Das eigentlich an öffentlich-rechtliche Regeln gebundene Internet-Angebot des Österreichischen Rundfunk hat sich einer internationalen Kampagne zur Imagereparatur der Menschenschlepperei angeschlossen und vergleicht den Versuch, die Flut der Asylwerber einzudämmen, mit dem Vorgehen von kommunistischen Grenzschützern am Eisernen Vorhang. Das passiert indirekt, aber deutlich – indem Schlepper, die pro Person fünfstellige Beträge kassieren, mit Fluchthelfern verglichen werden, die vor 1989 halfen, “in den Westen rüberzumachen” - üblicherweise unter Lebensgefahr.
Die in Frage stehende, sogenannte Sachanalyse findet sich hier – und die ORF-Redaktionshierarchie rührt kein Ohrwaschl, um eine solche an den Haaren herbeigezogenen Analogie zumindest abzuschwächen. Es ist ein Vergleich, der gegen gut ein halbes Dutzend Berichterstattungsgebote für öffentlich-rechtliche Journalisten verstößt, etwa hier.
Ja, das sind Regeln, an die sich speziell die ORF-Journalisten zu halten haben – aber dafür finanziert sich das öffentlich-rechtliche Medienkonglomerat (teilweise) auch aus Zwangsgebühren.
Der Beitrag lässt übrigens auch Zweifel aufkommen, wie es um die von den ORFlern selbst immer wieder beschworenen Werte bestellt ist; etwa im mit Redakteursvertretern akkordierten Verhaltenskodex. Dort heißt es u.a. (eigene Hervorhebung):
Alle politischen und wirtschaftlichen Verquickungen, die geeignet sein könnten, Zweifel an der Unabhängigkeit aufkommen zu lassen, sind zu vermeiden.”
Wie aber ist es mit der Unabhängigkeit von Journalisten bestellt, die auf eine internationale PR-Kampagne aufspringen, die das Ziel verfolgt, das (verdient) schlechte Image der Menschenschlepper aufzupolieren ?
Beobachter im Netz bringen die oben verlinkte Seite mit “zivilgesellschaftlichen Organisationen” in Zusammenhang, die sich darauf spezialisiert haben, Regime zu destabilisieren, die Washington im Weg stehen. Hinter der Seite steht übrigens ein in Kalifornien beheimatetes Institut, das nach der grande dame des Marktliberalismus benannt ist.
Der ideologische Drehpunkt dieser Gruppen ist eine Rosinen pickende Menschenrechtsideologie, die oft diskussionswürdige Praktiken des Zielobjekts einer beliebigen, exzessiven Wertung unterwerfen, während sie sich für die Beurteilung ungleich drastischeren staatlichen Agierens anderswo unzuständig erklären.
Auf diese Weise wird aus den unbeholfenen Versuchen von EU-Ländern, Grenzen und bürokratische Regeln zu schützen, eine Einschränkung einer grundlegenden Freiheit, der Bewegungsfreiheit.
Und aus Schleppern werden Flüchtlingshelfer, “ehrbare Geschäftsleute”, Menschen wie du, ich und der Chef des Flüchtlingsdiensts der Diakonie. Über den Umstand, dass die Flüchtlinge gar nicht bis nach Mitteleuropa zu reisen bräuchten um einen Asylantrag zu stellen, wird kein Wort verloren.
Hier wird jedenfalls geschildert, dass die angeblichen Flüchtlinge in bestimmten EU-Ländern gar keinen Antrag stellen wollen, weil sich die Weiterreise in den Norden zu schwierig gestaltet.
Die oben geschilderte versuchte Umwortung der Wirklichkeit hat jednfalls nichts mit Bericht oder Kommentierung, aber alles mit Manipulation zu tun. Der ORF, der gegenüber den bestimmenden Politikern üblicherweise recht “freundlich” ist, scheint im speziellen Fall zu vergessen, wo sein Brotkorb hängt. Das lässt tief blicken.
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