Hypo Kärnten: Selbstüberdribbelkünstler

Der Wiener Austria haftet seit Urzeiten das Image an, die besten Balltechniker zu haben, die buchstäblich “alles mit dem runden Leder aufführen können”. Leider schießt diese Mannschaft zu wenig Tore oder bekommt in letzter Minute Gegentore. Finanzminister Spindelegger und Nationalbank-Nowotny sollten sich beim FAK bewerben.

Die Violetten werden die Politiker aber nicht nehmen, denn nicht einmal sie brauchen Selbstüberdribbelkünstler. Genau das sind die zwei aber, wie sie bei ihrem Auftritt am Freitag bewiesen haben.

Der erste Haken, den sie schlugen, war, dass sie eine Insolvenz ausschlossen, was die Gläubiger der Bank und die Kärntner sehr erleichtert, den großen Rest aber  sofort wieder auf 180 gebracht hat.  Der zweite Haken bestand darin, die soeben ausgeschlossene Insolvenz wieder auf den Tisch zu legen, sozusagen als drohende Geste, grad wie die Geldeintreiber von der Mafia bei “ernsten Gesprächen” ihre Pistole vor sich auf den Tisch legen. Nichts anderes bedeutete der Terminus “privatrechtliche Abwicklungsanstalt”.

In dieser Situation müssen sich die BayernLB-Manager gefragt haben: “Nanu, und was wollen die jetzt mit dieser Spielzeugpistole?” Der “Generalvergleich” wird nicht so schlecht für sie ausfallen. Und die Halter von 1,9 Mrd. Euro von nachrangigen Hypo-Bonds müssen sich gefragt haben: “Aha, und wie genau wollen die das mit dem Gesetz deichseln? Sondergesetz über die Sonderbehandlung der nachrangigen Gläubiger der Hypo Alpe Adria?”

Es folgte der Auftritt der Öffentlichkeit, die zwar verstanden hatte, dass es keine Insolvenz geben wird, sonst aber nicht viel. Praktisch alle – die hohe Politik inklusive – sprachen von einer “Anstaltslösung” und zeigten dadurch, dass sie die hohe Dribbelkunst von Spindelegger und Nowotny nicht zu würdigen wissen.

Der einzige Trost war Onkel Erwin: “Hut ab, das ist Leadership!” Das klang, als würde er Spindi und Nowot wertschätzen und mit ihnen mitfühlen. Aber wer  weiß schon, was er sich dabei gedacht hat.

Es wäre wirklich interessant zu erfahren, warum ein “Bail in” absolut nicht in Frage kommt. Ziemlich sicher waren weder die Einleger in Österreich noch in den vier Balkanländern das wirkliche Problem. Wahrscheinlich wären die Landeshaftungen auch bei einem “Bail in” schlagend geworden und man wäre erst wieder auf Feld 1 gestanden.

 
 
 

Unabhängiger Journalist

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