Eine “liberale” Journalistin aus Deutschland suggeriert, Trump & die hinter ihm stehenden Öl-Männer brächten den ganzen Planeten um die Ecke und eine konservative Professorin aus den USA geht davon aus, dass der heutige “neue Überfluss” auf unabsehbare Zeit weiter bestehen werde. Die Damen teilen die dubiose Prämisse, dass das aktuelle Produktions-Feuerwerk bei Öl in den USA nachhaltig wäre - was wenigstens fragwürdig ist. Dabei ist der modische Klima-Schmarrn, den die deutsche Autorin verzapft, noch faktenaverser als die Projektionen von O’Sullivan.
Dieser Rezensent weiß gar nicht, mit welchem schiefen Detail er bei Buchters “Ölbeben” anfangen soll.
Das Beste, was über ihren Text gesagt werden kann, ist wohl, dass die Autorin es versteht, zuerst einen falschen Eindruck zu erwecken – dass sie aber ein paar Seiten später doch ein einigermaßen faktenbasiertes Bild nachliefert, “arglos pfeifend” sozusagen.
Zum Beispiel soll US-Präsident Trump
“eine Energiewende eingeleitet haben, die mit Volldampf ins fossile Brennstoffzeitalter zurück führt”.
Vier Seiten danach wird eingeräumt, dass
“das Ölbeben, das Trump nun für seine Ziele nutzt, (…) lange vor ihm begonnen” hat.
Das nur als kleines Beispiel für die rhetorischen Tricks, die man als Leser zu gewärtigen hat. Stellte man sie zusammen, würden sie sich wohl auf Dutzende Fälle summieren.
Klarerweise hat es in den USA auch nie eine “Energiewende” gegeben, von der Trump sich absetzen könnte, wie das behauptet wird.
Unter Obama gab es nur einige gut klingende Absichtserklärungen, ein paar Gesetze für effizientere Motoren (“CAFE-Standards”) sowie die präsidentenunabhängige zunehmende Substition von teurer Kohle durch billigeres Gas in Kraftwerken.
Trump gestaltet denselben Kurs halt ein bisschen anders als sein Vorgänger, vor allem “symbolpolitisch”.
Immerhin – und da ist der Korrespondentin einer deutschen Wochenzeitung einmal zuzustimmen – hat die Schieferöl-Erzeugung in den USA seit 2013 exponenziell zugenommen, auf heute sieben Millionen Barrel pro Tag.
Das ist im Wesentlichen unbestreitbar und man könnte maximal die eher nebensächliche Frage aufwerfen, ob wirklich alles, was die EIA als shale oil zählt, das auch ist.
Eine solche Opulenz ist aus Sicht einer europäischen CO2-Warmistin “wg. bevorstehender Klimakatastrophe” natürlich schlecht.
Davon abgesehen geht Heike B. davon aus, dass sich der erigierte Shale-Schniedel, der seit 2013 aus der sich abflachenden US-Produktionskurve ragt, weiter wachsen wird (und wohl auch, dass eine solche Levitation auch sonst überall erzeugt werden kann).
Die Deutsche sieht heute das Zeitalter des Überflusses angebrochen und erklärt, dass es nun statt des “Sachzwangs” sich verringender Ölproduktion auf den “politischen Willen” ankomme und dass “wir Wähler, Konsumenten und Anleger” deshalb die Zukunft entscheiden würden.
Hier übrigens die weltweite Verteilung der “menschengemachten CO2-Emissionen” im Jahr 2018 (gemäß EDGAR 2019):
Wie aus der Grafik ersichtlich, emittieren die USA jährlich “nur” rund 5.000 Megatonnen CO2 bzw. 14 Prozent und Trump kann nicht einmal theoretisch den verderblichen Einfluss entfalten, der ihm allenthalben angedichtet wird. In den Worten von climateactiontracker:
Despite this large number of policy rollbacks, the implemented and planned quantified policy rollbacks under Trump administration will lead to 2030 greenhouse gas emissions only 3% (186 MtCO2e) higher than the CAT’s projection with these policies still in place.”
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Meghan L. O’Sullivan, eine Harvard-Professorin, die einst für die Administration des jüngeren Bush gearbeitet hat, glaubt wie die Buchter eine neue Ära des Energieüberflusses angebrochen und sagt, dass mehr shale (gas) für den Kampf gegen den Kllimawandel sogar gut sei.
In ihrem 2017 erschienenen Buch “Windfall” erklärt sie, die faktisch bereits erreichte (Netto-)Selbstversorgung der USA mit Öl & Gas werde die gesamte Geopolitik umkrempeln und positive Auswirkungen auf alle Player mit Ausnahme Russlands haben.
Speziell stärke sie sowohl “weiche” wie “harte” Macht der Vereinigten Staaten (“strategic boon”).
Die USA könnten ihre neu gewonnene Exportmacht dazu verwenden andere, außerökonomosche (?) Ziele zu erreichen.
Unreflektierte Post Scarcity-Szenarien
Interessanterweise kommt es weder Buchter noch O’Sullivan in den Sinn, nach der Tragfähigkeit der plötzlichen Energie-Bonanza zu fragen – denn
- einerseits gibt es für Schieferöl gewichtige Anhaltspunkte, die ein rasches Abflauen möglich erscheinen lassen – etwa den Umstand, dass die Produktion neuer wells in den ersten zwei Jahren um 75 bis 90 Prozent zurückgeht, oder das Faktum, dass die günstigsten sweet spots im Bakken, im Eagleford und im Permian Basin bereits anfangs ausgebeutet wurden. Darüber hinaus scheint keinerlei Problembewusstsein zu bestehen, dass die Existenz geologischer Gunstlagen in Dakota und Texas noch lange nicht bedeutet, dass anderswo Vergleichbares besteht (was nicht einmal in den USA selbst der Fall zu sein scheint).
- Und andererseits wird die konventionelle legacy production in den “lower 48″ als Gegebenheit angesehen, die sich in Zukunft kaum viel schlechter entwickeln kann als die Erzeugung nach dem (ersten) Peak um 1970. Dazu gäbe es eine Menge mehr zu sagen (wofür hier aber nicht die Gelegenheit ist).
Heike Buchter, Ölbeben. Wie die USA unsere Existenz gefährden. 2019
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