Der legendäre vormalige Mainstream-Analyst David Rosenberg hat Zweifel an den in den USA gepflegten jüngsten Erholungs- und Inflations-Narrativen und meint, “dass (‘die Pandemie’) noch lange nicht vorbei ist.” Im Interview mit einer früheren Beraterin der Dallas-Fed vergleicht Rosenberg die Situtation mit dem Sommer 2008, knapp vor Lehman Brothers, als alle “die Krise” bereits hinter sich wähnten. “Ich habe in meiner Karriere zu 80% eine andere Meinung als die Fed vertreten, aber ich stimme (Fed-Chef) Jay Powell zu, dass wir jetzt einen temporären Anfall von Inflationsdruck haben.”
Wir haben heute eine temporäre Inflations-Situation, so wie wir vor einem Jahr eine temporäre Deflations-Situation hatten.”
Der kanadische Ökonom, der heute ein eigenes Consulting-Unternehmen betreibt, beginnt mit dem am Freitag veröffentlichten “Non Farm Payroll Report”, der einen Boom bei Bartendern und Hotelangestellten zeigt.
Die neuen Beschäftigungsverhältnisse seien zu einem überwältigenden Prozentsatz welche mit früheren “discouraged workers” und beträfen im Übrigen nur 20 Prozent der Wirtschaft.
Auch dass die sg. initial jobless claims im April erstmals seit Beginn der Pandemie unter 500.000 gefallen seien, beeindruckt R. nicht:
Vor der Pandemie waren das durchschnittlich 200.000.”
Die statistisch ausgewiesenen Einkommensgewinne führt Rosenberg im Wesentlichen darauf zurück,
dass ein großer Teil der Arbeitskräfte wegen der bis September 2021 verlängerten Arbeitslosengelder noch nicht auf den Job-Markt zurück gekehrt seien.
Sollten die jobless benefits nicht verlängert und/oder kein bedingungsloses Grundeinkommen neu eingeführt werden, werde sich das radikal ändern.
Der vielfach als Erholungszeichen gewertete, oft beklagte Arbeitskräftemangel in den USA, die steigenden Preise in einigen (End-)Märkten, aber auch bei Rohstoffen
seien Folge “der Öffnungen und des fiskalischen Safts”, speziell der generös verteilten stimmy checks.
Asset Deflation nach Konsumentenpreis-Inflation?
Rosenberg rechnet ferner mit einer Rückkehr des Angebots, auch bei Halbleitern.
Derzeit sei die Situation zugegeben inflationär und das sei sehr wohl der “aufgestauten Nachfrage” bei den durable consumer goods (Autos, Heimelektronik) geschuldet;
mutatis mutandis gelte das auch für Wohnimmobilien.
Das sei aber eine einmalige Sache – und die pent up demand bei Dienstleistungen gebe es kaum, witzelt R.:
You’re not going to make up for that ( “no spending during the pandemic”), you know, you’re not gonna go to the restaurant six times every day for the next several months to make up for the lost consumption last year; (your not going to) get your hair cut four times a day because you didn’t go to the barber last year or so.”
Man setze heute wieder auf die Asset Inflation als Quelle der Prosperität – und das sei verdrießlich.
Das Verhältnis von Netto-Vermögen zu verfügbaren Einkommen der Haushalte sei heute höher als am Höhepunkt der Immobilien-Blase, aber auch der Tech-Bubble Ende der 1990er.
Auch die aktuelle Blase werde platzen – ihn, Rosenberg, schaudere es, wenn er d’ran denke:
Die Vermögenspreis-Deflation, die wir wahrscheinlich sehen werden, wird die Story von der Konsumentenpreis-Inflation von den Titel-Seiten der Zeitungen verdrängen.”
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