Die “Zeit” berichtet, dass es fairer wäre, die Steuerleistung von Multis am Umsatzanteil zu bemessen, den sie im jeweiligen Land (hier: Österreich) machen. Schön wäre es freilich auch zu erfahren, was die “fairere Besteuerung” dem Fiskus (brutto) brächte: 0,3 oder 0,5% unseres Steueraufkommens? NB zu den EPU.
Gerechter würde es jedenfalls zugehen und die als Beispiel angeführte Magna Powertrain würde ein paar Millionen Euro mehr KöSt an den österreichischen Fiskus abführen.
Dann hätte die Powertrain endlich, endlich das Argument, das sie seit Jahren sucht – das entscheidende Argument, dem Hochlohnland Österreich Adieu zu sagen (was ja auch unangenehm ist und Kosten verursacht – niemand macht das “weil es sich’ so gut anfühlt”).
Dann hätten 2.100 Steirer keinen Job mehr und das österreichische Finanzamt hätte keine Lohnsteuern mehr von den 2.100 Steirern, die keinen Job mehr haben.
Dann wäre allen “leichter”: der Magna Powertrain. den ehemaligen Industriearbeitern, dem Fiskus und dem Zeit-Beiträger.
Der “Milliardenbetrieb” Magna Powertrain zahlte in Österreich 2015 nur 45.000 Euro Gewinnsteuer, etwa 50 Prozent mehr als ein Wiener Trafikant, den sich die “Zeit” aus den Fingern gesogen haben muss (wenn nicht, verdient er die Hannes Androsch-Medaille für steuerliche Dummheit, weil er 31.000 Euro KöSt für einen Handelsumsatz von 1 Million zahlt).
Aber sei’s drum: ja, viele Multis in Österreich zahlen unterproportional Gewinnsteuern und speziell bei jenen, die ihre Einkünfte mit “inländischem Konsum” machen (Pharma, Getränkeerzeuger, etc.) lohnt es sich darüber nachzudenken, wie man die Firmen dazu “motivieren” könnte auch aliquot Gewinnsteuern im Inland abzuführen.
Bei anderen wie dem Zulieferer Magna ist die Sachlage anders. Da geht es schnell einmal um Tausende gute bezahlte Jobs und mehrere Hundert Millionen an entgangenen Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträgen.
Wenn es “nur” um die erste Gruppe geht, ist das freilich kein “nachrichtenwertes Thema” für die ‘Zeit’”, sondern eines für Steuertechniker und Juristen aus dem Finanzministerium und dem Parlament.
Dass in Österreich nur unterproportional Gewinnsteuer anfällt, ist übrigens kein Anzeichen dafür, dass die Alpenrepublik eine Steuer-Oase für Konzerne ist.
Wenn, dann ist es eher ein Anzeichen für das Gegenteil – dass die Gewinnbesteuerung in Österreich hoch ist und alle möglichen Tricks angewendet werden um den hier anfallenden Profit woandershin zu verschieben.
Aber, wie oben angedeutet: die Rede ist hier von einem zwei-, vielleicht niedrig dreistelligen Millionenbetrag (und das nur “brutto” d.h. ohne Entgänge durch eventuelle Absiedlungen).
Den muss man allerdings auf die 50 Mrd. Euro beziehen, die in Österreich jährlich an Steuern gezahlt werden (natürlich noch ohne SV-Beiträge).
Nachbemerkung, 13.2. 2017, 08.45 Uhr: Das Thema Steuergerechtigkeit ist wichtig, gerade in einem Land, in dem 90 Prozent der Firmen Einpersonenunternehmen sind (aus dem Kopf).
Wäre der in der “Zeit” erweckte Eindruck richtig, dass nur “die Kleinen” (KMU) Steuern zahlen, “die Großen” (Konzerne) aber nicht, müssten die Politicos etwas dagegen unternehmen – und zwar schnell.
Der Eindruck ist aber nicht generell richtig.
Wie bei den Unselbstständigen zahlt die Mehrheit der KMU keine (nennenswerten) Steuern, weil sie a) keine Körperschaft sind oder b) zu geringe Einnahmen haben um Einkommenssteuer berappen zu müssen.
Die große Mehrheit der Unternehmen beschäftigt auch keine andere Person außer den Unternehmer selbst (“EPU”).
Das sagt nur niemand, außer es passt der Kammer ausnahmsweise einmal in ihren interessenspolitischen Kram.
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