Journaille macht Strache jetzt fertig: “Pol. Scheidung”, Verdachtsberichte

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HC Anfang 2019

In Österreich scheinen Journaille und “gut gesinnte FPÖler” Ex-Parteichef Strache in der Zange zu haben. Die Zeitungen sind voll mit angeblichen Spesenrittereien des Mannes (“so der Verdacht der Ermittler”), nachdem mit großer Geste angeblicher Postenschacher aufgedeckt worden war. Die Missbräuche, die Strache angelastet werden, klingen plausibel – schon deswegen, weil sie seit Jahrzehnten zum Standard-Repertoir seiner Berufskollegen gehören.

Möglicherweise stehen die Enthüllungen in Zusammenhang mit dem laufenden FPÖ-Parteiausschlussverfahren gegen Strache,

ziemlich sicher aber haben sie mit einem 2014 geschassten Mitarbeiter zu tun, den die “ermittelnden Behörden” jetzt als Zeugen befragen.

Der besagte Ex-Chauffeur-Leibwächter war seit fünf Jahren auf der Suche nach Abnehmern für sein Belastungsmaterial und stand nach Auskunft eines in der Causa Ibiza recherchierenden Journalisten mit jenem Anwalt in ständigem Kontakt, der den Lauschangriff auf Strache organisiert haben dürfte.

Unabhängig davon, ob an dem Ex-Politker “juristisch etwas hängen bleibt”, hat die einsetzende Negativ-Berichterstattung der FPÖ massiv geschadet, sowohl bei den Nationalrats- als auch bei den steirischen Landtagswahlen.

Ein Teil seiner früheren Unterstützer scheint den Rechtspopulisten wirklich für eine Art Saubermann gehalten zu haben.

Noch “angefressener” als die österreichischen Rechts-Popo-Wähler sind freilich etliche FP-Funktionäre, die auf heutigem Nach Strache-Niveau um ein Drittel weniger Amterl zur Verfügung haben als zuletzt.

(dass HC 2005, nach dem Abschied Jörg Haiders, die Partei bei drei Prozent übernommen hatte, “zählt nicht mehr”).

Speziell diese Funktionäre wollen Strache nun aus der Partei entfernt sehen und das liebevoll ausgemalte Bild vom Postenschacheranten & Spesenritter verleiht dem Ansinnen eine gewisse Rationalität, denn:

Wer, bitteschön, soll in Zukunft noch freiheitlich wählen, wenn 500 Euro-Einkäufe bei Gucci in den Raum gestellt werden, die der Partei als Spesen verrechnet worden sein sollen?”

Nach dem hochgradig editierten Ibiza-Video von vor vier Monaten und der aktuellen Verdächtigungs-Coverage ergibt sich das Bild eines Politikers, der selbst so agiert, wie er es seinen Feinden immer vorgehalten hat.

Vielleicht ist diese Zeichung zutreffend, vielleicht nicht. Man wird sehen.

Eines jedoch ist schon heute ziemlich eindeutig:

Strache war in Ibiza Opfer einer mit beachtlicher krimineller Energie ausgeführten Spitzelaktion, die für die kommenden Jahre eine Art “Benchmark” für die österreischische Innenpolitik setzt.

An dieser und der im Umfeld auftauchenden “Medienjustiz ohne Strafprozessordnung” wird alles Weitere zu messen sein, auch die Journaille.

Bild: Bwag [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)] via Wiki Commons

Unabhängiger Journalist

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