„Wenn die Türkei irgendetwas unternimmt, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für tabu halte, werde ich die türkische Wirtschaft vollständig zerstören und auslöschen.“ Donald Trump, POTUS, via Twitter NB zur Madman Theory und Venezuela.
Gestern hat Donald Trump (wieder einmal) angekündigt, er werde die US-Truppen aus Nord-Syrien abziehen, was den üblichen “Feuersturm von Kritik” auslöste (“Trump lädt Erdogan zur Invasion ein”).
Heute folgte eine unverhohlen satirische Drohung, die die Mainstream-Journaille mit ernstem Gesicht rapportelte – ebenso wie den Wortlaut der Twitter-Botschaft Trumps – wohl um ein weiteres Mal zu demonstrieren, dass der Mann nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.
Dieser Blogger erlaubt sich anderer Ansicht zu sein.
- Erstens handelt es sich offenkundig um einen in Politico-Kreisen alt bekannten Schachzug, der darin besteht, eine ernst gemeinte Ankündigung hinter rhetorischer Symbol-Politik zu verstecken,
- zweitens jedoch fiel seine Säbelrasselei von heute derartig unernst aus, dass man sich die Frage stellen muss, ob diese a) noch den gewünschten Effekt hatte und b) welche Gruppen genau verarscht werden sollten.
Denn um eine Verarsche hat es sich gehandelt – das verstanden sogar Trumps bemitleidenswerte Redneck-Wähler aus dem Mittleren Westen. Man konnte förmlich hören, wie sie sich prustend auf die Schenkel klopften.
Nur die Mainstream-Journaille und die demokratischen Führer mussten ernst bleiben und besorgt den Kopf schütteln.
Ein schlaues Kerlchen hat einmal gemeint: Watch what they do, not what they say
- und dieser Ratschlag gilt besonders für Trump.
Fast alles, was der Donald außenpolitisch bisher getan (oder unterlassen) hat, läuft auf einen verdeckten militärischen Rückzug aus dem historischen Dollar-Imperium und “Isolationismus” hinaus.
Weil aber eine Unzahl unterschiedlichster Gruppen diesem Vorhaben feindselig gegenüber stehen, kann eine solche Politik unmöglich “offen gespielt werden”.
Trump muss alle möglichen Schritte vor und zurück machen, widersprüchliche Twitter-Messages absetzen oder Leute heuern & feuern um den langfristigen roten Faden seines Handelns zu camouflieren.
Das erweckt manchmal den Eindruck, dass ein unberechenbarer irrer Clown ins Oval Office eingezogen sei (was oft erheiternd ist).
Die Gefahr ist freilich, dass wegen Trumps elaborierter Camouflage der rote Faden seiner Außenpolitik nicht mehr erkannt werden kann.
Bild: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America [CC BY-SA 2.0] via Wikimedia Commons
Nachbemerkung, 8.10.2019, 7.00 Uhr: Ein relevanter Teil an sich ernst zu nehmender Leute huldigt dem Glauben, dass Trump tatsächlich ein geistesgestörter Clown ist, der es ins Oral Office geschafft hat.
Man kann das nicht ausschließen.
Ich verweise allerdings darauf, dass z.B. Trump-Vorgänger Richard Nixon bewusst das Image eines Verrückten aufgebaut hat um gewisse politische Ziele zu erreichen.
Und Venezuela ist kein gutes Gegenargument für meine Ansicht, dass sich DJT langsam aber sicher aus den Aufgaben eines Weltgendarmen zurückzieht.
Abgesehen davon, dass Trump Maduro bisher “nur in den Sanktions-Schwitzkasten genommen hat”, gehört Venezuela zur US-amerikanischen Hemisphäre (siehe “Monroe-Doktrin”).
Dieser Blogger hat nie behauptet, dass sich Trump auch aus dieser zurückziehen wolle.
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