Klima: Knackpunkt für Warmisten und Eiszeitler ist jetzt erreicht

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Frost Fair auf der Themse, 1683

Wer erinnert sich an die Erwärmungspause ab 1998, als die Erdtemperatur nicht und nicht steigen wollte, obwohl sie es eigentlich hätte tun müssen? Nun, mittlerweile haben wir dieses Bild seit fast 20 Jahren, nur dass “das Klima” 2015/16 einen Bocksprung hingelegt hat. Natürlich könnte das jetzt weitere zwei Jahrzehnte so weiter gehen -  dann wären beide Seiten “widerlegt”: die CO2-Warmisten, aber auch ihre Gegner, die eine Kleine Eiszeit erwarten. Hat eine der beiden Seiten recht, bricht der Ttrend heuer nach oben oder unten aus.

Der Bocksprung der beiden vergangenen Jahre bestand darin, dass die aus dem All gemessene mittlere Erdtemperatur 2015 gewaltig nach oben ausriss und 2016 ebenso gewaltig wieder nach unten plumpste.

Unter Klima-Conaisseuren wird derzeit das eher akademische Problem diskutiert, ob man mit dem Stand von heute noch von einer Erwärmungspause sprechen kann, oder ob man das Bild schon als sehr flachen Anstieg ohne statistische Signifikanz bezeichnen muss – siehe zum Beispiel diesen Beitrag auf der “klimaskeptischen” Seite wattsupwiththat.

Die Beantwortung dieser politisch-symbolisch bedeutsamen Frage könnte sich freilich in ein paar Monaten erübrigt haben, nachdem die ersten Daten von 2017 eingetroffen sind (die letzten aktuellen Werte stammen aus dem Dezember 2016).

Mal sehen, wie lange die aktuelle Niña läuft und wie tief sie die Temperaturen drückt.

Danach wird sich zeigen, ob der Trendkanal gehalten hat und ein paar Monate später womöglich, ob’s dann weiter nach oben oder nach unten geht.

Für die Anhänger der im Westen herrschenden Lehre vom unangefochtenen Klimatreiber CO2 ist die Antwort klar. Die sind sich sicher, dass der Ausbruch nach oben irgendwann einmal kommen muss, weil sich die Atmosphäre ja unerbittlich mit Kohlendiodid anreichert.

Die Frage ist nur, wie lange die Ozeane die in ihnen gespeicherte Wärmeenergie noch halten können.

Eine gegenteilige Position vertritt z.B. der usbekisch-russische Astrophysiker Khabibullo Abdussamatov von der berühmtesten russischen Sternwarte, dem Petersburger Pulkovo-Observatorium. Der Mann ist hierzulande kaum bekannt und das mag auch an Sprachbarrieren liegen (aber sicher nicht nur   ;-)   ).

Abdussamatov, der sich eigentlich mit der Sonne und Zeiträumen von hunderten Millionen Jahren beschäftigt, geht davon aus, dass das Erdklima von von den Menschen unabhängigen physikalischen Prozessen bestimmt wird, deren primärer Treiber die Sonneneinstrahlung ist.

Die Total Solar Irradiance (TSI), sagt er, bestimmt das Geschehen – aber nicht gleich, sondern mit einer Verzögerung von Jahrzehnten und über nachgeordnete Feedback-Effekte, die die TSI noch einmal verstärken – im prognostizierten Fall durch die Abschwächung des Golfstroms ab der Mitte des 21. Jahrhunderts.

A. erwartet für den Rest des 21. Jahrhunderts jedenfalls eine neue Kleine Eiszeit,wie es sie in der frühen Neuzeit gegeben hat, als in den Wintern beispielsweise die Themse bei London zugefroren war (siehe Bild oben).

Begonnen habe die neue Kaltperiode Ende 2015, wobei die TSI der Erde bereits seit 1990 zurückgehe – was bisher aber durch die thermische Trägheit der Meere kompensiert worden sei, meint A.

Winter im Sonnensystem

So ein Phänomen hat mit einer wirklichen Eiszeit, die alle 100.000 Jahre kommt, wenig gemeinsam.

Von der Temperatur her gesehen, ist es eigentlich eine Taschenbuchausgabe, mit einer Abkühlung von durchschnittlich 1,5 Grad Celsius – wohingegen eine echte Eiszeit die Durchschnittstemperatur um ungefähr zehn Grad fallen lässt.

Doch schon dieser scheinbar kleine Temperaturrückgang werde gravierende nachteilige Folgen für die Menschheit haben, warnt Abdussamatov.

Die Regierungen sollten sich auf das solare Minimum im Jahr 2043 und die nachfolgende “überschießende” Tiefkühlphase ab 2060 vorbereiten. Erst im 22. Jahrhundert werde es in unserem Sonnensystem wieder einen “Frühling” von etwa 200 Jahren geben.

Der Blickwinkel, aus dem solche Prognosen kommen, ist jener eines Solarphysikers, dem bewusst ist, dass die Sonnenaktivität einer Reihe von Zyklen unterliegt, die er zwar nicht zweifelsfrei erklären, aber beschreiben kann.

Einer davon, ein 200-Jahre-Zyklus (“quasi bicentennial solar cycle”) werde für die anstehende Kleine Eiszeit verantwortlich sein, glaubt er. Das sei in den vergangenen 7.500 Jahren bereits 18 Mal passiert und werde jetzt wieder geschehen  (8 Jahrtausende sind für solche Experten ein lächerlich kleiner Zeitraum).

Treibhausgase, speziell CO2, spielen in Abdussamatovs Modell keine Rolle, jedenfalls nicht als eigenständiger Faktor.

Der CO2-Gehalt allein der Ozeane sei 50 Mal höher als der in der Atmosphäre und wenn das Meer infolge von Erwärmung Wasserdampf und Kohlendioxid “ausatme”, habe das einen um Größenordnungen höheren Einfluss auf den Treibhauseffekt als die Verbrennung fossiler Energie.

Kurz: der Mann würde mit solchen Ansichten im Westen nicht einmal Portier in einem Uni-Institut (ist halt ein Wissenschaftsleugner).

A. vertraut in seiner Prognose darauf, dass sich auch diesmal wiederholt, was sich (nach seiner Analyse) bisher alle 200 Jahre abgespielt hat – ceteris paribus.

Das freilich ist insoferne nicht gegeben, als sich seit der letzten LIA die Zahl der Menschen verachtfacht hat, die Verwendung fossiler Brennstoffe in Gebrauch gekommen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 280 auf 400 ppm gestiegen ist (was nicht unbedingt “menschengemacht” sein muss).

Insoferne sind die “restlichen Bedingungen” nicht gleich. Abdussamatov würde wohl darauf antworten: “Das ist formell richtig, aber der Faktor, der sich verändert hat, ist für den Gang der Dinge nicht relevant.”

Dieser Text basiert auf einem Beitrag zu Don Easterbrooks Evidence Based Climate Science, der mir bisher noch nicht zur Verfügung gestanden ist. Er heißt:

H.I. Abdussamatov, The New Little Ice Age Has Started. In: Easterbrook, pp. 307 – 327.

Zur historischen Kleinen Eiszeit: Brian Fagan, The Little Ice Age. How Climate made History 1300 bis 1850. 2001 (?) bzw. zum “Maunder-Minimum” im 17. Jahrhundert, das Abdussamatov selbst als Vergleich heranzieht:

Willie Wei-Hock Soon, Steven H. Yaskell, The Maunder Minimum and the Variable Sun-Earth Connection. 2003

Bild: Thomas Wyke (scan from FT magazine, 2007-09-30) [Public domain], via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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