Jürgen Elsässer, “neurechter” Reibebaum der deutschen Bobo-Linken, mobilisiert seit zwei Jahrzehnten gegen das sich demokratisch nennende Polit-Gesindel auch der Grünen und hat sich dafür den ungeteilten Hass ehemaliger Kampfgefährten zugezogen. Seit 2020 schreibt der dem Mainstream unbekannte Publizist gegen den Corona-Wahnsinn an und beginnt nun gegen die deutsche Kriegspolitik in der Ukraine zu feuern. Wer Elsässers Werdegang seit dem Jugoslawienkrieg vor 25 Jahren kennt, ist ganz und gar nicht überrascht.
Die Epitheta, die sich der demnächst 65 werdende Elsässer in dieser Zeit verdient hat, können sich sehen lassen. Sie reichen vom arkanen Begriff “Querfrontler” bis zum allgemein verständlicheren “Antisemiten”.
Der Mann sei irgendwann einmal “scharf nach rechts abgebogen”, heißt es im Vorwort eines in einem linken Verlag erschienenen, Ken Jebsen gewidmeten Buchs,
eines mittlerweile aus der Öffentlichkeit verbannten Publizisten, der wie Elsässer als “Verschwörungstheoretiker” tituliert wird.
Dieses (das erste) Urteil stimmt und stimmt auch wieder nicht.
Elsässer hat zweifellos eine “patriotische Wende” hinter sich, wie allein schon der Titel seiner im kommenden Mai erscheinenden Autobiographie zeigt: “Ich bin Deutscher. Wie ein Linker zum Patrioten wurde.”
Spätestens nach 1848 scheint in Deutschland “links” nicht mehr mit “patriotisch” verbunden gewesen zu sein
(vielleicht mit Ausnahme des Kriegskurses der SPD 1914 ff., der ein Phänomen sui generis ist).
Diesem Blogger ist heute zudem nicht klar, wie sich Elsässer in der alles entscheidenden “Gretchenfrage” positioniert:
Wie hältst Du’s mit dem Kollektivismus?”
In der jüngsten “Compact”-Ausgabe bringt E. ein Dossier über den russischen Modernitätskritiker Alexander Dugin, einst Mit-Vorsitzender der vor 17 Jahren verbotenen Nationalbolschewistischen Partei Russlands.
Das lässt die Frage aufkommen, ob es sich hier um “harmlosen Journalismus” oder ein “metapolitisches Statement” handelt
(nach Meinung dieses Bloggers unterscheiden sich linke und rechte Kollektivismen ja viel weniger als landläufig vermutet.)
Ein “widerständiger Patriot”?
Elsässer ist anderereits aber kein Wendehals unseligen Angedenkens,
sondern jemand, der konsequent (s)einen politischen politischen Weg weiter gegangen ist – konsequenter als viele seiner früheren Genossen und Genossinnen.
Der Knackpunkt kam vor gut 20 Jahren, als über Jugoslawien Daniel Cohn-Bendit zum Bellizisten und Joschka Fischer zum NATO-Kriegspolitiker wurde.
Das zieht sich bis heute: Von Schröder-Fischer geht eine gerade Verbindungslinie zu Scholz-Baerbock.
Elsässer konnte bei all dem “nicht mehr mit”, wie Buchtitel aus dieser Zeit verraten:
- Das noch im konkret-Verlag erschienene “Nie wieder Krieg ohne uns”, das am Titelbild Kanzler Gerhard Schröder und dessen Außenminister Joschka Fischer bei einer Cocktail-Party zeigt, oder zum Beispiel
- “Kriegslügen: Der NATO-Angriff auf Jugoslawien”.
Jahre später, nachdem die Tätigkeit moslemisch-fundamentalistischer Söldner im Jugoslawien-Krieg bekannt geworden war, folgte “Wie der Dschihad nach Europa kam Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan.”
Eine derartige Mischung aus NATO- und Islamkritik passte speziell den Grünen nicht, die damals schon einen Schmusekurs mit aktivistischen und potenziell sozialrevolutionären jungen Islamisten verfolgten
- und zwar weder den “Realos”, noch den “Fundis”.
Beide Flügel der Grünen gehören inzwischen einer politisch korrekten, “domestizierten” Linken an, die zunehmend antideutsch wurde.
Elsässer & Co. waren wie ein Spiegelbild, das immer prodeutscher wurde.
Dass der Konflikt mit dem “Neurechten” nicht allein auf den Gegensatz zu grünen Machtpragmatikern zurück zu führen ist,
zeigt ein sich über Jahre hin ziehender Prozess zwischen Elsässer und Jutta Dithfurth, die ja als “Fundi” gilt.
Mit dem Aufkommen angeblicher oder wirklicher rechtspopulistischer und -radikaler Parteien und Bewegungen soll Elsässer zunehmend als “Verbindungsmann zur Rechten”
bzw. als Vertreter einer Bewegung agieren, die neuerdings alte ideologische Gräben überspannt – “Querfront”.
Dieses Etikett entspricht zwar nicht dem Selbstverständnis der jeweiligen Akteure, schafft es aber,
z.B. die beachtliche Schnittmenge linker und rechter Kritik am angelsächsischen Imperialismus zu subsumieren.
Bild: Alexander Böhm, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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