Der Konflikt, der zwischen dem Westen und Russland nach dem Regierungswechsel in der Ukraine und der Abspaltung der Krim entstanden ist, hat das Zeug, beide Seiten wirtschaftlich zu schädigen und im Extremfall sogar das Weltfinanzsystem aus den Angeln zu heben. Weniger wegen der Sanktionen selbst, sondern wegen ihrer Begleitumstände.
Dass Russland bzw. in Dollar verschuldete Russen unter dem Rückgang des Rubelkurses leiden, liegt auf der Hand.
Die Strafmaßnahmen werden aber auch den US-Dollar selbst treffen, der seit 1971 ja nicht mehr durch Gold und seit 1973 faktisch durch Öl gedeckt ist. Auf Basis eines Abkommens, das der damalige Außenminister Henry Kissinger mit den Saudis geschlossen hat (und das später von der OPEC übernommen wurde), wurde der US-Dollar jene Währung, in der (bis vor kurzem) alle internationalen Öllieferungen bezahlt werden mussten.
Dieses Währungssystem hat in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Löcher bekommen. Es entstanden viele Dutzend, wenn nicht gar Hunderte bilateraler und regionaler Handelsabkommen, die den Austausch auf Basis der Währungen der jeweiligen Handelspartner ermöglichen. Das heißt, dass Öl und Rohstoffe zunehmend auch für Nicht-Dollarbenützer erhältlich sind – und dass die internationale Nachfrage nach der Weltleitwährung (und den zugehörigen US-Anleihen) zurückgeht.
Einen weiteren – großen – Mosaikstein scheinen nun die über Russland verhängten Sanktionen zum Fallen gebracht zu haben. Das Problem ist nicht so sehr, dass die kremlnahe Bank Rossija aus dem westlichen Zahlungssystem ausgeschlossen wird. Es geht darum, dass der russischen Regierung – wie auf dem Silbertablett – eine Begründung geliefert wird, aus dem Dollarsystem auszusteigen. Es geht dabei nicht um die 15.-größte Bank des Landes, sondern darum, dass Russland sein Öl, Gas und seine Metalle künftig nur mehr gegen Rubel verkaufen will. Der Chef der zweitgrößten russischen Bank, Andrej Kostin, forderte vergangene Woche, dass Russland beginnen möge,
“seinen Handel mit allen Handelspartnern – einschließlich China und Westeuropa – auf Rubel umzustellen (…) und dass die exportierenden Unternehmen bei dieser Veränderung vorangehen sollen.”
Natürlich weiß niemand, wie schnell so etwas gehen kann, ob die dabei auftretenden Schwierigkeiten nicht viel größer sind als erwartet und ob es Moskau damit überhaupt ernst ist.
Aber: Die Sache ist potenziell ein weiterer Sargnagel für das Dollarsystem und ein ziemlich großer noch dazu. Wie zufällig trudelte dann noch eine Reuters-Meldung über ein geplantes Barter-Abkommen zwischen dem Iran und Russland ein, das es dem Iran erlauben wird, ein Viertel seiner Ölexporte gegen russische Waren und Diensteistungen einzutauschen.
Was sich da abzeichnet, scheint in den jingoistischen westlichen Mainstremmedien “niemand auf dem Radar zu haben”. In der deutschsprachigen Presse erst recht niemand – vielleicht mit Ausnahme des kleinen und unbedeutenden österreichischen Wirtschaftsblatts.
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