In Chile will man unter günstigsten Bedingungen realisieren, was Prof. Sinn für Nordeuropa durchgerechnet hat: die Ergänzung bzw. Glättung intermittenter Elektrizität durch Pumpspeicher-KWs. Noch ist nichts davon entstanden, aber wenn die Kombination aus Photovoltaik und Pumpspeicher im chilenischen Walhalla nicht funktioniert – wo dann sonst? NB zu Chiles riesigem Pumpspeicher-Potenzial.
Der wohl wichtigste Unterschied zu den von Hans-Werner Sinn kalkulierten nördlichen Projekten (und auch zum kanarischen Gorona del Viento) ist, dass der Strom, der die Pumpen antreibt, nicht von Windrädern, sondern aus einer Sonnenfarm in der Atacama kommt, wo eine rekordverdächtige Sonneneinstrahlung herrscht.
Diese Sonnenfarm soll 65 Kilometer nordöstlich des geplanten Pumpspeicher-Kraftwerks entstehen.
Mit der Hälfte ihres Outputs will man untertags Wasser in die Reservoire pumpen – das in der Nacht wieder abgelassen wird (und dabei Turbinen antreibt).
Auch die geländemäßigen Voraussetzungen für das geplante PSP-KW sind überzeugend:
In dieser Gegend liegt die Küstenkordillere nämlich unmittelbar am Meer, wodurch ein natürliches jähes Gefälle von 700 bis 1.000 Metern besteht, das für die Stromerzeugung genutzt werden kann.
Das Wasser kommt aus dem Meer.
Es wird mit dem Sonnenstrom in einem Stollen hochgepumpt und füllt oben einen “Stausee”, der nicht erst von Menschenhand gebaut werden muss: das Reservoir/ die Reservoire sind ausgetrocknete Seen – natürliche Senken, bezogen auf die Meereshöhe der unmittelbaren Umgebung.
Staumauern sind nicht vonnöten und die Gefahr eines ungeplanten Wasserzuflusses besteht auch nicht wirklich (es gibt kaum Regen).
Am besten ist aber, dass das Wenige, das an Planungen öffentlich zugänglich ist, nur den Charakter einer Konzeptstudie hat.
Die Planungen sind wie “ein Tropfen in einem vollen Kübel”, wie der englischsprachige Blogger bemerkt, der das Thema zuvor aufgegriffen hat.
Er hat sich u.a. mit Google Earth über die topographischen Gegebenheiten schlau gemacht.
So far I’ve identified eight potential upper reservoir sites in this area, all located in ‘natural depressions’, that between them could accommodate over 5 billion cubic meters of sea water.
Zum Vergleich:
Die Walhalla-”Konzeptstudie”, über die derselbe Schreiber in seinem Eintrag berichtet, beinhaltet nur ein Fassungsvermögen von 15 Millionen m3 – 0,3 Prozent der geschätzten 5 Milliarden Kubikmeter.
Die Poster in Euan Mearns Energie-Blog Energy matters – durch die Bank nüchterne Ingenieure – können in der Diskussion, die dem Posting Roger Andrews folgt, auch keine unüberwindbaren technischen Probleme erkennen –
schließlich sind die benötigten Technologien verfügbar (und tlw. sogar ausgereift), und die natürlichen Gegebenheiten sind beispiellos günstig.
In andere Weltgegenden ist davon dummerweise nichts übertragbar, wie Andrews schon in seinem Blog-Eintrag zu Protokoll gibt:
However, the solar-pumped hydro approach could not be applied at scale outside Chile. Other parts of the world, such as the Sahara, might rival Northern Chile in terms of solar potential and others have the steep-to coastal topography needed to support large pumped hydro sites, but there are few if any places outside Northern Chile where the two exist in combination over so large an area.”
Das gilt natürlich auch und speziell für Europa bzw. Deutschland und seinen Windstrom.
Für dieses stellen die Pumpspeicher-Potenziale Norwegens die bei weitem beste Option dar.
Eine Option, die – wie Sinn überzeugend darlegt -, freilich weit hinter den durch die Energiewende geschaffenen “Bedürfnissen” zurückbleibt.
Quellen: The Valhalla solar/pumped hydro project
Nachbemerkung, 3.1.2018, 08.00 Uhr: Roger Andrews, Verfasser schon des ersten Valhalla-Posts auf Energy Matters, hat soeben “nachgelegt” und vertritt in einem zweiten Eintrag die These, dass Chiles Stromwirtschaft das Potenzial habe zu 100 Prozent “grün” zu werden.
Das ist insofern bemerkenswert, als Andrews und die um den Blog versammelten Techniker alles andere als grüne Traumtänzer sind.
Chile verfüge über die natürlichen Ressourcen, schreibt Andrews,
to install at least 10 TWh of pumped hydro storage along its northern coast.”
Das ist eine enorme Menge Speicherkapazität. Gut für Chile und das benachbarte Südamerika. Leider kann sich keine andere Weltgegend etwas davon “abbeißen”.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.