Das wird ein Kurzeintrag, obwohl das Thema Dutzende Stellmeter erforderte. Die Geschichte ist auch nicht mehr ganz aktuell, ungefähr 200 Jahre alt. Wichtig scheint sie mir trotzdem - dass “fossile Treibstoffe” die vielleicht wichtigsten Einzelelemente der “kapitalistischen Produktivkräfte” sind … ich meine: waren. Öl & Co. sind nämlich gut, aber bald einmal aus. NB zu Marx. NB2 zum Ölzeitalter.
Vorbemerkung zur Entstehung dieses Postings: Ich habe heute eine Lehrveranstaltung besucht, in der die Kreditvergabe für die Finanzierung des “Industriekapitalismus” im 19. Jahrhundert erörtert wurde.
Sie war ziemlich wichtig, um es kurz zu sagen.
Aber – wie wir Quasi-Austrians uns zu ergänzen erlauben: auch Tüftelei, “technische Intelligenz”, soziales Geschick, Erwerbsstreben und Risikobereitschaft (“entrepreneurship”) spielten eine eminente Rolle.
Das wohl wichtigste Einzelelement – die bedeutendste “materielle Produktivkraft”, wie Karl Marx sagen würde – war jedoch das Energieregime. Zuerst mit Kohle und dann sukzessive auch mit Erdöl und Erdgas.
Wem danach ist, der kann gern selbst studieren, welcher Energieinhalt in einer Tonne Kohle oder einem Fass Erdöl steckt – 1.628 Kilowattstunden, was sehr, sehr, sehr viele Mannstunden und sehr, sehr viele Ochsenstunden sind.
Wie die “enthaltene Hitze-” in mechanische Energie umgewandelt wird und dabei Maschinen antreibt, ist das zentrale Geheimnis der “Industrialisierung”.
Auch wenn er z.B. mit seiner Wertheorie daneben gelegen ist; und wenn er auch das Konzept der Produktivkraft verschwurbelt und zu wenig konkretisiert haben mag, lag Welterklärer/-veränderer Marx mit einer speziellen von ihm ventilierten story gar nicht so schlecht; der story vom sich entwickelnden Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen.
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Den Kern der Produktivkraft haben Gott bzw. die Natur vor Abermillionen Jahren erschaffen, einen Energiespeicher, der jenen Menschen, die ihn erschließen konnten, enorme Reichtümer bingen würde.
Heute würde diese Produktivkraft freilich kein Leumundszeugnis mehr beibringen können, das sie dazu befähigen würde bei einem Gemeindebetrieb als Straßenkehrer zu arbeiten (pardon ).
Marx konnte das zu seiner Zeit wahrscheinlich gar nicht erkennen. Nicht einmal die Ökonomen des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts konnten oder wollten das kapieren.
Es bedurfte seltsamer Figuren um das erkennen zu können; höchst eigentümlicher Grün- und Peakoil-Exzentriker, die schließlich einen Charles A.S. Hall hervorbrachten, den Theoretiker des Energy Return on Investment und der biophysischen Produktion.
Oder den “dezidiert nicht-grünen” Vaclav Smil, den Autor von Energy and Civilisation und weltläufigen Erklärer der Bedeutsamkeit von Stromdichte.
Literatur:
Vaclav Smil, Energy and Civilization. 2017
Charles A.S. Hall, Kent Klitgaard, Energy and the Wealth of Nations: An Introduction to Biophysical Economics (2nd ed.). 2018
Bild: Wikimedia Commons, public domain
Nachbemerkung 1, 10.4.2018, 20.25 Uhr: Leute, die im Ungefähren denken, neigen dazu, einen Text nach der Konnotation der verwendeten Signalwörter zu beurteilen – also beispielsweise danach, ob der Name Marx fällt und ob diesem dann wohl auch zugeschrieben wird, dass er alles falsch verstanden und dargestellt habe.
Dieser Blogger neigt eher zu Mischcharakteren, auch “epistemischen”. Menschen liegen in manchen Dingen oft völlig falsch, in anderen aber ziemlich richtig.
Dieser Blogger hat Marx für sich historisiert und dabei dessen säkularistischer Religion und revolutionärer Moral entkleidet – was ihm erlaubt, anderen Teilen seines Denkens unbefangener entgegenzutreten.
Das hat ihm den Hass der quasi-religiösen Linken eingetragen. Wenn er jetzt auch von der quasi-religiösen Rechten gehasst wird, wird er es auch noch aushalten.
Nachbemerkung 2, 11.4.2018, 07.15 Uhr: Auf “populären Wunsch” werde ich in den nächsten sieben bis zehn Tagen die fünf stärksten Indizien erörtern, warum wir uns knapp vor dem Ende des Ölzeitalters befinden – unabhängig von irgendwelchen aktuellen Themen (so dass es keine “billige Ausrede gibt”).
“Beweise” hab ich keine.
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