Eine luzide Analyse zu USA, VRC, Ru

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Empire am Zenith (2004)

Auf Voltairenet ist eine scharfäugige Analyse zu den USA, China und Russland erschienen, geschrieben von jemandem, der vom Marxismus wenigstens inspiriert ist. Der Text unterscheidet sich dennoch wohltuend von allem, was der linke Mainstream heute zu bieten hat. Der Autor knüpft an eine zwischen Lenin und Kautsky geführte Debatte über Ultra-Imperialismus an, die der Russe 1914 für sich entschieden hat – mit der Evidenz eines Weltkriegs. NB zu Trump und Israel-Lobby.

Klarerweise beschäftigt sich Guerre économique ou ‘guerre absolue’? nicht mit Deutschland, England und den USA am Vorabend des Ersten Weltkriegs und

natürlich ist Jean-Claude Paye weit davon entfernt, eine friedliches Miteinander von USA, der Volksrepublik und der Russischen Föderation in den Raum zu stellen. 

Und selbstverständlich ist die gegenwärtige Politik ganz anders als die von 1914 – doch auch die marxistische Geschichtsbetrachtung reimt sich irgendwie.

Paye sieht in den USA des Jahres 2018 zwei ökonomische Paradigmen am Werk – das der

  • Demokraten, die die Globalisierung auf Basis der Weltreservewährung Dollar fortführen wollen und
  • jenes von DJT und jenen republikanischen Abgeordneten, die eine protektionistisch beschützte Renationalisierung und Reindustrialisierung anstreben.

Trump will für Paye jene “Rückkehr des Politischen”, die in Europa von vielen (gerade auf der Linken) sehnsüchtig erwartet wird.

Das werde durch die immer schlechter werdende internationale Handelsposition der Staaten erforderlich, die beispielsweise im vergangenen Jahr zu einem Handelsbilanzdefizit von 12,1 Prozent (ohne Dienstleistungen) geführt habe.

Dieser Malaise versuche Trump mit Protektionismus, steuerlichen Anreizen sowie mit Kriegsdrohungen entgegenzuwirken, die primär dazu da seien, von Handelspartnern bilateral Zugeständnisse zu erpressen.

Im Zentrum seines Trachtens stehe die binnenwirtschaftliche Erholung und das US-Militär diene diesem Ziel, wenn auch manchmal nur indirekt:

Cette tactique consiste à développer des conflits locaux, destinés à freiner le développement des nations concurrentes, et à saborder des projets globaux opposés à la structure impériale US, tel, par exemple, celui de la nouvelle Route de la soie,”

Im Gegensatz dazu laufe die militärische Gewalt der Demokraten auf den Totalen, ja sogar den Absoluten Krieg hinaus, einen, der politisch nicht mehr beherrschbar sei.

Kleine, regional begrenzte Kriege wie unter dem jüngeren Bush oder Barack Obama seien für das Imperium heute keine Option mehr.

Der mittlerweile fast 20 Jahre alte Krieg gegen den Terror würde unter demokratischen Vorzeichen zur totalen Konfrontation mit den aufstrebenden Mächten China und Russland führen.

Die im Jänner von James “mad dog” Mattis vorgetellte Militärstrategie Trumps zeichne sich durch eine Rückkehr zu gewissermaßen rationalem Verhalten aus. Für dessen Administration sei der

’après-Guerre froide (…) terminée. La période pendant laquelle les États-Unis pouvaient déployer leurs forces quand ils le veulent, intervenir à leur guise, n’est plus d’actualité. « Aujourd’hui, tous les domaines sont contestés : les airs, la terre, la mer, l’espace et le cyberespace .”

Das bedeute (wieder) regionale Hegemonialverhältnisse, Grenzen und Multipolarität - Anathema für die Verfechter des weltumspannenden amerikanischen Globalismus der vergangenen 20 Jahre.

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Das ist eine Variation dessen, was der Schreiber des staatsstreich-Blogs seit einem Jahr vertritt: Trump und dessen Hintergrundmächte wollten weg von Dollarimperium der Clintons, Bushes und Obamas - was der US-Präsident aber nicht offen sagen könne.

Trump habe sich die Einflusssphären vorab mit Putin und Xi aufgeteilt (was Paye nicht behauptet).

Dass dieser Kurs auch das Ende des Petrodollar bedingt, deutet Paye an, führt es aber nicht aus. Scheinbar ist ihm das Triffin-Dilemma, der “Fluch der Reservewährung” – nicht nur des US-Dollars – nicht bekannt.

Und offenbar beschränken sich die Fans des Dollar-Imperiums nicht nur auf die Demokratische Partei in den USA.

Sie sind auch im rechten Establishment vertreten, unter den neocons, aber auch den Paläokonservativen (-liberalen).

Und in der EU – von Stockholm bis Lissabon und Brüssel bis Sofia.

Bild: Emilfaro [Public domain], via Wikimedia Commons

Nachbemerkung, 1.6.2018, 11.15 Uhr. Eine Leserstimme aus der Schweiz: “Die im Voltairenet publizierte Idee, dass es grundsätzliche Unterschiede in der Politik zwischen Demokraten und Republikanern gäbe, wird doch jeden Tag mehr widerlegt.

Mit den neuen Sanktionen gegen Iran wird klar deutlich, dass die Israel-Lobby in der US-Politik immer unverblümter den Ton angibt. (Hier in der Schweiz musste Stadler Rail einen Auftrag von CHF 1.3 Milliarden aufgeben, eine Tatsache, die unsere Lakaien-Medien nicht thematisieren wollen).”

Unabhängiger Journalist

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