Bilderberger: Verhüllungs-Journos gegen Verschwörungstheoretiker

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Iss was G’scheits !

Die österreichischen Journalisten, die sonst jedes Häppchen, das ihnen aus einem Parteisekretariat zugeworfen wird, mit großer Geste enthüllen, sind am zwischen 10. und 14. Juni stattfindenden Bilderbergertreffen bei Telfs in Tirol nicht interessiert. In diesem Fall spielt die örtliche Nähe, die sonst immer besonderen Nachrichtenwert verheißt, keine besondere Rolle: Gähn, das Thema hängt uns schon zum Hals heraus! Theoriker, Schwörungstheoriker, Verschwörungstheoretiker!

130 Reiche und Mächtige aus Transatlantis sind genau betrachtet eigentlich reine Society und damit haben wir’s bekanntlich nicht so. Der europäische Songcontest, den das Wurst nach Wien geholt hat, ist jedenfalls viel wichtiger.

So etwas interessiert unsere Leser ! Die Anti-Bilderberger ziehen im Internet eh’ ein riesiges Spektakel ab. Da brauchen wir nicht mehr… Diese Paranoiker haben sicher keine Ämter und Gremien. Im Gegensatz zu ihnen haben wir seriöse Herausgeber und Aufsichtsräte

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rothensteiner_arEin früherer NATO-Generalsekretär läuft herum und erzählt, welcher Dramaturgie die Bilderberg-Sessions folgen und dass jeder Teilnehmer, wo ihn Gott oder sonstwer hingestellt hat, im Sinne der BB-Schlussfolgerungen wirken soll. Aber es ist nicht so, dass es nur eine Meinung gäbe! Weit gefehlt! Da darf offen alles gesagt werden, was man glaubt, auch Könige und Königinnen dürfen. Sollte nur nicht länger dauern als zehn Minuten.

Und damit’s nicht zu unübersichtlich wird, fasst am Schluss ein Berichterstatter zusammen, was Sache ist und daran sollten sich die Teilnehmer beruflich auch halten: “De aanwezigen worden dan natuurlijk wel geacht gebruik te maken van dit rapport bij het uitzetten van hun beleid in de milieus waarin ze invloed hebben.”

Heißt laut Google Translator:

google_übersetzungNaja, aber eigentlich ist das gar nicht richtig. Eigentlich war der Willy Claes schon in jüngeren Jahren weltfremd und als er das sagte, war er schon senil.

Einer seiner Nachfolger, Anders Fogh Rasmussen, war vergangenes Jahr in Kopenhagen auch dabei. Der ist noch nicht senil und ein schöner Mann!

256px-Rasmussen25042007Aber auch der Philip besuchte 2014 die Bilderberger. Philip Breedlove, der SACEUR-Boss, der oberste europäische Nato-Kommandeur! Anders und Philip sind dann knapp vor dem Mittagessen wieder davongestapft, hat der Guardian vor einem Jahr gebloggt. Mächtig viel zu tun. Die zwei hatten fast keine Zeit, über die Ukraine und die Ruskis zu reden.Was man in der verbleibenden Zeit als Rapporteur halt so daherredet.War eher eine Standardsituation wie der senile Claes sie so falsch geschildert hat.  ;-)

Manchmal, wenn der Anlass es erfordert, gibt es aber auch Spezialseminare. Die dienen scheinbar dazu, Teilnehmer, die eh alle einer Meinung sind, noch mehr einer Meinung zu machen. In Wahrheit geht es um ein Training für politische Führungskräfte.

Dass es solche speziellen workshops gegeben hat (und wohl noch gibt), hat uns der belgische Industriell-Kommissar Étienne Davignon wissen lassen, der seit 1974 jedes Jahr bei der Bilderberger-Konferenz dabei war. Die Gruppe war bei der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung ziemlich hilfreich.

Davignon sagte 2009 im EUobserver:

“Als wir Diskussionen über den Euro hatten, konnten die (einen) Leute (bei den Bilderberger-Veranstaltungen) erklären, warum er das Risiko wert war; die anderen, deren formale Politik es war, das nicht zu glauben, mussten sich das nicht anhören (eigentlich:”waren nicht verpflichtet nicht zuzuhören” – fehlerhaftes Englisch und doppelte Verneinung). Sie mussten dagegenhalten und mit wirklichen Argumenten daherkommen.”

Davignon-ZitatDie geschilderte Situation sollte man sich einmal vor seine inneren Augen führen. Erfahrungen mit bestimmten Gruppensitzungen sind für die Beurteilung vorteilhaft.

Davignon erzählt, dass sich in der von den BB inszenierten Diskussion zwei Seiten gegenübergestanden sind: Die rückhaltlosen Euro-Befürworter und jene, die – wohl aufgrund eines Regierungs- oder Parlamentsbeschlusses – skeptisch sein mussten. Letztere nahmen diese Rolle formell an, persönlich scheinen sie schon überzeugt gewesen zu sein. Um ihre Rolle spielen zu können, mussten sie “mit wirklichen Argumenten daherkommen”.

Jeder Kader einer beliebigen Partei oder Bewegung, der schon einmal eine Schulung durchlaufen hat, wird die Situation, die Davignon geschildert hat, sofort erkennen. Es muss ihm/ihr klar sein, dass es um ein Training geht, in dem die Glaubenssätze der jeweiligen Organisation nicht wirklich zur Diskussion stehen, sondern wo für Debatten mit Außenstehenden geübt wird.

Das und nicht etwa die Ausgabe von Befehlen an widerstrebende Untergebene ist der Hintersinn von Bilderberg. Die “demokratischen” politischen Akteure fühlen sich geehrt, einmal mit den wirklich Mächtigen und Reichen zusammensein zu dürfen und lassen sich mit ausgefeilten persuasiven Kommunikationstechniken das Gehirn waschen/schulen.

Unabhängiger Journalist

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