Wie man sich den eigenen Ast absägt – Beispiel Libyen

2011 wurde mit ausländischer Hilfe das Gaddafi-Regime gestürzt. Heute, zweieinhalb Jahre danach, herrscht in Libyen das Chaos. Die Libyer haben ein autoritäres Regime gegen Bürgerkrieg und Milizenherrschaft eingetauscht und die EU hat ihren drittgrößten Erdöl-Lieferanten verloren.

Wer sich über die heutige Lage in den nordafrikanischen Land informieren will, kann das auf der CNN-Webseite tun:”Libya: Why it’s all gone so badly wrong”. Der Bericht scheint soweit in Ordnung zu sein – abgesehen von der Tatsache, dass der Reporter “vergessen” hat, dass der Westen vielleicht doch etwas mit der heutigen Situation zu tun haben könnte.

Das war natürlich so. Denn die Revolution wäre ohne die 8.500 Luftangriffe der NATO und die französische Fremdenlegion wahrscheinlich nicht gelungen. Und auch nicht ohne all die islamischen Gotteskrieger, die von den Golfstaaten bezahlt wurden. Diese haben sich im vergangenen Sommer dreier Häfen bemächtigt, was die Ölexporte einbrechen ließ und das Land 14 Mrd. Dollar gekostet haben soll.

Das sieht dann so aus – Graph von der Seite Crudeoilpeak


Europa, das 2010 noch 1,1 Millionen Barrel pro Tag aus Libyen importiert hatte, bekam zuletzt praktisch kein Erdöl mehr von dort, die Produktion betrug nur mehr 200.000 nach 1,6 Millionen Barrel p.d. im historischen Schnitt. Libysches Öl hatte vor allem die südeuropäischen Länder versorgt. Es war der größte Lieferant der OPEC-Länder und der drittgrößte Importeur für die Union, nach Russland und Norwegen.

Die Europäer hatten aber Glück im Unglück, weil sie den libyschen Anteil durch Lieferungen anderer afrikanischer Länder ersetzen konnten.

Das ging sich statistisch aus, weil die Afrikaner weniger Öl in die USA lieferten, weil dort die Schieferöl-Bubble so richtig losging (Shale oil hat angeblich einen natürlichen Produktionsrückgang von 6 Prozent pro Monat.)

Die unsichtbare Hand der Vorsehung ?

Europa ist drauf und dran, letzterer eine noch schwieriger zu knackende Rätselaufgabe aufzugeben: “Und jetzt, Schicksal, ersetz’ mal die 32 Prozent Importöl, die wir vergangenes Jahr aus Russland bezogen haben !”

Die Europäer werden um den Verzicht auf russisches Öl nicht herumkommen, wie ihnen ihr Kolonialherr bereits inoffiziell, aber autoritativ mitgeteilt hat:  “Now we need to have tougher sanctions. And I am afraid that at some point it has to probably involve oil and gas.”

Na, und wenn die Vorsehung an der Aufgabenstellung scheitern sollte – macht auch nix. Dann werden wir halt weniger Auto fahren. Ist angeblich eh gut für’s Klima.

Unabhängiger Journalist

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