
In Österreich ist dieser Tage eine total heuchlerische Bezügedebatte durch den Rücktritt von Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer beendet worden. Der Mann verdiente in der “Wirtschaftskammer des Schreckens” etwa doppelt bis dreifach so viel wie ein Facharbeiter, aber weniger als ein gut verdienender Freiberufler und viel weniger als ein Vorstand eines börsenotierten Unternehmens. Daran ändern auch seine Bezüge als Präsident der Oesterreichischen Nationalbank nichts (die vielleicht tlw. an die Kammer abgeführt wurden). Die – zu recht – über die “Zwangsmitgliedschaft” bei der Wirtschaftskammer entrüsteten Industriellen sollten die viel fetteren Gagen des höheren Managements ihrer Privatfirmen offenlegen.
Das müssen sie natürlich nicht tun und werden es auch nicht. Solange die Gesellschafter der jeweiligen Firmen nichts gegen besagte Vergütungen haben, ist für Knill & Co. “alles ok”.
Es gibt nur einen Bereich, der die Dimensionen, um die es geht, erahnen lässt
- und das sind die Vorstandsbezüge börsenotierter Unternehmen, die gesetzlich verpflichtet sind, diese jährlich zu veröffentlichen (“Vergütungsbericht”).
Folgend wird nur über die jährlichen Brutto-Fixbezüge gesprochen, weil die Geschichte mit “stock options” und sonstigen “Incentive-Programmen” zu kompliziert und unübersichtlich würde. Und die Incentive-Programme nicht-börsenotierter Firmen können, obwohl zweifellos existent, ja nicht auf öffentlich einsehbare Aktienkurse aufbauen.
Kurz gesagt verdient der Vorstand eines österreichischen ATX-Unternehmens – abhängig von Verantwortungsbereich, Dauer der Firmenzugehörigkeit, etc. – jährlich gut 500.000 Euro Fixum. Dessen höherrangige “Vorstandskollegen”, die CEOs, verdienen etwa doppelt so viel, Voest-Eibensteiner viel mehr und UNIQA-Brandstetter ein bisschen weniger.
Im Vergleich dazu hatte Mahrer in der WKO 15.200 Euro brutto pro Monat, wobei unklar ist, ob 12 oder 14 Mal. Macht selbst im – unwahrscheinlicheren – zweiten Fall (der Präsidentin der Bundesarbeitskammer stehen heute auch “nur” 12 Gehälter à 130% einer Abgeordnetengage zu).
jährlich 213.000 Euro für etwas, das dieser Blogger als hochrangigen fulltime-Job ansieht.
Im Gegensatz dazu war der OeNB-Generalrat mit ein paar Sitzungen pro Jahr kein fulltime-Job.
Nehmen wir nun an, Mahrer durfte das OeNB-Salär (der “Generalrat” ist ähnlich wie ein “Aufsichtsrat”, diesfalls aber ohne geld- und zinspolitische Kompetenzen – EZB) von gut 80.000 Euro behalten (während er die “Sitzungsgelder” an die Kammer abgeführt hat).
Machte jährlich 300.000 Euro brutto, etwa die Hälfte des Vorstands-Fixums eines industriellen ATX-Unternehmens.
ATX-Vorstände müssen sich zwar auf dem Markt bewähren und die Erlös-Situation “ihres” Unternehmens(bereichs) ist nicht gesetzlich normiert, aber sie müssen auch nicht den lieben langen Tag mit Fachorganisationen und Landeskammern konferieren.
Kurz gesagt entspricht (entsprach) die öffentlich sichtbare Einkommenssituation von Mahrer, Anderl & Co. eher jener der politischen Klasse dieses Landes, inkl. Kammern und Gewerkschaften als der des höheren wirtschaftlichen Managements; der “politischen Klasse” übrigens, die von “Zwangssteuer-Geldern” statt von “Zwangsbeitrags-Geldern” wie ihre Kammer-Kollegen lebt
(ach ja, und wie wieder andere “Kollegen” im Quasi-Staatssender, die neuerdings überwiegend von einer nicht “Steuer” genannten Steuer leben statt von “Zwangs-Gebühren”).
Wenn man intensiver an der genuinen Einkommenssituation des Herrn Mahrer interessiert wäre, sollte man sich eher fragen, was er als Geschäftsführer seiner “Tauernholding” verdient und ob das nicht mehr ist als WKÖ- und Generalratsgage zusammengenommen.
Aber ok, das geht niemanden was an und solange es keinen glaubwürdigen Leak oder Hack beim Finanzamt gibt, “ist alles gut”.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.