Mittlereweile hat sich herumgesprochen, dass unser Finanzsystem für die einfachen Leute absolut unbekömmlich ist – was sich u.a. in der Abzocke zeigt, bei der “Sparbuchbesitzer” enteignet oder in Risikoanlagen getrieben werden – ein Gemeinschaftsprojekt von Politicos und Bankstern. Da tauchen “Reformer” auf, die sich scheinbar der Geldnutzer und kleinen Vermögenden annehmen – die aber primär eine problemlosere Staatsfinanzierung wollen. Hier eine ARD-Doku, die im ersten Teil erstauinlich wahrheitsgetreu ist, deren Autoren sich dann aber als intellektuell überfordert erweisen, bestenfalls:
Die große Geldflut wurde bereits im Februar ausgestrahlt und war dann einen Monat lang in der Mediathek nachzusehen. Mittlerweile ist die Doku nur mehr auf YT abzurufen.
An den ersten 30 Minuten gibt es fast nichts herumzumäkeln (außer vielleicht, dass der früheren staatlichen Regulierung über Gebühr nachgeweint wird – aber die Banken gehören nicht einfach besser reguliert, die benötigen Handschellen ).
Man sieht das Pensionistenehepaar Eich, das sich ein Leben lang ein bescheidenes Vermögen “vom Mund abgespart” hat, und das jetzt, bei 0,01 Prozent Zinsen, durch die Finger schaut.
Die Eichs stehen für eine ganze Kohorte, die von den ehemaligen Volksparteien gerade in die Pfanne gehaut wird (nicht, dass diese Generation nicht auch etwas dazu beigetragen hätte).
Viel deutlicher als andere öffentlich-rechtliche Filmchen zeigt Die große Geldflut, dass die Eichs
- ganz spezielle Inflationsopfer sind und dass die
- geschilderte Abzocke kein naturwüchsiger Prozess ist, sondern dass diese mit Absicht in Szene gesetzt und mithilfe von financial engineering erzeugt wird.
Das verdankt sich dem Inflationsbegriff der Dokumentarfilmer, einem, der sich nicht auf die Verbraucherpreisinflation beschränkt, eine Maßzahl, die in höchstem Maß gemanagt ( = manipuliert) ist. Die Autoren des Films erkennen an dieser Stelle, dass ihre Große Geldflut den Weg in den Aktien- und Immobilienmarkt findet und dort vor sich hinblubbert.
Die Eichs, die zu den besser gestellten Pensionisten gehören, leiden also nicht an der Preisentwicklung bei Nudeln & Benzin, sondern daran, dass sie wegen der negativen Realzinsen immer ärmer, während die Spezln des Finanzsystems immer reicher werden.
Aber nicht nur die Eichs sind Opfer dieser infamen Vorgänge.
Auch viele Arbeitnehmer sind Opfer, zum Beispiel Beschäftigte in Firmen, die von private equity gejagt und die alle paar Jahre wie Zitronen ausgequetscht werden.
Das nicht “wegen Gier” oder “Kapitalismus”, sondern “wegen Kreditgeld zum Nulltarif”. Als Beispiel dafür fungiert der schwäbische Kochtopf-Konzern WMF, der vor zehn Jahren unter die corporate raiders gefallen ist.
Wegen der asset inflation der Notenbanken hat sich WMF in den vergangenen zehn Jahren im Wert verzehnfacht.
Die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis (1,6 Mrd. Euro) hat sich hauptsächlich Kohlberg Kravis Roberts in die Tasche gesteckt – und auch das ist nur durch die im Mittelpunkt der Sendung stehende Große Geldflut ermöglicht worden.
Die Große Geldflut, von der zuerst die privaten Banken und deren Aktionäre profitieren, Institutionen, denen es per Gesetz erlaubt ist Kreditgeld zu schaffen – mit praktisch nur geringem Risiko.
Es folgt ein Exkurs über die Geldschöpfung via Giralgeld und Otto Normalverbraucher staunt Bauklötze, dass das Geld, das er soeben von seiner Bank als Kredit erhalten hat, nicht zuvor von einem Sparer eingelegt - sondern “aus dem Nichts erschaffen” wurde.
Na sowas! Das Geld kommt zum größten Teil von den privaten Banken – und Otto dachte bisher, das (alles) Geld käme schon jetzt vom Staat bzw. von den von diesem beauftragten Notenbanken.
Dem Manne kann geholfen werden, sagen die Vollgeldbefürworter.
Die wollen echtes Staatsgeld, kein Scheiß. Die wollen die (alle) Geldschöpfung wirklich dem Staat übertragen.
Dabei soll neben Legislative, Exekutive und Judikatur eine Vierte Staatsgewalt eingerichtet werden, eine staatliche Zentralbank zur Vollgeldschöpfung (“Monetative”)
Natürlich streng unabhängig (schon heute sind Parlament und Gerichte ja total unabhängig von der Regierung, gelle ).
Das hätte den Vorteil, dass die erzielten Gewinne und zahlreichen Umwegrentabilitäten in und um das Bankensystem verstaatlicht (und damit auf reinrassig staatliche cronies transferiert) würden.
Das klingt zunächst nicht so schlecht – denn: Warum sollte der Steuerzahler Zinsen für eine “Dienstleistung” zahlen, die genauso gut “im eigenen Haus” erledigt werden kann?
Der Zentralbankrat, sagen unsere Staatsgeldler, würde nach wissenschaftlichen Kriterien die Geldmengenentwicklung steuern, sine ira et studio selbstverständlich.
Bei dieser Idee setzt die kalte Dusche spätestens dann ein, wenn man sich vorzustellen versucht, wie so etwas in der wirklichen Welt aussehen würde, nämlich: Dumpfe Günstlinge, die die Regierung in eine privilegierte Position gehoben hat, bestimmen den Bedarf an Zahlungsmitteln und erzeugen und teilen diese auch zu.
Worauf das letztlich hinausläuft, ist klar: der Staat soll sich (hochoffiziell) über Fiat-Geld seiner Notenbank finanzieren dürfen (im heutigen System findet das auch statt, aber verschleiert und auf allen möglichen Umwegen).
Zum Beispiel schreibt die Monetative auf Seite 14 in ihrer Vollgeld-Broschüre:
Artikel 123 (1) AEUV bedeutet die Preisgabe einer Prärogative von Verfassungsrang, des Geldregals – in seiner Bedeutung vergleichbar mit dem Gewalt-, Gesetzgebungs-, Gerichtsbarkeits oder Steuermonopols – an private kommerzielle Bankinteressen.
Um diese staatsrechtliche Fehlleistung zu korrigieren, muss Art. 123 (1) entweder ersatzlos gestrichen werden oder der Passus ‘sind ebenso verboten wie’ wird ersetzt durch ‘sind nach diskretionärem Ermessen der EZB und der nationalen Zentralbanken sowie in Übereinstimmung mit gesetzlichen Vorgaben zur staatlichen Haushaltspolitik ebenso statthaft wie…”
Alles klar? Diese “Geldreformer” möchten den Staat über die Notenbank finanzieren und behaupten gleichzeitig, diese Praxis lasse sich mit wertstabilem, nicht inflationierendem Geld bewerkstelligen.
Die Journos des staatlichen Senders sind von dieser Idee so beeindruckt, dass sie sogleich tun, was sie am besten können: Auskunftspersonen missverstehen und/oder falsch wiedergeben.
Die Vollgeld-Initiative tritt für sicheres, für voll gedecktes Geld ein.”
So verdienstvoll ihre ersten 30 Minuten auch gewesen sein mochten – unsere ARD-Sendungsgestalter scheinen nicht verstanden zu haben, dass da nichts gedeckt ist – es geht auch in diesem Fall um Geldschöpfung aus dem Nichts, diesmal durch den Staat.
“Vollgeld” ist beliebig vermehrbares Symbolgeld, das nicht einmal mehr gedruckt werden muss.
Diese “Geldreformer” würden in der Zentralbank geschaffenes (aber von den Banken “verwaltetes”) Kontogeld kurzerhand zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklären, wie dieser Screenshot aus der Vollgeldbroschüre zeigt (Seite 22):
Das ist genau das,was die Bargeldabschaffer von der fractional resere banking-Fraktion so dringend benötigen: Giral- (dann Vollgeld) zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklären und Noten und Münzen zum Teufel schicken.
Gobbels würde im Sportpalast heute fragen: “Wollt ihr die totale Zentralbank?” und die “Geldreformer” würden aus vollem Hals “Jaaa!!!” brüllen.
***
Das ist der Königswg in den Orwell-Staat, wo aufmüpfigen Leuten an der Supermarktkassa einfach die Kredit- (oder Bank-)Karte abgedreht wird.
Und wen das noch nicht schreckt, weil er weniger um seine Freiheit und mehr um die Kaufkraft seines Gelds besorgt ist, sollte sich vergegenwärtigen, was der Schreyer, der auch ein Staatsgeldler ist, über die historischen Beispiele von “Vollgeld” (ohne Edelmetalldeckung) schreibt bzw. nicht schreibt:
- Der chinesische Kaiser Kublai Khan, das Enkerl des Dschingis K., machte mit der Rinde des Maulbeerbaums ein erfolgreiches Geldexperiment (“Im ganzen kaiserlichen Machtbereich ist es das einzige Zahlungsmittel. Sollte sich jemand weigern, es anzunehmen, droht ihm die Todesstrafe.”).
- Unter dem Druck von Kriegsumständen erzwungene Papiergeldexperimente in den USA (Continental Dollar, Greenback) werden zu Beispielen geldpolitischer Einsicht oder zu monetären Unabhängigkeits-Fanalen erklärt – während die folgende galoppierende Geldentwertung z.B. Falschgeld-Aktionen des Feindes zugeschrieben wird.
- Kein Wort wird in dieser Variante der Geldgeschichte über die zentralbankfinanzierte Aufrüstung Hitler-Deutschlands verloren (“Mefo-Wechsel”), was dem Grunde nach voll auf der Linie der Vollgeldler liegt (hätte Hitler auf diese Weise Butter statt Kanonen finanziert, könnte man das heute leichter schreiben.)
- Der Mefo-Wechsel ging ein paar Jahre gut, weil das neu geschaffene Geld nicht in die breitere Wirtschaft drang. Es gilt aber sinngemäß auch für Schreyer, was ein “österreichischer” US-Kritiker über Ellen Brown, die bekannteste Public Banking-Ideologin seines Landes schreibt: “Hitler’s Cheerleader” (Tschuldigung für’s Hitlern, werd’ mich bessern!).
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