In der Wiener Kommunalkredit fand am Donnerstag eine Veranstaltung über fossile Energien und Klimapolitik statt (irgendetwas muss man schließlich tun, wenn man nicht gerade beschäftigt ist, Millliarden an Steuergeld zu verjankern). Die Veranstaltung wurde durch einen Professor eingeleitet, der meinte, dass die Welt auf einer Überfülle fossiler Energieträger sitze, die viel zu hoch bewertet seien. Sie mündete in eine Podiumsdiskussion dreier Herrchen, die sich gegenseitig bestätigten, wie wichtig eine weltweite Klimapolitik wäre, wenn alle sie ernstnehmen täten.
Begonnen wurde mit dem Vortrag eines “Experten”, bei dem man nicht recht weiß, wo mit der Kritik anfangen.
Eigentlich genügt es festzuhalten, dass der Vortragende die Reserven börsenotierter Unternehmen als proxy für die weltweiten Hydrokarbon-Reserven hernimmt, was blühender Unsinn ist – siehe dazu z.B. hier und hier.
Ich kann an dieser Stelle nicht drauf eingehen – aber jeder, der auch nur grobe Vorstellungen von Größenordnungen hat, weiß, dass Saudi Aramco, PetroChina & Co. ein Vielfaches der Reserven von Shell & BP für sich reklamieren können.
Die zentrale Aussage von Armon Rezais Vortrag war, dass die weltweit vorhandenen Kohlenwasserstoffe von den Investoren zu hoch bewertet würden, weil der Klimawandel (anthropogen wird gar nicht mehr dazugesagt) gebieterisch ein entschlossenes internationales Vorgehen gegen die fossilen Energieträger verlange.
Management und Geldgeber dieser Firmen wollten das aber nicht wahrhaben und rechneten weiterhin mit steigenden CO2-Emissionen. Daraus könne sich letztlich ein Abschreibebedarf von bis zu 10 Billionen Dollar ergeben.
Irgendwie geistert in Ökonomenköpfen aber noch immer die Vorstellung von einem marktgetriebenen peak demand herum – so als würden die Leute aus freien Stücken auf die Vorteile eines beispiellos dichten und billigen Transporttreibstoffs verzichten, damit sie in Elektroautos ein paar hundert Kilo Batterien durch die Gegend führen können.
Seltsamerweise wird der Wunschtraum vom Nachfragegipfel mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der US-Kohleindustrie und dem Rückgang der US-Emissionen seit 2005 in Zusammenhang gebracht, die in Wirklichkeit auf neues shale gas und effizientere Verbrennungsmotoren zurückzuführen sind.
Es war das Verdienst des vom Hausherren gestellten Diskussionsteilnehmers darauf hinzuweisen, dass mit keinem Nachfragerückgang zu rechnen sei, solang die fossilen Treibstoffe so billig (und praktisch) sind wie das heute der Fall ist.
Ergo: Neue staatliche Vorschriften müssen her, um den Bürgern und Unternehmen des Westens den Appetit auf Öl & Co. auszutreiben.
Das fand auch IV-Referent Dieter Drexel gut, der den Klimavertrag von Paris – und damit das einseitigste internationale Abkommen seit Menschengedenken – guthieß.
Hauptsache zu Klimakonferenzen jetten und sich dort kosmopolitisch fühlen – zwischen all den Potentaten der Dritten Welt, die gekommen sind um sich zu überzeugen, wie weit die Finanzierung für ihren 100 Milliarden-Klimafonds gediehen ist.
Die IV, sagte Drexel, stehe voll hinter Paris – dessen Kosten müsse freilich “die gesamte Gesellschaft tragen” – was im Klartext heißt:
Ihr, liebe private Autofahrer, verzichtet auf eure Benzin- und Dieselmotoren und wir, die emittierende Wirtschaft, übernehmen die drückenden Verpflichtungen aus dem Emissionshandel, wobei wir nicht vergessen werden die geschenkten Emissionszertifikate schnell als Betriebsvermögen zu verbuchen. Ist das nicht ein fairer Deal?”
Keiner der drei Experten-Herrchen verlor jedenfalls ein einziges Wort darüber, dass die Schlacht um die CO2-Emissionen weder in Europa noch in den USA entschieden werden wird, weil diese quantitativ irrelevant geworden sind.
Die EU-28 stößt nur mehr 10 Prozent des internationalen Kohlendioxids aus und wenn die Europäer tun, was sie in Paris versprochen haben, können sie bis 2030 jährlich eine weitere Gigatonne CO2-Äquivalente vermeiden.
Würden die Amerikaner (15 Prozent der Weltemissionen) das tun, was Obama (nicht rechtswirksam) versprochen hat, würden sie bis 2025 noch eine Gigatonne pro Jahr einsparen.
Das wären zwei Gigatonnen – von derzeit jährlich 35 Gigatonnen CO2, die in den nächsten Jahrzehnten um 12 bis 15 Gigatonnen wachsen werden.
Aber die EU-Staaten und der pöhse Trump sollen’s gewesen sein!
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.