Die Einstellung der russischen Gaslieferungen an die OMV gegen Ende November ’24 hat zu einem publizistischen Schlagabtausch zwischen einer der FPÖ nahestehenden Internet-Plattform und MSM-Medien geführt, der tief ins weite Land der Haarspaltereien führt. Nach Einschätzung dieses Bloggers ist die Speichersituation nicht so schlimm wie die Rechtsopposition insinuiert und nicht so rosig, wie u.a. die E-Control nahelegt. Blöderweise sagt der Speicherstand nicht besonders viel aus.
Generell scheinen weder der Report 24-Herausgeber noch die E-Control bzw. die Agenturen APA und dpa “gelogen” zu haben (wer immer das Stück verfasst hat)
- es kommt halt drauf an, was thematisiert wird und was nicht, wie die Fakten angeordnet sind und wie was benannt wird.
Grundsätzlich gibt es aber schon ein steiles Gefälle zwischen jenen, die über ein vom (Amts-)Geheimnis geschütztes Herrschaftswissen verfügen und jenen, die nicht in diesen Genuss kommen (nämlich Herr Machl, aber auch die meisten anderen Journos).
Report 24 könnte man vorwerfen, dass das Augenmerk zu stark auf die sg. Strategische Gasreserve gelegt wurde, obwohl – wie der Autor versichert – nie explizit behauptet wird, dass diese die einzige Versorgungsquelle österreichischer Haushalte und Unternehem sein würde.
Natürlich können unter “Marktbedingungen” deutsche Speicherunternehmen auch Österreicher beliefern
(wie übrigens auch umgekehrt!).
Theoretisch.
Praktisch ist das zumindest für jene Bestände fraglich, die in einem Haidach-Speicher liegen – solange es nämlich keine leistungsfähige Anbindung zu den weiter östlich gelegenen österreichischen Ballungszentren gibt.
Damit muss das formale “österreichische” Speichervolumen gleich einmal um ein Drittel bereinigt werden, nämlich um die Mengen, die in SEFE- und Uniper-Speichern bei Haidach liegen.
Es ist im Übrigen wenig wahrscheinlich, dass sich ein “Knappheitsszenario” bei Erdgas unter “Marktbedingungen” abspielt.
In einer solchen Situation spielen die Staaten bzw. zuständige Ministerien sowie beigeordnete “unabhängige” Behörden die erste Geige.
Und hier hätte Wien – wohl qua Energielenkungsgesetz- Zugriff auf deutlich mehr als die “Strategische Reserve” (das größte Speicher-Volumen scheint östlich von Puchkirchen/Haag zu liegen).
(in einem solchen Fall wird’s mit der Bedienung deutscher Kunden durch rotweißrote Lieferanten wohl auch nix).
Im Übrigen stellt sich die Frage, wie weit die angeblich gebunkerten Gasmengen überhaupt tragen. Wie bereits hier erörtert, scheint der dem AGSI bekannt gegebene Storage-Wert pro futuro wenig aussagekräftig.
Bedeutsamer als Storage-Werte sind “Imponderabilien” wie z.B. Außentemperaturen im Winter oder reale Gasflüsse, von wo immer die ausgehen.
Wer ein Gefühl dafür kriegen will, wie schnell sich die Speichersituation verändern kann, vergleiche den – ohnedies eher “synthetischen” – österreichischen AGSI-Storage-Wert vom 1. November 2024 mit jenem vom 26. November 2024:
Obwohl die Heizsaison noch gar nicht richtig begonnen hat, wurden in diesem Zeitraum mehr als vier Prozentpunkte verloren,
was – zurück bis 2019 und mit Ausnahme eines Jahres – einzigartig ist (das Ausnahmejahr war 2021, wo es diesem Blogger unbekannte Sonderfaktoren gegeben haben muss).
Kurz: die diversen Faktenchecker haben zwar prinzipiell recht damit, dass unter Marktbedingungen nicht-österreichische Speicherunternehmen auch österreichische Kunden bedienen können
- sie werden sich nur schwer tun, in der “Regelzone Ost” was zu verkaufen, wenn es keine robusten Transportwege gibt
(abgesehen davon, dass es wiederum selbst unter Marktbedingungen zweifelhaft wäre, ob es einen “österreichischen Gaspreis” gibt, der deutlich höher ist als der deutsche. Gegenwärtig jedenfalls scheint sich alles an den Dutch TTF-Futures zu orientieren).
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.