Die Politologin Ulrike Guérot, bisher als Fanatikerin in Sachen EU-Integration bekannt, hat einen 100 Seiten-Essay vorgelegt, in dem sie in unzweideutigen Worten mit Maßnahmenfaschismus & Impfzwang der vergangenen Jahre abrechnet – während sie in eben demselben Text “vorcoronare Narrative” erneuert, die durch die Bank jene postdemokratischen Strukturen legitimieren, die das Desaster von 2020 ff. zu verantworten haben.
Der Text setzt mit einer Klage über die von der Pseudo-Seuche intensivierte Spaltung der Gesellschaft ein.
Die Autorin will mit ihrem Büchlein gegen die drohende Verstetigung der Corona-Maßnahmen anschreiben,
die für sie in den Kollaps des “westlichen”, noch immer relativ “freiheitlichen” politischen Systems führen.
In der Zeit der Corona-Regime, meint sie, seien bestehende Rechtsordnungen verdreht und ungeheuer viel “Freiheit” verspielt worden.
Fast die gesamte politische Elite inklusive des Beamtenapparats habe kläglich versagt, ebenso wie “gesellschaftliche Subsysteme” wie Medien und Universitäten.
Zum Zeitpunkt, in dem diese Zeilen geschrieben werden, Ende Januar 2022, hat man das Gefühl, dass die – wie oben beschrieben – längst rollende Lawine des Corona-Diskurses weiter an Fahrt aufnimmt und eigentlich nur noch die Frage ist, wann sie wo aufprallt.”
Zwangsimpfung, Impfregister und Grüner Pass könnten
die letzten Tropfen werden, die die jetzt schon durch Populismus und Nationalismus fragil gewordenen Demokratien in Europa in den undemokratischen Abgrund stürzen”.
In den Jahren der Massenhysterie seien
freie, gesunde Menschen, egal welcher Herkunft (ausgegrenzt worden – Menschen), die sich nicht impfen lassen und die nichts anderes tun, als auf ihrer Freiheit und ihrer körperlichen Selbstbestimmung zu bestehen – also auf Würde und Mündigkeit –, und die sich digitaler Bewegungskontrolle entziehen wollen.”
Sozioökonomisch sei es in dieser Zeit um die Vernichtung der gesellschaftlichen Mitte gegangen.
Dass der Mittelstand hinweggefegt wurde, dürfte eine Tatsache sein, und jeder, der ein paar Essays über die Ursprünge totalitärer Herrschaft gelesen hat, weiß, dass diese fast immer mit der Vernichtung des Mittelstandes beginnt.”
Die Berichterstattung des Mainstreams, der beschönigend immer wieder Vierte Gewalt genannt worden ist, sei extrem einseitig ausgefallen, kritische Experten habe man systermatisch ausgeblendet.
Über zwei Jahre lang haben sich die Leitmedien also im Wesentlichen damit hervorgetan, das Krisengeschehen einseitig zu beleuchten, Panik medial zu befördern und mithin Angst zu schüren.”
Für solche und ähnliche Urteile ist die Guérot, wie sie selbst nahe legt. von früheren Freunden und -innen “gecancelt” worden.
Nach eigenen Angaben musste sie eine Rufmordkampagne über sich ergehen lassen
und Ihr angestammter, in Österreich beheimateter Verlag soll einen “maßnahmenkritischen Text” aus ihrer Feder zurück gewiesen haben.
Sie selbst sei, wie G. schreibt, von Anfang an nicht “in den Zug der Anti-Coronamaßnahmen eingestiegen” und lebe heute daher “von der Gesellschaft entfremdet”.
Guérot will mit den Verantwortlichen für 2020 und 2021 abrechnen, bzw. “aufräumen”
- was diesem Blogger menschlich verständlich und politisch-moralisch unbedenklich erscheint
(zumal sich ihre Vorstellungen von irdischer Gerechtigkeit auf das Verschenken von Julien Bendas “Verrat der Intellektuellen” aus dem Jahr 1927 beschränken dürften).
Die Autorin “framt” den in ihrem Essay kritisierten Maßnahmen- und Impf-Faschismus als erneute Abbiegung in den “autoritären Kapitalismus”
(der sehr wohl als eine Art zeitgemäßer Wiedergänger eines “Kapitalismus mit faschistischem Überbau Marke 1930″ verstanden werden kann).
Alte Narrative
Und dennoch ist das nur die halbe Wahrheit.
Der zweite – hier seltsam unterbelichtete – Teil des Problems betrifft kollaborierende “kommunistische” oder besser: staatskapitalistische Regime wie beispielsweise jenes in der Volksrepublik,
die vom Lieblings-Schimpfwort der Linken, “neoliberal”, beim besten Willen nicht erfasst werden
(für die VRC z.B. lässt sich nur schwer behaupten, die “Jack Mas” des Reichs der Mitte hätten sich einen neoliberalen sozialistischen Staat sowie eine ebensolche Partei heran gezüchtet, um über diesen Umweg wirtschaftspolitische Wünsche erfüllt zu bekommen).
G. knüpft in “Wer schweigt…” an jenem tugendhaft-gauchistischen Diskurs an, den sie bis zu Beginn der Pseudo-Seuche offensiv geführt hat
und für den sie von europäistisch begeisterten Politicos, Intellektuellen und Journalisten geradezu gehätschelt worden war
(wenigstens war das bis 2020 so. Seit Beginn ihres angeblichen oder wirklichen Abweichlertums ist auch sie wie vom medialen Boden verschluckt ).
Um genauer zu sein, handelt sich bei Guérots Diskurs um einen bekannten Themenkomplex, der
- von der Geflüchteten-Immigration ab 2015
- über einen ans Sexistische grenzenden Feminismus
- bis zum (angeblich) wissenschaftlich gesettelten CO2-Warmismus reicht (siehe dazu/dagegen Steven Koonin).
Überregionaler Bestandteil besagter Ideologie-Mischung ist auch jene in akademischen Kreisen verbreitete Analyse des jüngeren Rechtspopulismus, wie sie etwa in “Cultural Backlash” (2019) vorgenommen wurde.
Im Wesentlichen wurde hier antizipiert,
dass rechtspopulistische Politiker von Donald Trump bis Victor Órban mit jeweils ähnlichen autoritären Modellen die “sozial-liberale Konkurrenz” an die Wand drücken und die liberale Demokratie “unterspülen” würden (wie sich G. selbst auszudrücken beliebt).
Von einer möglichen Ausnahme abgesehen (Boris Johnson), ist in den Coronamaßnahmen-Jahren freilich das genaue Gegenteil davon eingetreten.
Die von diesen sg. Experten vorhergesagte antidemokratische Welle fand zwar statt, die vorab beschuldigten Rechts-Popos hatten damit aber nur wenig zu schaffen.
Beginnend mit massiven “coronabedingten Wahlrechtsänderungen” in den USA
sind in den vergangenen Jahren unzählige tyrannische Gesetze und Verordnungen beschlossen und massive Einschränkungen von seit einem Jahrhundert selbstverständlichen Bürgerrechten vorgenommen worden;
aber nicht von rechtsgerichteten Politikern, sondern von deren präsumptiven Opfern, den “sozial-liberalen Linken” – oder zumindest von Koalitionen, in denen diese das treibende Element sind.
Dennoch tut die am Niederrhein aufgewachsene Frau Hammelstein so, als wäre all das nicht geschehen und setzt ihren Diskurs von vor 2020 unbeirrt fort.
Im Fall der deutsch-französischen Politologin gehörte ein radikaler “EU-Integrationismus” zu deren Ideologie-Shake.
Sie erlangte durch diesen eine gewisse Berühmtheit auf den Feuilleton-Seiten. Ihr letztes Buch stellt schon im Titel die “EU-integrationistische Gretchenfrage ‘Wie hältst Du’s mit Europa?‘ (d.h. der Europäischen Union)”.
Doch G’s Europäischer Föderalismus war eigentlich schon vor Corona “gefakt oppositionell”
(man könnte ganze Bücher über das Thema schreiben -
der Europäische Föderalismus ist heute nämlich die verdeckte, dennoch handlungsleitende “Philopsophie” des sich demokratisch nennenden Polit-Gesindels der EU-Mitgliedsstaaten.
Freilich ist es für nationalen/regionalen Wahlen Ausgesetzte bis heute politisch inopportun, das offen zu deponieren. National nicht (mehr) zur Wahl stehende stehende Journalisten, Politicos oder Diplomaten
“sprechen dagegen Klartext”, wie das ein europäistisch gesinnter Journo vielleicht formulieren würde).
Guérot knüpft in ihrem neuen Text dort an, wo sie vor ein paar Jahren als Lobbyistin für die Gründung einer Republik Europa aufgehört hat,
wobei sie die Union witzigerweise in einem Atemzug mit “Demokratie” nennt
(was an einem politisierten Gerichtshof, einem Schein-Parlament und einer nicht rechenschaftspflichtigen Bürokratie besonders “demokratisch” sein woll, erschließt sich diesem Blogger nicht
- ganz abgesehen davon, dass die europäistische Bürokratie zu den verbissensten Verteidigern fortgeschrittener Kontrolltechniken gehört wie beispielsweise dem Digitalen Impfzertifikat. Eine konkrete Kritik an der Rolle der Kommission und des EU-Parlaments in den Jahren der Covid-Monstrosität spart sich die Guérot).
Nun mag “Europäischer Föderalismus” hehr klingen- so als ginge es wirklich um so etwas wie “Volksherrschaft.minus kleinkariertem Nationalismus”.
Es stellt sich jedoch die Frage,wie die Regierungspraxis in einem nominell republikanischen System aussehen würde,
- in dem es keine gemeinsame Sprache und daher keine “Öffentlichkeit”gibt
- und wo auch sonst kaum Kontrollmöglichkeiten öffentlicher Mandatsträger bestehen.
Formal Republik, real Oligarchie
Die Vermutung dieses Bloggers ist:
Die einzigen, die in einer solchen Republik ohne historische Voraussetzungen politisch relativ unabhängig handeln können, wären Kräfte, die hinter den Kulissen, ohne “checks & balances” und/oder mit versteckten Agenden agieren.
Ganz ähnlich wie in den von Guérot geschilderten Jahren der Pseudo-Seuche, in denen sich der Tiefe Staat Brüssels und die mit diesem verbündeten administrativen Staaten der EU-Länder gegenseitig die Bälle zugespielt haben
(was sich gerade mit der vorgeblich idealistisch motivierten Russen-Hetze wiederholt).
Kurzum: Eine solches politisches System
- ohne gemeinsame – wenigstens verstandene, also passiv beherrschte – Sprache,
- ohne real rechenschaftspflichtige Politiker,
- mit einem farçenhaften Parlament
- sowie einer sich als Verlautbarungsorgan begreifenden, obrigkeitshörigen Journaille, wie man dies in den vergangenen zwei Jahren demonstriert bekommen hat,
käme einer glatten Machtergreifung eines (“europäischen”) Tiefen Staats gleich;
eines deep state, der – wie in den USA - wesentlich aus administrativer Bürokratie, mit diversen “Pöstchen”versorgten ehemals nationalen Politicos und eventuell ein paar idealistisch gesinnten Journos und Intellektuellen bestehen würde.
Schwer vorzustellen, dass sich professionelle Beobachter politischer Systeme derlei nicht vergegenwärtigen können.
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