Thorsten Schulte, auch er ein zum Hassobjekt mutierter einstiger Liebling der Journaille, ergeht sich in Geschichte und Geschichterln, die der gemeine deutsche Oberstudienrat schon immer für Verschwörungstheorie gehalten hat. “Fremdbestimmt” jedenfalls haben sich weder er selbst noch seine Landsfrau, Redakteurin Strunz jemals gefühlt.
Leider ist, was eine Menge angebliche Konspirationisten zu sagen haben, dokumentarisch belegbar und in weiten Teilen auch relevant.
Von Kaiser Willelm bleibt bei näherem Hinsehen letztlich übrig, dass dieser zwar kein Friedensfürst gewesen sein mag wie in einem (gekauften?) Jubel-Artikel zum 25. Thron-Jubiläum behauptet wird – dass der Hohenzollern-Monarch aber bei weitem nicht zu den ärgsten Kriegstreibern im Sommer 1914 gehört hat.
Das ist mittlerweile sogar in professionellen Historikerzirkeln des “Hauptstroms” Allgemeingut – wenigstens außerhalb des deutschen Sprachraums
Das ist aber erst “die Vorspeise”.
Schultes “Hauptgang” ist der Zweite Weltkrieg im weitesten Sinn, die transatlantisch-demokratischen Iterationen in der Weimarer Zeit und nach 1945 inklusive.
Dabei stellt sich selbst für historisch unbedarfte Silberjungen heraus, dass ein paar britische und amerikanische Soziopathen, die sich der Regierungen und Parlamente in Washington und London bemächtigt hatten,
von langer Hand Krieg gegen Deutschland (nicht nur “gegen Hitler”) vorbereitet haben und dass Letzterer dabei unschätzbare Hilfsdienste geleistet hat, möglicherweise ungewollt.
US-Finanzkapital hatte. davon unabhängig, seine Finger in der Finanzierung Hitlers – siehe Preparata – und seine movers & shakers mögen auch noch andere militärísche Optionen gegen die Sowjetunion ins Kalkül gezogen haben – ursprünglich.
Man war nach der Interventions-Pleite im Russischen Bürgerkrieg aber realistisch genug um zu begreifen, dass bei nächster Gelegenheit nicht zwei Säue zur gleichen Zeit geschlachtet werden konnten und dass es gewissermßen hilfreich wäre, wenn Schwein Nummer zwei Sau Nummer eins abmurksen tät’, als Zwischenschritt.
Sutton hat auch einiges über die USA Roosevelts und die SU ans Tageslicht gebracht,
beispielsweise in “National Suicide” und Boris Sokolov widmet ein ganzes Kapitel dem “Lend and Lease Act”, der drei Monate vor dem Start von Barbarossa verabschiedet worden ist. Das Gesetz war anscheinend viel wichtiger als die sowjetische Geschichtsschreibung immer getan hat.
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Die grundsätzlich antideutsche Motivlage von Churchill & Roosevelt blieb auch den tapferen, aber naiven Verschwörern des 20. Juli 1944 verschlossen, weshalb ihr versuchter Putsch letztlich scheitern musste und der Führer sie presto um die Ecke bringen ließ.
Dass er damit auch das Geschäft der entschiedensten Deutschland-Feinde besorgte, schien wiederum dem ebenso schlauen wie brutalen Adolf nicht einzuleuchten.
Die “Zeche” mussten letztlich normale Russen, Deutsche und Juden bezahlen und Schulte stellt das auch so dar,
wobei er üblicherweise mit Belegen nicht geizt.
Der “Verrat” des Westens gegenüber den deutschen Verschwörern des 20. Juli war jedenfalls schon lange vor Schulte eindeutig belegbar.
Diese Transparenz gilt bis dato nicht so sehr für die “zweite Hälfte” der traurigen Geschichte und hier könnte man ev. einwenden, dass Schulte die sinistre Rolle Stalins zu wenig würdige.
Der Fairness halber soll aber zugestanden werden, dass die heutige Quellenlage zum verschmitzten Onkel Joe noch nicht so eindeutig ist wie zu Hitler (Archive in Moskau haben diesbezüglich wohl mehr zu bieten als bisher bekannt).
Für diesen Blogger genügt die heutige Quellenlage jedenfalls um sozusagen für sich selbst zum Schluss zu kömmen, dass sich Stalin spätestens ab1939 mit Engländern und Amerikanern koordiniert hat um das Deutsche Reich zur Strecke zu bringen (wahrscheinlich schon seit 1938).
Bernd Schwipper & die angeblich entkräfteten russischen Revisionisten (bez. sowjetischer Aufmarschpläne) sowie die sogenannten Mannerheim-Akten aus Finnland (siehe die schwedische Übersetzung hier) sind in der Hauptsache ausreichend.
Und die abgefeimte innenpolitische Schauspielerei des FDR ist letztlich nur Beiwerk, circumstantial evidence (das Verhalten “des Westens” gegenüber der Okkupation Polens und der baltischen Staaten spricht übrigens eine viel deutlichere Sprache).
Mehr und Eindeutigeres dazu müsste eigentlich in den Archiven Washingtons und Moskaus zu finden sein.
Heutige Post-Sowjets bzw. Russen können natürlich nichts für die Bosheit Stalins, aber viele von ihnen sind leider noch immer in den schönen Schein des Großen Vaterländischen Kriegs verliebt.
Und dafür kann wiederum der Thorsten Schulte nix.
Thorsten Schulte, Fremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung. 2019
Literatur:
Guido Giacomo Preparata, Conjuring Hitler. 2005
Boris Sokolov, The Role of the Soviet Union in the Second World War. A Re-Examination.2013
Antony C. Sutton, National Suicide: Military Aid to the Soviet Union.1973
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