Deutschlands Mutti: Ein Dämon möchte Bundeskanzlerin bleiben

Die deutsche Bundeskanzerlin hat sich in der SuperIllu in Industriepolitik ergangen und dabei zweierlei erreicht: Sie hat ihre weit vorn liegende Partei, die ungeachtet dessen einen Regierungspartner benötigen wird, für eine Koalition mit den Grünen positioniert und in ihrer Deindustrialisierungs-Politik einen neuen Akzent gesetzt. Die Politikerin, eine Naturwissenschaftlerin, scheint alles dranzusetzen, mit gespielter Unbedarftheit einen zivilisatorischen Notstand über nachfolgende Generationen zu bringen. NB: Ein Guten Morgen zur Energiewende.

Vorbemerkung: Ich habe bei diesem Eintrag und seiner Titelage mehr als nur einmal innegehalten.

Erstens bin ich kein Deutscher, sondern Österreicher – aber ich erlaube mir ja auch, über Amerikaner, Russen und Schweizer zu schreiben.

Gravierender ist es, jemanden zu “dämonisieren”.

Erstens, weil das eine häufig verwendete, durchsichtige Strategie ist um zu vermeiden, sich mit einem Menschen und den von ihm/ihr vertretenen Gedanken auseinanderzusetzen.

Und zweitens, weil der Ausdruck in den Bereich persönlicher (quasi)religiöser Überzeugungen verweist, die in einem rationalen Diskurs nicht unbedingt etwas zu suchen haben.

Ich habe mich dennoch entschieden, die Merkel als Dämon zu bezeichnen und wer möchte, soll das als Metapher verstehen.

Die “Dämonen”, die ich meine, sind Spezialisten in Persuasion, deren Erfolge in den Fehlern und Schwächen der zu Überzeugenden gründen. Im Fall der Deutschen in deren Naivität und dem ehrlichen Wunsch, die reinsten Menschen zu sein, die auf Gottes Erdboden wandeln.

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Rein zu sein, bedeutet in einem nicht (“abrahamitisch”) religiösen Kontext, gut zur Umwelt, dem “Planeten”, dem Klima etc. zu sein – wobei sich der gemeine Deutsche darunter nicht “Allgemeingüter bzw. gemeinsame Interessen der Menschheit” oder nicht belebte Begrifflichkeiten, sondern Entitäten sui generis etwa nach dem Muster von Margulis und Lovelocks Gaia vorstellt.

Auf dieser Grundlage sind Otto und Grete für die Mythen der CO2-Theorie und der sauberen Energie besonders empfänglich.

Das Hauptproblem liegt für die Deutschen nicht darin, dass sich die Erdbevölkerung in den vergangenen zwei Jahrhunderten verachtfacht hat und dass es rebus sic stantibus zu einer Verknappung der Brennstoffe kommen muss, sondern in (s)einem Verhalten, durch das Gaia Schmerz zugefügt wird.

Das macht die deutschen Wähler, deren relativer Wohlstand auf industrieller Wertschöpfung basiert, für scheinrationalen Sirenengesang á la Merkel anfällig.

Der Dämon packt die Deutschen bei deren Ehrgeiz gut zu sein, möge es ihre Kinder kosten, was es wolle.

Die giftgrüne Pampe darf nur nicht zu abrupt, zu viel auf einmal verabreicht werden, weil sonst viele auf den Gedanken kommen könnten, nach Risiken und Nebenwirkungen zu fragen. Das brutale Szenario, das den Fragenden dann mitgeteilt werden müsste, würde viele wohl zurück zucken lassen.

Verblendete Öffentlichkeit, blinde Schule

Gäbe es eine funktionierende Öffentlichkeit und/oder ein ebensolches Schulwesen, wäre das kein Beinbruch. Die tödlichen Mythen wären im Nu entzaubert oder wenigstens ihrer marktbeherrschenden Monopolstellung beraubt.

Ein naturwissenschftlich beschlagener Journalist oder auch “nur” ein aufgeweckter Schüler würde nachzurechnen beginnen, wie weit man in 15 Jahren Energiewende gekommen ist und sich danach die Frage stellen, was in den nächsten 15 Jahren noch erwartet werden kann.

Beide würden im Nu den Nebel aus Wunschdenken, Ideologie und Geschäftsinteressen durchstoßen, der heute die energiepolitischen Entscheidungen unserer Politicos umwölkt.

Solche Nachrechner würden ihre Kenntnisse der Grundrechenarten dazu nutzen, die Daten der weltweiten CO2-Emissionen zu einem Bild zusammenzusetzen, etwas, woran sich dieser Blogger seit Jahren abarbeitet – siehe z.B. hier, hier und hier.

Die Folgerungen, die Europäer aus den Ergebnissen der Nachrechner ziehen müssten, sind eigentlich common sense – aber nicht für EU-Politicos, die unter Führung Merkels zu gegenteiligem Handeln aufrufen; zu einem politischen Handeln, das auf eine gezielte Deindustrialisierung und Erzeugung von Energiearmut im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte hinausläuft.

Warten auf den Energie-Nachfolger

Das ist ein radikaler Kurs, den heute nur Querdenker wie Jan Fleischhauer erkennen können und öffentlich zu benennen wagen. Fleischhauer hebt zu Recht hervor, dass Merkel das Verbot interner Verbrennungsmotoren ins Auge fasst, was einem erzwungenen Ausstieg aus dem Automobilbau gleichkommt.

Solch radikaler Kurs ist auf Basis einer wissenschaftlich fragwürdigen Kausalbeziehung (CO2 – “Klimawandel”) sowie auf Grundlage des Verhaltens “des Rests der Staaten” nicht zu begründen, siehe dazu z.B. hier.

So eine Linie muss eine andere, eine verdeckte Begründung haben; ähnlich dem Erwachsenen-Wissen, das nur Mama und Papa haben und das den Kindern nicht mitgeteilt werden kann, weil diese noch zu unverständig sind um es zu verstehen :-D

Es ist die Überzeugung dieses Bloggers, dass es in diesem Fall um den Umstand geht, dass sich die energetische Basis unserer Zivilisation erschöpft hat, und eigentlich ein Übergang zu einem “neuen Paradigma” anstünde – dass der sehnsüchtig erwartete Nachfolger aber noch nicht eingetroffen (und dies auch in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten) ist.

Vaclav Smil hat viel, auch Historisches, darüber geschrieben, z.B. hier und hier.

An der “Dekarbonisierung” wird allein aus Gründen der natürlichen Erschöpfung kein Weg vorbei führen – und auch das rohstoff- und energiearme Europa wird sich dieser Realität anpassen müssen, eher früher als später.

Doch “bevor es ernst wird”,  hat die Welt noch mit einer Übergangszeit von – sagen wir – 70 bis 100 Jahren zu rechnen, einem Zeitraum, in dem sich so manche Chance ergeben mag.

Für diese Jahrzehnte quasi vorab auf fossile Brennstoffe zu verzichten, ist ein Verbrechen an den Europäern des Jahres 2050, das eines Dämons würdig ist. Ganz egal, aus welcher Motivation es begangen wird.

Literatur:

Dominic Roser, Christian Seidel, Climate Justice. An Introduction. 2017

Charles A.S. Hall, Energy Return on Investment. A Unifying Principle for Biology, Economics, and Sustainability.2017

Nachbemerkung, 21.8.2017, 02.45 Uhr: Zum im Text angesprochenen Thema “wie weit man in 15 Jahren Energiewende gekommen ist”, siehe Euan Mearns Energie-Blog Worldwide investment in renewable energy reaches US$ 4 trillion – with little to show for it: “As a result of these expenditures the percentage of renewable energy in the global electricity mix has risen from 19% in 2000 to 24% in 2016 and global CO2 emissions have been cut by a small but unquantifiable amount over what they would otherwise have been – not much bang for the buck.” Guten Morgen !

Unabhängiger Journalist

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