Tuomas Malinen, Wirtschaftsprofessor in New York & Helsinki, hat einen ebenso düsteren wie realistisch(er)en Bericht über die weitere Entwicklung der sg. Corona-Krise veröffentlicht. Malinen rechnet damit, dass es – von der EU ausgehend – zu einem weltweiten Bankenkollaps kommt. Das beste Szenario ist eine viele Jahre anhaltende Rezession, das schlechteste so apokalyptisch, dass es mangels Erfahrungswerten nicht einmal modelliert werden kann. Bei all dem hat der Mann das Thema Energie “noch nicht einmal auf dem Radarschirm”. Hier in jüngeres SBTV-Interview auf YT.
Der Bericht heißt “Apokalypse. Now? The economic end scenarios of the Covid 19 Pandemic” und ist kostenpflichtig auf der HP von GnS Economics erhältlich.
Sein (“mittleres”) Haupt-Szenario rechnet mit einem Finanz-Crash ab Sommer/Herbst diesen Jahres, ausgelöst durch die Corona-Lockdowns seit vergangenem März, die eine unübersehbare Zahl von überschuldeten “Zombie-Unternehmen” in die Pleite treiben würden
- was auch deren Kreditgeber mitreißen werde (“flood”, Flutwelle, Krall argumentiert ähnlich).
Wegen der hohen Konzentration der systemisch wichtigen Finanzinstitutionen in Europa werde deren Zusammenbruch “in an instant” auf die “ganze Welt” übertragen. Sozusagen als Trostpflaster gibt es in diesem Szenario eine nur milde zweite Covid-Welle bzw. eine funktionierende Behandlung des Erregers.
Für die Eurozone wird diesfalls mit einem BIP-Rückgang von jeweils elf Prozent in den Jahren 2020 und 2021 gerechnet (USA: – 5,8 bzw. – 8,6%).
Anders als z.B. der IMF berücksichtigt der eigentlich konventionell (aber nicht-keynesianisch) argumentierende Wachstumsökonom das von Schulden grotesk aufgeblähte heutige Gesamtsystem
- also auch die sg. Finanzmärkte und die öffentlichen und privaten Kreditnehmer (Staat, Unternehmen, Haushalte).
Der Faktor Finanzsystem komme in den Modellen von Weltwährungsfonds & Co. höchstens am Rande vor (ist “marginalized”).
Für sein “apokalyptischens Szenario” setzt Malinen jährliche Schrumpfungsraten von um die 20 Prozent an, wobei das aber eher symbolisch zu verstehen ist.
Im best case-Szenario werden (mit Ausnahme von heuer) nur geringe Rückgänge gesehen – allerdings welche, die länger anhalten als zum Beispiel “im mittlerern Fall”, in dem mit deutlich geringeren Rückgängen 2022 und 2023 gerechnet wird.
Während uns das ‘gute Szenario’ vor einem argen Absturz bewahren würde, würde es ein noch schlimmeres Ergebnis zeitigen – eine endlose globale Rezession.”
Zwei Einwürfe
So (relativ) klarsichtig die Modelle des Finnen auch sind, laborieren sie dennoch an zwei Schwachstellen:
- Einmal wird davon ausgegangen, dass die gerade entstehende “globale Seuchendiktatur” tatsächlich wesentlich mit Covid-19 zu tun hat und dass ein reales epidemiologisches Geschehen den Gang der Dinge bestimmt. Das ist nicht zwingend der Fall – freilich nur bedingt von Bedeutung, denn das konzertierte weltweite Abwürgen der Realwirtschaft im Namen des Kampfs gegen die Pandemie ist ein nicht bezweifelbares Faktum (mit bisher bagatellisierten Konsequenzen).
- Zweitens basiert sein TFP-Modell auf den Annahmen der klassischen Ökonomie und hat deswegen nur teilweise Erklärungsmacht – nämlich innerhalb des seit 200 Jahren geltenden “fossilen Energie-Paradigmas”. Von einem rückläufigen EROI oder den höchst seltsamen Umständen rund um Ressourcen, Reserven sowie Förderung mitsamt der Klassifizierung der Produktion scheint Malinen noch nie gehört zu haben. Ja, die Produktivität des “Faktors Arbeit” wird in der heutigen biophysikalischen Produktion auch von technischem Fortschritt getrieben – das aber auf der (hohen) Basis von Maschinen, die mit konzentriertem Flüssigtreibstoff betrieben werden.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.