Die vor zwei Monaten begonnenen Vorgänge in Gaza haben (wenigstens) drei Dimensionen, die im folgenden Text analysiert werden sollen: eine militärische, eine demographisch-kulturelle sowie eine “welthistorisch-eschatologische” Dimension.
Vorbemerkung: Dieser Blogger sieht weltweit für alle stadtähnlichen Ballungszentren schwarz und Gaza stellt dabei keine Ausnahme dar. Das heißt freilich nicht, dass man eine “exterministische Politik”, wie von I. betrieben, gutheißen müsste, weil diese entsprechend geframt wird (“Selbstverteidigungsrecht”), oder man keinesfalls Antisemit o.ä. genannt werden mag.
Abgesehen davon, dass erwachsene Menschen solches aushalten können sollten, impliziert eine solche Haltung auch nicht, dass man eine besondere politische Sympathie für militärische Akteure der Hamas entwickeln müsste, denen womöglich das “Schicksal der Zivilisten der B-Seite” genauso egal ist wie den “Tätern von Seite A”.
Bei dieser Gelegenheit sei gleich angemerkt, dass es kein Ruhmesblatt der “Palästinensischen Autonomiebehörde”, speziell der “Palestinian Preventive Security” darstellt, Aktivitäten zu dulden, die Nachbarn töten können (sollen/werden). Und Kairo sollte sich fragen, ob Tausende Tote unter palästinensischen “Brüdern und Schwestern” nicht schwerer wiegen als all die Gründe, die gegen eine Öffnung von Rafah gesprochen haben.
Erste “Zwiebelschicht”: Krieg gegen die Hamas
Das israelische Militär heftet sich als Federl an den Hut, dass es ihm gelungen sei, einen hohen Prozentsatz von Hamas-Kämpfern zu “eliminieren” und – ja, derlei ist gut möglich,
sobald im wirklichen Leben Goliath gegen David kämpft.
Es wird wohl auch so sein, dass viele Zivilisten unter den Gaza-Leuten mit der H. sympathisiert haben und dass sie dies auch künftig tun werden (würden), weil diese als weniger schlimm empfunden wird als die Wächter & Schlächter des 2 Millionen-Gefängnisses.
Und wahrscheinlich genießt die sunnitische Hamas auch militärische Unterstützung des schiitischen Iran, was aus propagandistischen Gründen (“arabische Straße”) zuallererst von den Iranern übertrieben wird,
denn schließlich soll der von seinen sunnitischen Herren enttäuschte gemeine Araber davon überzeugt werden, dass die schiitischen Herren doch die besseren Moslems & Machthaber seien.
Aber wenn man der Wahrheit verpflichtet ist, sollte man die Kirche … äh, ich meine: die Moschee im Dorf lassen.
Die Hamas ist nicht die Hisbollah – und niemand weiß das besser als die IDF.
Die militärische Hamas ist eine religiös motivierte Low Tech-Truppe, die irrationalerweise glaubt(e), gegen die High Tech-Truppe IDF mit deren “vollem kinetischen Arsenal” bestehen zu können.
Wahrscheinlich wartet sie bis heute drauf, dass Allah eingeritten kommt und mit den Israelis aufräumt.
Dazu stellt sich die Frage, warum, zum Teufel, das Agieren der Hamas etlichen Israelis so gut passt …mehr: perfekt in den politischen Kram passt,
beginnend bei diversen Großsprechereien der vergangenen Jahre, bis zur berühmt gewordenen Attacke auf den Rave Anfang Oktober,
für die die H. zweifellos verantwortlich ist,
wobei ein beträchtlicher Anteil der Personen- und Sachschäden freilich von der IDF selbst stammt.
(und natürlich sollte das alles echt untersucht werden).
Ferner scheint Israel nicht nur vorgewarnt gewesen zu sein – es hat den H-Angriff vom 7. Oktober anscheinend sogar geschehen lassen (“LIHOP”, wenn man so will),
zum Beispiel um eine der bereits aus dem Eurasien des 20. Jahrhundert sattsam bekannten ethnischen Säuberungen (“ethnic cleansing”) begründen zu können.
Natürlich kann dieser Blogger das nicht “beweisen”,
allein, weil die Archive erst nach 100 Jahren oder so geöffnet werden – und auch das nur bei Kriegsverlierern
(oder nach anderen unvorhergesehenen “Disruptionen” wie im Fall Russland/Sowjetunion 1917 ff. oder Sowjetunion/Russland 1991 ff.).
Aber die Umstände bzw. das Verhalten der Akteure sprechen Bände.
Der militärische Arm der Hamas plante seit über zwei Jahren besagte Attacke und der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet, dessen wichtigste Abteilung sich mit Terror-Aktivitäten der Arabisch sprechenden Bevölkerung beschäftigt, soll nichts davon mitgekriegt haben?
Ebenso wenig wie der legendäre Auslandsgeheimdienst Mossad, der Augen & Ohren in jedem Regierungsviertel von Istanbul bis Bandar Seri Begawan hat ?
Derlei soll man allen Ernstes glauben?
Die G’schichterln über nicht bezwingbare menschliche Bestien in Gaza sind jedenfalls ungefähr so glaubwürdig wie eine andere Story von vor 20 Jahren,
dass nämlich die weltbeste Luftabwehr außerstande gewesen sein soll, Washington DC und NYC vor zivilen Airlinern zu schützen.
Zweite “Zwiebelschicht”: Ethnische Säuberung
Die IDF und westliche Mainstream-Medien versuchen den Krieg als Auseinandersetzung zwischen Kräften des Lichts und jenen der Finsternis darzustellen, zwei militärisch letztlich ebenbürtigen Gegnern.
Beides ist offenkundig falsch.
Offenkundig geht es um unterschiedliche Arten barbarischer Untaten, begangen an jeweils wehrlosen Zivilisten:
- Morde an israelischen Siedler-Zivilisten einerseits und
- Morde an arabischen Einwohnern des 400 km2 großen Gaza-Streifens, begangen mit Flugzeugen & “taktischen Stromabschaltungen”.
Auch die ex- oder auch nur implizite Darstellung, wonach einander ebenbürtige Gegner gegenübergestanden seien, ist geradezu grotesk.
Hier ist/war nichts ebenbürtig.
Der Gaza-Streifen wird nach der Sonderbehandlung durch die IDF für die nächsten Jahrzehnte unbewohnbar bleiben und die für die Täter einzige Überraschung mag gewesen sein, dass Ägypten die Tore in die Wüste Sinai doch nicht aufgemacht hat.
Wer jetzt noch immer nach einem Handlungsmotiv für den sg. Judenstaat sucht, sei auf diesen Artikel in der Times of Israel verwiesen. in dem ein heterodoxer lokaler Geographieprofessor folgendermaßen zitiert wird:
According to Soffer, there are 7.45 million Jews and others along with 7.53 million Arab Israelis and Palestinians living in what he termed the Land of Israel, meaning Israel plus the West Bank and Gaza Strip.”
“Ich würde sagen, das ergibt ein Motiv”, hätte Inspektor Columbo seligen Angedenkens gesagt.
Dritte “Zwiebelschicht”: Städtische Agglomerationen welthistorisch unhaltbar
Dieser dritte Teil entspringt, zugegeben, der aktuellen welthistorischen Sicht dieses Bloggers und kann nur sporadisch mit archivalischem Material belegt werden
(dazu siehe oben, Textpassage zu den Archiven).
Wenn aber – wie hier erwartet -, demnächst das Zeitalter der dichten Energie zu Ende geht – genauer: ohne adäquaten Ersatz zu Ende geht,
dann wäre auch das Gaza von gestern zum baldigen Tod verurteilt
- ebenso wie z.B. Jerusalem, Tel Aviv, New Delhi, Berlin, London oder Lagos (um nur einige zu nennen) …. “just “saying”.
Bild: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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