Ein amerikanischer Historiker hat soeben ein Buch über “Europe’s Displaced Persons” nach dem 2. Weltkrieg veröffentlicht, in dem er das Schicksal der Insassen in UNRRA-Lagern schildert – worauf die US-Journaille ob der schoflen Behandlung dieser Leute aufschrie und publizistische Weihrauchkessel für den Autor zu schwingen begann. Kein Thema sind für diese Leute die zehn Mal so zahlreichen vertriebenen Deutschstämmigen, die nicht als displaced persons gezählt wurden und denen von UNRRA und deren Nachfolgeorganisation nicht geholfen wurde.
David Nasaw berichtet über den schlechten Zustand und das Leid von 1,04 Millionen Vertriebenen in den UNRRA-Lagern, die
- aus Polen und Ukrainern, mehrheitlich Zwangsarbeitern, bestanden, die nicht in den sowjetischen Einflussbereich zurück kehren mochten (wie Moskau das wollte);
- zweitens aus Balten, von denen viele für die Deutschen/Nazis gekämpft hatten und
- in geringerem Ausmaß aus jüdischen KZ-Häftlingen (“much smaller number of jewish survivors of concentration, death and labor camps”).
Davor, bis Oktober 1945, war der Großteil der zivilen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Deutschland bereits “heimgeschickt worden”,
davon ca. 3 Millionen in die Sowjetunion und nach Osteuropa (Nasaw, Einleitung).
Schließlich gabs in den beiden deutschen Besatzungszonen 12 – 13 Millionen sogenannte Volksdeutsche (siehe z.B. hier, S.5), die – weil angebliche oder wirkliche Nazi-Sympathisanten – aus ihren osteuropäischen Siedlungsgebieten vertrieben worden waren.
Aber das scheint Leuten wie Herrn N. und dessen Beweihräucherern in den New Yorker Redaktionsstuben nur ein paar beiläufige Bemerkungen wert zu sein (wenn überhaupt).
Ist ja auch nicht Nasaws Thema, könnte man sagen.
Aber unsere Journo-Rezensenten scheinen ernsthaft zu glauben, das geschilderte Mosaiksteinchen wäre das Gesamtbild. Viele Leser dieses Buchs glauben das sicher auch.
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