Eurokraten, Imperialisten, Herrenmenschen – Kapitel 07

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Coudenhove-Park bei Sonnenuntergang

Das “demokratische Defizit” der EU ist kein Zufall. Ihre Ideologen huldigen einem kryptoautoritären Modell, das auf die Ausschaltung des Demos hinausläuft. Umstritten ist nur, ob die Macht einer Bürokratie in Brüssel, finanziellen Insidern, einer revolutionären Kaderpartei oder einer antichristlichen Aristokratie gebührt.

Auf den vielen Buchseiten, die dem Leben und Wirken von Respektsfiguren wie Adenauer gewidmet sind, wird nichts über dieses Charakteristikum des eurozentrischen Glaubenssystems berichtet. Der Ton, der in den Biografien angeschlagen wird, ist ehrerbietig bis hymnisch und die gebückte Haltung, die dabei eingenommen wird,  ähnelt jener, die anderswo gegenüber echten Staatsgründern eingenommen wird – von lateinamerikanischen Caudillos bis zu Mao Tse Tung.

Doch der Europäismus war und ist auch ein Instrument der praktischen Machtpolitik. Diktatoren wie Napoleon und Hitler wollten Einheit mit militärischer Gewalt erzielen. Nach 1945 reichte die europäistische Fan-Gemeinde von der trotzkistischen Linken bis zur postnationalistischen extremen Rechten, vom CIA bis zu Ständestaatlern und Monarchisten, von den Freimaurern bis zu mehreren im Geheimen tagenden Milliardärsclubs.

Was immer sie von der politischen Zukunft auch erwarten, die Verstaatlichung des Kontinents soll die Zukuntsträume dieser Leute ermöglichen. Die beiden Klammern, die Rechts und Links zusammenhalten, sind der europäische Gedanke und der demokratiekritische oft dezidiert antidemokratische Grundton. Beide Elemnte sind wie die sprichwörtlichen siamesischen Zwillinge miteinander verwachsen.

Das Kapitel beginnt mit zwei zeitgenössischen Denkern. Der aus Österreich stammende Essayist Robert Menasse sympathisiert mit der Herrschaft einer illuminierten EU-Bürokratie und der deutsche Autor Alan Posener wünscht sich in einem knapp vor Ausbruch der Krise erschienen Buch einen wohlmeinenden europäischen Imperialismus.

Es folgt ein Abschnitt über den Vater der Paneuropa-Bewegung, Richard Coudenhove-Kalergi. Der reifere Coudenhove gilt als Exponent einer konservativen Strömung, doch die ursprüngliche Lehre, die er in den 1920er-Jahren vertrat, war eine wilde Mischung aus Europäismus, Bolschewismus und Philosemitismus .

Coudenhove war auch Freimaurer und seine Bewegung wurde von amerikanischen Logenbrüdern gesponsert, wie die Quasi-Sekte mittlerweile selbst zugibt.

Ein anderer Ideengeber der Paneuropabewegung war der antichristliche deutsche Phlosoph Friedrich Nietzsche. Dieser vertrat eine extreme Elitentheorie. Entgegen der landläufigen Meinung war Nietzsche kein Deutsch- sondern ein europäischer Nationalist, ein direkter Vorfahre der modernen “glühenden Europäer”. Das Vereinte Europa war die Bühne, auf der Nietzsche seine Übermenschen über die (ebenfalls europäischen) Sklavenmenschen regieren sieht.

Der letzte Teil betrifft einen, der eigentlich nicht ganz dazupasst, einen, der kein Mann der Schrift, sondern einer der Tat war. Es geht um eine 1979 verstorbene Schlüsselfigur der Union. Jean Monnet ist der Schöpfer von Machtstrategien, die die europäistische Politik der Gegenwart prägen wie sonst kaum etwas.

Die Veröffentlichung dieses Texts ist bereits am. 16. März erfolgt. Er wurde aus technischen Gründen umbenannt und steht hier uzum Download bereit.

Einleitung und Menasse-Abschnitt gehen noch Donnerstag online, Coudenhove und Nietzsche folgen am Freitag.

Foto: Anton-kurt, Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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