Das staatliche deutsche Fernsehen hat die Massenveranstaltung vom vergangenen Sonntag (“Je suis Charlie”) so dargestellt, als wären aus Nah und Fern angereiste Politiker an der Spitze einer Demonstration durch Paris gezogen. Tatsächlich absolvierten die Politicos einen Fototermin in einer strikt vom “gemeinen Mann” abgeriegelten Straße. Die “Medienprofis” von ARD und ZDF machten eine Propagandashow draus.
Der ARD-Chefredakteur verteidigte sich danach damit, dass jeder Politikerauftritt eine Inszenierung sei und dass die Kritiker nur “Verschwörungstheoretiker” seien, die die ARD über ihre “Stöckchen hüpfen” lassen wollten. Wenn der Mann das ernst gemeint, dann hat er ein ziemlich fragwürdiges Urteilsvermögen oder eine ernsthaft gestörte Wahrnehmung – und man muss ihm nachsehen, dass er das, was er und seine Leute produzieren, tatsächlich für “Qualitätsjournalismus” hält.
Eine wesentliche Rolle bei Aufdeckung der Inszenierung spielte dieser Blog, Propagandaschau, der als erster dokumentierte, mit welchem Zynismus den deutschen TV-Sehern Fototermine als Nachrichten untergejubelt werden.
Was sich am Sonntag wirklich abspielte, lässt sich anhand von ungeschnittenem Rohmaterial eines russischen Nachrichtensenders (siehe Aufnahmen nach etwa 2 Stunden)
sowie ein anhand eines anderen YT-Videos
erahnen, das die Anfahrt der Schranzen in gepanzerten Fahrzeugen zeigt.
Der Hofberichterstatter von der ARD hat zwar prinzipiell recht, wenn angibt, dass scheinbar dokumentarische Aufnahmen immer Produkt eines Auswahlprozesses sind und “kein Foto ‘die Realität’ zeigt’”. (Genau das wird speziell von den Fernsehjournalisten immer wieder behauptet !) Aber erstens verbietet der öfffentlich-rechtliche Auftrag ARD und ZDF eigentlich, bei den Lügen (“Seite an Seite mit dem Volk”) und Polit-Inszenierungen mitzutun;
und zweitens hätten die Staatssender ihre Rosstäuscherei eigentlich ein bisschen professioneller machen können und sich nicht auf frischer Tat beim Manipulieren ertappen lassen dürfen.
Wie beispielsweise ihre Kollegen vom ORF-Fernsehen, wo immerhin berichtet wurde, dass “50 Staats- und Regierungschefs symbolisch einige hundert Meter mitmarschiert sind” (Zeit im Bild, 11.1., 19.30 Uhr).
Nicht, dass der ORF distanzierter oder gegenüber den eigenen Politikern weniger liebedienerisch gewesen wäre ( man sieht, wie die Politiker aus der österreichischen Provinz im Élysée empfangen werden – hach, ist das nicht aufregend?) – einen solchen Fauxpas wie seine deutschen Kollegen hat sich das ORF-TV jedenfalls nicht geleistet. “Ehre, wem Ehre gebührt”
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