeugen kann… aber ein Stoff, der noch um Vieles härter als Bronze, sogar härter als Stein ist, ist völlig undenkbar!
Hall, der Schmerzdoktor aus St. Antonio, sieht sich unzweifelhaft in der Rolle des gut informierten Bronzezeitmenschen. In Guinea Pigs berichtet er vom bereits in den 1950ern erfundenen Neurophon, das es ermöglicht, Musik (und Stimmen) ins Großhirn eines Menschen zu senden, die von niemand anderem zu hören sind als dem Empfänger. Zu diesem Zweck waren damals noch Elektroden nötig, die man am Körper der Versuchsperson anbrachte.
Heute sind Kontaktplatten auf der Haut und implantierte Chips Schnee von gestern. In den 1990er-Jahren wurde an der University of Virginia entdeckt, dass der Sacculus, ein Organ im Innenohr, Ultraschall vernehmen und diesen im Gehörzentrum des Hirns in Laut(e) umwandeln lassen kann. Das Resultat hört sich an wie eine “echte Sinneswahrnehmung”.
Kurz, der gute Mann geht davon aus, dass es inzwischen Möglichkeiten gibt, jemanden “die Stimme Gottes” hören zu lassen ohne dass es (aktueller) physischer Manipulationen bedürfte.
Die Fähigkeit, solche Halluzinationen hervorzurufen wäre schon deswegen bemerkenswert, weil jeder, der “Stimmen hört” als in irgendeiner Form psychisch krank gilt. Für die psychiatrische Fachwelt leidet er an Schizophrenie, Wahrnehmungs- oder Persönlichkeitsstörung – wie immer das Etikett heißen mag. Daher schließen Diagnosen von Schizophrenie etc. eine Manipulation der Hirnströme von außen auch gar nicht aus. Sie beschreiben ein- und dasselbe Phänomen: Männchen im Ohr.
Das bewusste Herstellen multipler Persönlichkeiten, sagt Hall, diente schon beim Vorvorgängerporogramm MK Ultra als die Ankertechnik (Guinea Pigs, S. 25).
Seit seinem vorletzten Buch über Satellitenterrorismus in den USA vertritt er auch offiziell die Meinung, dass Zielobjekte heute durch die einzigartigen Frequenzsignaturen ihrer Gehirnströme aus der Ferne identifiziert werden können. Sie können auch in einen bestimmten emotionellen Zustand versetzt werden. Er nennt das “remote neural monitoring”/”remote influencing”.
Wissenschaftsgebildet wie er nun einmal ist, meint Hall, dass die neuen Kontrolltechnologien nicht ohne entsprechende vorherige Erprobung eingesetzt werden können. Er geht von einem momentan stattfindenden Großversuch aus, an dem quer üpber die USA verstreut viele tausend Probanden teilnähmen – gegen ihren Willen.
Ein Großversuch, bei dem mit großem Aufwand und nach einem bestimmten Muster ausgewählte menschliche Versuchskarnickel belästigt, physiologisch gequält sowie beruflich und sozial ruiniert würden. In einem eigenen Kapitel seines Buchs
beschreibt er die seiner Meinung nach immer gleiche Struktur des Experiments. Es besteht aus sechs Phasen: selection, surveillance, stalking, defamation, attack and monitoring.
Hall nennt das vermeintliche Vorgehen nonconsensual experimentation, die Durchführung von medizinischen Experimenten ohne Einwilligung der Probanden.
Das ist eine Analogbildung zu non-consensual sex/Vergewaltigung, einem relativ jungen Begriff. Das reale Vorbild dieses Vorgehens ist eine Generation älter. Es sind die Praktiken von MKUltra in den 1950ern- und 1960ern. Das war ein aus 149 Subprojekten bestehendes mind control-Programm der CIA, bei dem wüste Menschenversuche abgelaufen sind.
Die Praktiken sind alle belegt und es sind Dutzende Bücher darüber geschrieben worden. Nach einer Anhörung im Senat im Jahr 1977 (Church-Komittee) und der gerichtlich erzwungenen Veröffentlichung tausender Seiten offizieller Dokumente wurde zumindest die Spitze des Eisbergs sichtbar. Trotzdem sind die Vorgänge heute vergleichweise unbekannt.
Ein echter Revanchetäter bei der Navy
Das Buch unterscheidet zwischen dem, was sein Autor für einen unethischen Großversuch an der Allgemeinbevölkerung hält und einer Gruppe von Personen, auf die der militärisch-industrielle Komplex Zugriff hatte und die von diesem direkt manipuliert/geführt werden. Aus dieser rekrutieren sich die sozusagen echten mandschurischen Kandidaten, die man für Spezialaufgaben vorhält.
Sie gehören nicht ins Sample der Allgemeinbevölkerung. Die Mehrzahl der amerikanischen shooter haben sich vor ihrer Tat beklagt, dass sie Opfer von Bewusstseinskontrolle seien, sagt Hall. Diese seien eine Elite und trotzdem nicht davor gefeit, geschurigelt zu werden.
Ein Beispiel für diesen Typus ist Aaron Alexis, der im September 2013 ein Massaker in einer Navy-Institution in Washington angerichtet hat – allem Anschein nach scheinbar aus Rachegelüsten. Alexis ist nach dieser Interpretation kein klassischer mandschurischer Kandidat, sondern ein echter Revanchetäter, der mit Institutionen, die ihn zum Versuchskarnickel degradieren, abrechnen möchte.
Alexis glaubte, dass er von der Navy mit niederfrequenten Energiewaffen attackiert wird und er hat diese Überzeugung in Emails an eine Gruppe namens Freedom From Covert Harassment and Surveillance (FFCHS) dokumentriert. In sein Gewehr hatte er die Worte “Das ist meine ELF-Waffe” eingraviert. (ELF bedeutet “extrem niedrige Frequenz”)
Ist Alexis ein Beispiel für einen Psychopathen mit Wahrnehmungsstördungen ? Vielleicht. Sicher ist aber ein Beispiel für einen Geheimnisträger, wie Wikipedia zu entnehmen ist.
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