Die Identifizierung der Terroristen, die vorgestern in Paris 150 Menschen getötet haben, läuft auf Hochtouren. Unter den Tätern findet sich auch ein Syrer, der über Griechenland eingereist und über die Balkanroute in die EU gelangt ist. Er scheint quasi offiziell durch österreichisches Territorium geschleust worden zu sein. Die österreichischen Medien-Schoßhündchen, die – nach dem Motto “wie wir involviert sind” – sonst jedem lokalisierbaren News-Fetzerl nachjagen, übergehen das mit noblem Schweigen. Nachbemerkung zu “Blic” und “Spekulation”.
Die fragliche Person ist der 25-jährige Ahmed Almuhamed, dessen Personalausweis auf mysteriöse Weise das Selbstmordattentat überstanden hat. Almuhamed ist am 3. Oktober über die griechische Insel Leros mit einer Gruppe von 68 anderen Flüchtlingen in die EU eingereist und hat dort einen Asylantrag gestellt. Das haben die Griechen mittlerweile offiziell bestätigt.
Bereits vier Tage später betrat der Mann aus Mazedonien kommend, serbisches Staatsgebiet und wurde von den dortigen Behörden registriert.
Danach, schreibt das serbische Massenblatt Blic, reiste der Mann über Kroatien und Österreich weiter. Die französischen Ermittler haben sich um Amtshilfe an Belgrad gewandt (derlei brauchen sie in Wien gar nicht versuchen, weil sich die österreichische Regierung sowieso darauf beschränkt, die Flüchtlinge mit bestenfalls halblegalen Praktiken durch Österreich zu schippern).
Ein zweiter Schlüssel-Täter, einer der das Massaker im Bataclan verübt hat, scheint eher Marke französischer Eigenbau zu sein. Seine Identität konnte rekonstruiert werden, weil nach dem Attentat ein Finger übriggeblieben ist, dessen Abdruck genommen werden konnte.
Es handelt sich um den 29-jährigen Ismaël Omar Mostefaï, ein Franzose mit algerischen Wurzeln, der lange in Chartres gelebt hat. Zwischen 2004 und 2010 ist er acht Mal wegen kleiner krimineller Delikte verurteilt worden, er ist aber nie gesessen. Etwa um 2010 radikalisierte sich der Mann. Im Winter 2013/14 reiste er nach Syrien, danach missionierte er in aus Nordafrika stammenden Moslemkreisen. Aus dieser Spur scheint es eine Kontakte zur Islamistenszene in Belgien zu geben. Mehr dazu bei Le Monde.
Die Attentate, die am Freitagabend in Paris verübt wurden – eines gegen ein Rockkonzert, eines am Rande eines Fußballmatches und mehrere Schießereien in Bars und Restaurants waren jedenfalls koordiniert. Zeitlich waren sie nur wenige Minuten voneinander entfernt.
Nachbemerkung, 15.11.2015, 13:30: Es gibt ein paar Leute, die mit der Blic als Quelle unzufrieden sind. Abgesehen davon, dass die story mittlerweile in Belgrad bestätigt wurde, sind die sensationalistischen Geschichten des Boulevards relativ leicht zu erkennen. Der besagte Bericht trägt keines dieser Merkmale.
Das österreichische Innenministerium, Zentrale der hiesigen Schlepperorganisation (“GO” = governmental organization) bezeichnet den Bericht laut ORF-Radio als “Spekulation” (man sieht, unsere Medien müssen unter dem Druck des Internet ihr Schweigen brechen).
Das Statement des Ministeriums ist wirklich gut. Angesichts dessen, dass Athen und Belgrad inzwischen gesprochen haben, wär’s interessant zu erfahren, wie der gute Mann nach Meinung der Wiener Bürokraten weiter nach Frankreich gelangt sein soll. Hat er vielleicht gar einen laaaaàangen Anlauf genommen und Österreich übersprungen?
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