Hier ist das Transkript einer Wortmeldung eines englischen EU-Parlamentariers am vergangenen Dienstag. Es handelt sich um den “Euroskeptiker” Nigel Farage, dessen Partei, die UKIP, den Tories bei den vergangenen Europawahlen eine empfindliche Niederlage zugefügt hat: “Wenn du den russischen Bären mit einem Stock reizt, sei nicht verwundert, wenn er darauf reagiert.”
Ich stimme Farage weitgehend zu, besonders bei seiner Feststellung, dass der Westen einen Krieg provozieren will, weil er glaubt, diesen siegreich beenden zu können, wie ich sage. (Also wenigstens mit einem politisch genehmen Regimewechsel in Moskau.)
Was ich ein wenig anders formulieren würde, ist Farages Aussage über den extremistischen Islam, die man so verstehen könnte, dass es keine Alternative zu einem Krieg der Kulturen gibt und dass seiner Meinung nach eine Koexistenz der Zivilisationen unmöglich ist.
Farages Beispielfall ist eine wahnsinnige sunnitische Terrorsekte, die sich immerhin von “unserer” Seite instrumentalisieren lässt. Farage hat aber grundsätzlich damit Recht, dass sich die Vorstellungen von der Ummah und die eines weltlichen, religiös neutralen Rechtsstaats mit Gewaltenteilung nicht wirklich vertragen.
Was der MEP zwischen den Zeilen sagt, ist erstaunlich. Er deutet an, von wem IS einen guten Teil seiner Waffen bezogen hat. Von einem Politiker des Empires – und Farage ist einer – wäre eigentlich zu erwarten, dass er mit steifer Oberlippe deponiert: “Ja, es sind sind Bastarde, aber sie sind unsere Bastarde.”
Die kritische Ad hoc-Frage stammt von einem Rumänen. Sie zeigt, wie sehr sich die europäischen Sozialdemokraten bereits in den Kalten Krieg 2.0 verliebt haben. Seine Einlassung findet vor dem Hintergrund gähnend leerer Abgeordnetenbänke statt.
Das YT-Original findet sich hier. Die Übersetzung und die Hervorhenungen stammen von mir. Ich habe die Wortmeldung leicht gekürzt.
Nigel Farage, Europa der Freiheit und der Direkten Demokratie (UKIP/Großbritannien):
“Zu den zahlreichen außenpolitischen Fehlern und Widersprüchen der vergangenen Jahre – einschließlich der Bombardierung Libyens und dem Wunsch, die Rebellen in Syrien zu bewaffnen – zählt die unnötige Provokation Wladimir Putins. Das EU-Imperium, das jede Möglichkeit ergreift um zu expandieren, hat schon vor einigen Jahren seinen Anspruch auf das Terrritorium der Ukraine erhoben. Noch schlimmer – einige NATO-Mitglieder haben erklärt, sie wollten die Ukraine in die NATO aufnehmen.
Wir haben den Aufstand in der Ukraine auf direkte Weise ermutigt, den Aufstand, der zum Sturz von Präsident Janukowitsch führte. Das wiederum hat dazu geführt, dass Wladimir Putin reagiert. Die Moral von der Geschichte ist: Wenn du den russischen Bären mit einem Stock reizt, sei nicht verwundert, wenn er darauf reagiert.
Heute peitschen wir das Assoziationsabkommen mit der Ukraine in ungebührlicher Hast durch, während zur gleichen Zeit NATO-Soldaten in der Ukraine ein Übung veranstalten. Haben wir eigentlich den Verstand verloren?
Wollen wir wirklich einen Krieg mit Putin (Russland) ? Wenn wir ihn wirklich wollen, legen wir es jedenfalls richtig an (um diesen zu bekommen).
Wir sollten anerkennen, dass unser Way of Life bedroht ist wie in den vergangenen 70 Jahren nicht mehr. Die jüngsten Enthauptungen amerikanischer und britischer Geiseln illustrieren das auf drastische Weise (…) Im Kampf gegen islamischen Extremismus kämpft Putin – was immer wir von ihm als Mensch halten – auf unserer Seite.
Wir sollten aufwachen. Wir sollten die wirkliche Gefahr erkennen, die unseren Ländern, unseren Gemeinwesen und Gesellschaften droht. Wir sollen mit den Kriegsspielen in der Ukraine aufhören und Ländern wie Syrien, Irak, Kenia und Nigeria gegen die Gefahr, die uns bedroht, helfen. Ob wir ihn mögen oder nicht – hören wir auf, Putin zu provozieren !”
MEP Ioan Mircea Pascu, MEP der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament (Rumänien):
“Sir, was ist ihrer Meinung nach besser: Wenn russische Soldaten Krieg auf dem Territorium der Ukraine führen oder wenn NATO-Truppen in Reaktion darauf auf dem Territorium der Ukraine üben?”
Farage: “Ich wollte den Punkt machen, dass dieses Haus große Schuld auf sich geladen hat, Schuld dafür, dass das Ganze überhaupt entstanden ist. Wir haben Westukrainer gesehen, die europäische Fahnen geschwenkt und randaliert haben, die Dinge angezündet haben und die im Endeffekt jenen Staatsstreich durchgeführt haben, über die der ukrainische Präsident gestürzt ist, was wiederum zu dieser Instabilität geführt hat (Proteste) Ja, ja, sie tragen (auch) Schuld, aber sie weigern sich, diese zu akzeptieren !”
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