So sehen harte Bandagen in der Grauzone von Wissenschaft und Politik aus: Eine Mathematikerin und Astrophysikerin der Uni Northumbria prognostiziert auf Basis langfristiger Solarzyklen eine wesentliche Abkühlung des Klimas während der nächsten 30 Jahre – und das schmeckt den Verfechtern des Menschen gemachten Klimawandels naturgemäß nicht. Ein Sittenbild.
Weil die Zharkova und ihre Co-Autoren in einem Neben-Aspekt falsche Berechnungen angestellt haben, zog das Publikationsorgan, ein im Internet erscheinendes “renommiertes Journal”, den Text kurzerhand zurück
- was für dessen Lesepublikum und die begangene Art von Fehlern ein unüblich drakonisches Vorgehen darstellt und manchmal als Schande für die Autoren aufgefasst wird.
Das Papier heißt “Oscillations of the baseline of solar magnetic field and solar irradiance on a millennial timescale“.
Es wurde vergangenen Juni in “Scientific Reports” (SR), einem “Nature”-Ableger, publiziert.
Im März 2020 zog ein stellvertretender editor in chief es schließlich zurück, mit dieser eher fadenscheinigen Begründung.
Die Argumentation des Zurückziehers bezog sich auf “peer reviews” zweier anderer Experten, die in einer im Fluss befindlichen Fachdebatte zur Umlaufbahn der Erde konträr argumentieren.
Die Autoren des nun retracted paper kalkulieren dagegen, dass sich die Distanz zwischen Sonne und Erde in den kommenden Jahrhunderten um durchschnittlich jeweils 0,0003 Astronomische Einheiten (“au”) verkleinert,
was nach Rechnung dieses Bloggers, eines Laien, etwa 45.000 Kilometern entspricht.
Die Feststellungen zum bevorstehenden Großen Solaren Minimum sind von der Retraction Note von SR aber nicht betroffen.
Kernaussagen des Zharkova-Papiers
Die paper-Verfasser gehen von der Existenz mehrerer sich überlappender Zyklen aus, die über lange Zeiträume die Aktivität der Sonne (und wohl auch das irdische Klima) geprägt haben
- was von der Fachwelt seit langem akzeptiert wird, beispielsweise im Fall des gut 2.100 Jahre dauernden sg. Hallstatt-Zyklus, siehe u.a. hier und hier.
Die Berechnungen, die Zharkova & Co. dazu anstellen, kommen “der Gegenfraktion” auch nicht wirklich ungelegen, weil diese für die restliche erste Hälfte dieser kosmischen Abfolge, die künftigen 700 Jahre,
von einer sich sukzessive steigernden Bestrahlung der Erde, verbunden mit einer Erhöhung der planetarischen Oberflächentemperatur um 2,5 – 3 Grad Celsius ausgehen.
Aus warmistischer Sicht weniger willkommen dürfte dagegen die Berücksichtigung eines 350 – 400 Jahre dauernden, noch nicht so lange beforschten Zyklus sein,
der einen Neuaufguss des sg. Maunder-Minimums der Jahrzehnte um 1600 befürchten lässt – eine Periode, die historisch von außergewöhnlicher Kälte, Missernten, Hunger etc. gekennzeichnet war (und in der gerade einmal ein Zehntel der heutigen Bevölkerung gelebt hat).
Dass heute eine solche wenig aktive Phase unseres Zentralgestirns bevorsteht, wird seitens unserer CO2-Wachler auch gar nicht bestritten (soefern es überhaupt thematisiert wird).
Die Warmisten beteuern allerdings, dass die “kalte Sonne” diesmal keine vergleichbaren negativen Auswirkungen haben werde,
weil nämlich das viele von den Menschen produzierte Kohlendioxid die geringere Bestrahlung mehr als wettmachen, ja um das Sechsfache übertreffen werde
(die NASA zum Beispiel erwartet eine etwas weniger harsche Solar-Flaute, vergleichbar mit dem Dalton-Minimum zu Beginn des 19. Jahrhunderts, siehe z.B. hier).
Zharkova hat – taktisch klug – in ihre Berechnungen einen Vorbehalt eingezogen,
dass nämlich die projizierten Temperaturentwicklungen ohne Einwirkung planetarischer (“Menschen gemachter”) Einflüsse zu verstehen seien.
Allerdings geht sie sehr wohl von substantial temperature decreases im kommenden solaren Minimum aus
(was, wie gesagt, Hofrat Beschwichtel & seine journalistischen Helferlein nicht so sehen; das würde beim Läuten der falschen Alarmglocken nämlich behindern).
Warten auf SC 25
Das Internet vibriert bereits von einer Menge Spekulationen über die angeblich bevorstehende neue Eiszeit – was in der Tendenz richtig sein mag,
den echten Eiszeiten allerdings himmelschreiendes Unrecht antut – die waren nämlich ungleich länger und kälter als das von Z. angesagte solare Minimum.
Oft wird solchen “nicht-wissenschaftlichen Spekulationen” der gerade zu Ende gehende kurzfristige, ca. elfjährige Sonnenzyklus beigemischt,
der zuletzt tatsächlich ein besonders schwacher war (was sich an der Zahl der Sonnenflecken/”SSN” ersehen lässt).
Und der anbrechende Zyklus 25 wird wahrscheinlich noch schwächer, glauben sogar die Warmisten der NASA.
Dass SC 25 freilich die beharrliche Kraft aufbringt, das träge atmosphärische System der Erde zum Umschwingen zu bringen, darf bezweifelt werden.
Sobald der Wendepunkt erreicht ist und ein neuer Kreislauf beginnt, dauert es erfahrungsgemäß keine vier Jahre bis das zugehörige solare Maximum erreicht ist und “wieder richtig eingeheizt wird” (aktuell weniger stark als im Mittel aller Zyklen).
Wer an mehr und/oder “richtigeren” Details zu diesem Thema interessiert ist, beobachte den Blog Fritz Vahrenholts.
Dieser frühere Politiker, Buch-Autor und “Klima-Dissident” schreibt monatlich eine Sonnen-Kolumne mit den neuesten Nachrichten zum Zustand des Fixsterns in unserem Hinterhof
und ein gleichgesinnter Sun-Watcher begutachtet Monat für Monat den Stand der Dinge – dessen vorerst letzte Kolumne siehe hier. Der Blog, in dem eine bemerkenswerte Menge echter Expertise geboten wird, nimmt gerne auch Spenden entgegen.
Bild: Alvesgaspar / Wiki Commons, CC BY-SA 3.0.
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