Weil schon seit etlichen Jahren beklagt wird, dass sich Projekte wie “Freihandel & Klimaschutz” im Rückwärtsgang befinden. Da Obama an so etwas nicht schuld sein darf, muss Trump die Verantwortung jetzt allein übernehmen. Der neue US-Präsident ist ein idealer Sündenbock.
Beim jüngsten G-20-Gipfel in Baden-Baden haben die USA ein klares Bekenntnis zum Freihandel verhindert – Trump, eh klar. Der will keinen freien, sondern einen fairen Handel – ohne zu bedenken, dass fairer Handel nur bei Fairtrade gut ist.
Leser, Seher und Hörer des Mainstreams dürfen sich also informiert fühlen, dass der neue US-Präsident bei seinem Amtsantritt am 20. Jänner 2017 einen Schalter umgelegt hat: Volle Kraft zurück!
Das ist natürlich Unsinn. Trump bekräftigt einen Trend, der schon seit etlichen Jahren zu bemerken ist und bekennt sich auch noch dazu, Rüpel der er ist.
Siehe zum Beispiel Martin Wolf, Anfang September 2016 in der FT: The Tide of Globalisation is turning. Wolf meint hier nur den Freihandel und die ausländischen Investitionen (FDI).
Er führt Studien des Peterson Instituts sowie internationaler Organisationen von IMF bis WTO an. Die Belegstücke reichen tlw. bis 2008 zurück, in eine Zeit, in der Donald Trump noch nicht einmal Schönheits-Contests organisiert und in Moskauer Hotels übernachtet hat.
Oder James MacDonald, der Anfang 2015 When Globalization fails veröffentlicht hat. In diesem Buch macht MacDonald unmissverständlich klar, dass die Welt vor einer Reduktion der wirtschaftlichen Globalisierung steht.
Er begründet das mit dem gerade zu beobachtenden Abstieg der unipolaren Welt des US-Imperiums (um von der primären Diskussion dieses Texts – dem Verhältnis zwischen Freihandel und internationaler Hegemonie – erst gar nicht zu reden zu beginnen).
Oder Gridlock aus dem Jahr 2013.
In diesem Buch machen drei US-Autoren auf die ihrer Meinung nach schlimmen Konsequenzen der Entglobalisierung in Sicherheitspolitik, Wirtschaft und Umweltpolitik aufmerksam – wobei erkennbar ist, dass sie diese Entglobalisierung nicht für eine vage Möglichkeit, sondern für eine reale Entwicklung halten.
Alles lange vor der überraschenden Wahl des Donalds am 8. November 2016.
Kein Zweifel, dessen antiglobalistischer Kurs führt zunehmend dazu, dass die Eine-Welt-Sozialisten und ihre medialen Helferlein zugeben müssen, dass Geschichte ein ergebnisoffenes Ding ist.
Das heißt aber nicht, dass sich Trump die antiglobalistische Wende auf seine Fahnen heften darf. So eine Aussage wäre letztlich auch unmarxistisch.
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