Thorsten Schulte (44), gewesener Investmentbanker und Kapitalmarktexperte, berichtet wie es ist, unter demokratischen Verhältnissen in Ungnade zu fallen. Kurzfristige Ausladungen aus Talkrunden und langfristige Vorladungen zu Einvernahmen sind bisher, was er an verdecktem Mobbing und behördlicher Sekkiererei erfährt, wohl ein bloßer Vorgeschmack. Seine Verwandlung zur unerwünschten Person begann 2015, als er aus Protest gegen die rechtssstaatlich fragwürdige Immigrationspolitik Angela Merkels aus der CDU austrat, nach 26 Jahren als Mitglied Doch erst mit dem soeben erschienenen Buch Kontrollverlust hat er den point of no return überschritten.
Der Silberjunge, wie man ihn wegen seines Faibles für das Edelmetall nennt, war bis vor zwei Jahren ein veritabler Medien-Darling, wovon seine Webseite noch heute zeugt.
Heute dringt er in deutschen Staatssendern aber nicht einmal mehr bis zur Telefon-Vermittlung vor.
Hier klagt er Hagen Grell sein Leid (wobei man ihm nicht vorwerfen kann, wehleidig zu sein).
Im Zug des Interviews wird klar, dass es Schulte gar nicht um eine Einzelperson in der Regierung geht, sondern um ein ganzes System – das System Merkel, wenn man so will.
Ein Flechtwerk der Macht, in dem die scheinbar Unabhängigen, die scheinbaren politischen Konkurrenten dieselbe politische Agenda wie die Kanzlerin verfolgen.
Ein System, das Nulltoleranz für abweichende Meinungen hat, weil die eine Seite die andere kooptiert hat und umgekehrt – was dazu führt, dass nennenswerte Differenzen gar nicht entstehen können.
Wir sind hier in einem Klima der Angst, das immer weiter hochgefahren wird und ich muss sagen, dass jeder, der die Demokratie, die Freiheit liebt, spätestens jetzt aufwachen muss (…) Das Freihandelsabkommen mit Japan (…) Die Japaner fordern bis heute noch, dass private Schiedsgerichte Gegenstand eines solchen Freihandelsabkommens sein werden (müssen). Ein solches Freihandelsabkommen ist ein Euphemismus, in Wirklichkeit ist es ein Konzernermächtigungsgesetz, (denn) Konzerne bekommen dadurch Rechte, die weder du noch ich haben (…)
Wir werden das nur ändern mit direkter Demokratie. Wir werden unser heutiges Papiergeldsystem, die Situation, dass diese Europäische Zentralbank schalten und walten kann, wie sie will (…) diese krassen Fehlentwickungen werden wir nur ändern können mit direkter Demokratie.”
Stiftung zur Verteidigung alternativer Medien
Natürlich tritt Silberjunge auch gegen die “Abschaffung des Bargelds” ein, wogegen er 2016 einen Verein gründet – scheinbar im Glauben, damit für eine Sache einzutreten, gegen die kein vernünftiger Mensch etwas haben kann.
In seinem “Kontrollverlust” berichtet er dann aber ein bisschen naiv über den Liebesentzug der veröffentlichten Meinung, beginnend bei der für ihn ungewohnten Bezeichnung “umstritten” bis zur Beschimpfung in einer Diskussionsveranstaltung (“antisemitisch”, rassistisch”).
Ich hätte es bei Beginn meines Kampfes für das Bargeld nicht für möglich gehalten, dass Antifa und Medien mich derart ins Fadenkreuz nehmen würden (…)
Mir sind linke wie rechte Ideologen ein Gräuel. Menschen, die sich für erleuchtet halten, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, die sich für moralisch und geistig überlegen fühlen, die anderen vorschreiben wollen, wie sie zu denken und zu leben haben – sie sind die Totengräber der Freiheit und die Väter der Unfreiheit.”
Auch der ständigen Gängelung und Beschneidung der Meinungsfreiheit durch immer neue Zensurgesetze “gegen Hasskommentare” oder zur “Netzwerkdurchsetzung” kann Schulte herzlich wenig wenig abgewinnen.
Weswegen er seine Tantiemen aus dem Kontrollverlust in eine Stiftung zur Verteidigung alternativer Medien fließen lassen will:
Ich denke, wir brauchen in Deutschland eine Stiftung für verfolgte; eine Stiftung für verfolgte, bedrohte alternative Medien. Ich kann das nicht alleine stemmen. Ich bin gerne bereit, eine Summe von 5.000, vielleicht 10.000 Euro (einzubringen). Ich will meinen Buchverlag dafür gewinnen, ich möchte andere, die ich kenne, dafür gewinnen. Ich möchte Top-Rechtsanwälte dafür gewinnen, dass sie dieser Stiftung beitreten und diese möglicherweise führen (…) Was mir am Freitag widerfahren ist (Vorladung), ist jetzt erst der Anfang. Das weiß ich, darauf hab ich mich eingelassen. Ich hab das Geld, ich kann’s mir leisten. Aber viele können es sich nicht leisten.”
Thorsten Schulte, Kontrollverlust. Wer uns bedroht und wie wir uns schützen. 2017,
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