Hat Obama den “Politmord” am Ölpreis gestanden? Praktisch ja!

Teleprompter
Seitenblick auf Teleprompter. Quelle: NPR

In einem Interview hat US-Präsident Barack Obama de facto zugegeben, dass der Ölpreis als Waffe im Finanzkrieg gegen Moskau eingesetzt wird. Für ein “volles Geständnis” haben nur die Details gefehlt, auf welche Weise das bewerkstelligt wird.

Das 43-Minuten-”Interview” wurde Mitte Dezember mit dem öffentlich-rechtlichen NPR geführt und in den letzten Tagen des vergangenen Jahres in mehreren Teilen ausgestrahlt. Die konsolidierte Version findet sich hier.

Um den gesprochenen Text richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass derlei “Interviews” bis ins letzte Detail gescriptet sind. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Dem Interviewten sind die Fragen vorab bekannt – einschließlich der “spontan” dazwischen eingestreuten. Er hat das Privileg, nach Belieben eigene Themen einzubringen. Vor der Drucklergung/Sendung kann die Pressestelle den Text ein letztes Mal absegnen.

Das bedeutet, dass die Antworten nichtnichten spontan gegeben und dass diese faktisch von “Redenschreibern” des Befragten erteilt werden. Für Zufälligkeiten, unbeabsichtigte Versprecher etc. ist  in einem solchen Umfeld kein Platz.

Obama hat seinen Text gut genug auswendig gelernt um ihn “natürlich” aufsagen zu können. Trotzdem muss er sich spätestens nach jedem dritten Satz vom “Teleprompter” leiten lassen (was er gut überspielt). Das Gerät steht aus Sicht Obamas links unten. Sein Blick pendelt zwischen dem Gerät und den Augen des Journalisten/der Kamera hin und her.

Der Interviewer, Steven Inskeep, scheint ausschließlich an innenpolitischen Themen interessiert zu sein. Es sind v.a. Themen, die in seine “liberale” Medien-Agenda passen: Immigration, Rassenbeziehungen zum Beispiel. Inskeep kann dem Präsidenten aber nicht das Wort abschneiden, wenn dieser von selbst ins Ausland “abschweift”.

Nach etwa 34 Minuten meint Obama, dass sich die nahöstlichen/nordafrikanischen Staaten, die die USA und ihre Verbündeten in den vergangenen Jahren zerstört haben (Irak, Libyen, Syrien), selbst um ihr nation building kümmern müssten und dass diese Aufgabe Geduld erfordere.

Danach kommt er ohne Überleitung auf das Thema Ukraine/Russland zu sprechen. Vor kurzer Zeit sei Putin noch für ein Genie gehalten worden, das sei heute nicht mehr so, sagt er. Moskau werde schon noch bewusst werden, dass es einen strategischen Fehler gemacht habe.

Der Interviewer fragt, ob der Einbruch des Ölpreises ein glücklicher Zufall gewesen sei.

Obama lacht und antwortet, dass die russische Wirtschaft schon davor geschrumpft sei und dass die Sanktionen das Land verwundbar für einen Ölpreisverfall gemacht hätten. Die USA hätten von Anfang an mit sinkenden Ölpreisen gerechnet. Das Beispiel zeige, dass internationale Probleme unter amerikanischer Leadership leichter zu lösen seien.

Deutlicher geht es kaum – zumindest nicht in einem sorgfältig gewordeten Statement. Fans von TV-Krimis werden sich an eine Standardsituation knapp vor Ende erinnert fühlen: jene Szene, in der der später Überführte zugeben muss, dass er a.) zum Zeitpunkt der Tat am Tatort gewesen ist und dass er b.) ein Motiv gehabt hat.

Dass die USA auch die Mittel für die Tat haben, kann hier nachgelesen wereden. Sie führen seit wenigstens zehn Jahren systematisch Finanzkrieg gegen kleinere Gegner. Es waren im übrigen die US-Klientenstaaten von der Arabischen Halbinsel, die bei der letzten OPEC-Sitzung Ende November eine Produktionskürzung verhindert haben.

Die fragliche Passage des Interviews lautet folgendermaßen (eigene Übersetzung):

Obama: “Vor drei oder vier Monaten war jeder in Washington überzeugt, dass Präsident Putin ein Genie ist. Er hatte uns alle ausmanövriert, schikaniert und eine Strategie zum Ausbau der russischen Macht entworfen.”

“Ich sagte damals, dass wir keinen Krieg mit Russland wollten, dass wir aber zusammen mit unseren europäischen Partnern ständigen Druck ausüben und dass wir das Rückgrat einer internationalen Koalition werden können, die sich der russischen Verletzung der Souveränität eines anderen Landes entgegenstellt. Und dass sich das für Russland im Lauf der Zeit als strategischer Fehler erweisen wird.”

“Heute denken die Leute wenigstens außerhalb Russlands, dass das, was Putin gemacht hat nicht so klug war.”

Interviewer: “Hatten Sie nicht einfach Glück, dass die Ölpreise gesunken sind und ihre Währung kollabiert ist?”

Obama (lacht): “Schon bevor die Ölpreise zusammengebrochen sind, gab es eine Kapitalflucht und ihre Wirtschaft ist geschrumpft. Wir hatten uns u.a. überlegt, dass das Einzige, das die russische Wirtschaft am Laufen hält, der Ölpreis ist. Wenn wir ständigen Druck durch Sanktionen ausüben könnten, würde das die russische Wirtschaft in einer Situation verletzbar machen, in der es Veränderungen beim Ölpreis geben würde – etwas, das unvermeidlich war und das einmal eintreten würde, heuer, nächstes oder übernächtes jahr…”

“(Die Russen) würden (dann) enorme Schwierigkeiten haben, die Situation zu managen. Ich sage nicht, dass das (das Problem) Ukraine löst. Ich sage das nur, um darauf hinzuweisen, dass internationale Probleme verfahren und schwierig sein können, dass das Ergebnis, wenn wir involviert sind, aber besser ist. Und zwar wegen der amerikanischen Leadership.”
Bild: Internet, NPR

Unabhängiger Journalist

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