Alter Zocker, junger Prinz – Dialektik der Aufklärung in rosa

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Quelle:oevp.at

Eine “liberale” österreichische Zeitung nimmt sich der konspirativen Vermutung an, dass der Kandidat der neuen ÖVP vom Zocker-Philanthropen George Soros unterstützt wird und thematisiert dabei dessen Umfeld, das nicht wirklich aussieht, als könnte es Erneuerer hervorbringen.

Das ist eine aufklärerische Tat des Standard - auch wenn keine Journos der Marke Eigenbau sie vollbracht haben.

Horkheimer und Adorno haben einmal von der negativen Dialektik der Aufklärung gesprochen. Vielleicht liegt hier ja eine eine positive Dialektik der (Gegen-)Aufklärung vor.  :mrgreen:    

Dieser Eintrag ist übrigens dem Ceiberweib verdankt – siehe hier. Die Bader ist fleißig und hat die Gabe, im richtigen Augenblick den Finger auf Themen zu legen – noch bevor diese im reißenden Fluss der Aktualität fort und außer Sichtweite gespült wurden.

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Die Bloggerin hebt mit einem Standard-Artikel an, in dem sich Kooperationspartner des lachsrosa Blattes mit drei Personen/Entitäten beschäftigen, von denen Standard-AutorInnen zwei verabscheuen – den VP-Spitzenkandidaten für die Wahl im Oktober und die FPÖ.

In der Pose kritischer Geister wird dann der etwas weniger abscheuliche gegen den ganz abscheulichen Akteur verteidigt – indem das “nicht gesicherte Wissen” der angeblichen Verschwörungstheoretiker zu fake news erklärt wird.

Dann versucht man nachzuvollziehen, wie diese weiter verbreitet werden – nämlich über fake accounts, die dem ganz abscheulichen Akteur zuzuordnen sind.

Dabei geht man erst gar nicht auf die tatsächlich verwirrende faktische Gemengelage um Soros, NGOs und gesteuerte Immigration ein.

Man erklärt das Räsonnieren über die Berührungspunkte von Soros und Kurz kurzerhand zu gefälschten Nachrichten.

Das wird einfach postuliert. Thema des Artikels sind ja ausschließlich die social media-Techniken des ganz abscheulichen Akteurs.

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Nun soll hier nicht interessieren, ob der alte Zocker den schwarzen Prinzen tatsächlich sponsert – das wäre wohl eine eher untypische Objektwahl.

Interessieren soll nur, was sonst über Kurz ausgesagt wird bzw. was andere, motiviert durch den Standard-Artikel, über diesen zu sagen wissen, beispielsweise die F-nahe unzensuriert.at.

Dabei kommt (erneut) ans Tageslicht, was politisch besser Informierte als ich ohnedies schon lange wissen und vermutlich aus diesem Grund gar nicht mehr thematisieren, nämlich:

  • dass Minister Kurz von ÖVP-nahen Netzwerkern in einem Ressort erzogen wurde/wird, in dem (heute) Außen- und europapolitische Agenden vereint sind (und wie die Mentoren des jungen Prinzen heißen: Schüssel und Rohan);
  • dass es an dieser Stelle tiefe Verflechtungen mit dem schwarzen außenpolitischen Establishment gibt, das gleichermaßen europäistisch wie transatlantisch ist – dessen Agenda sich ja auch leicht von der öffentlich sichtbaren Tätigkeit des Ministers ablesen läßt.

Daraus erhellt aus Sicht dieses Bloggers, dass die Kurz-Ansage Zeit für Neues der größte fake von allen ist – eine Variante des von di Lampedusa übernommenen alten ÖVP-Slogans Damit alles gleich bleiben kann muss sich alles ändern (aus dem Kopf zitiert).

Damit die Wiener Außenpolitik weiterhin “glühend europäisch” und transatlantisch bleiben kann, muss aus der alten die neue ÖVP des Sebastian Kurz werden, weil nur eine solche die Chance hat, den Bundeskanzler zu stellen.

Macronismus unter österreichischen Umständen halt.

Das müssten die Roten – und auch der Standard – eigentlich einsehen und unterstützen – so bitter das für Kostgänger dieser Partei auch sein mag.

Aber das tun sie zähneknirschend ja eh.

Unabhängiger Journalist

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