MH 17: Hat der “Spiegel” BND-Chef Schindler richtig zitiert?

Das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” hat in einem ziemlich fragwürdigen Bericht den Chef des deutschen Nachrichtendiensts BND, Schindler, folgendermaßen wörtlich zitiert: “Es waren die Separatisten.” Ich kann mir aus mehreren Gründen nicht vorstellen, dass eine solche Aussage nach bestem Wissen und Gewissen getroffen worden sein kann. Der “Spiegel” ist die einzige Quelle dafür und die logische Frage lautet daher: Stehen Schindler und der BND zu den vom “Spiegel” zitierten Aussagen ?

Der Hauptgrund für mein Misstrauen ist nicht, dass seit 17. Juli zu wenig Zeit gewesen wäre um herauszufinden, welche Seite der Täter war – das wissen mittlerweile alle, auf die es ankommt. Eigentümlich ist aber, dass aus dem Textzusammenhang nicht im mindesten ersichtlich ist, warum der BND zu diesem Schluss gekommen sein will.  Schindler sagt laut “Spiegel”, dass sowohl ukrainische als auch russische “Darstellungen” gefälscht/falsch gewesen seien (das ist glaubwürdig, obwohl man sich eine Argumentation dazu wünschen würde). Aber warum, bitteschön, soll daraus folgen, dass die Rebellen das malaysische Flugzeug abgeschossen haben ?  Was sind die Beweise dafür, die dem BND dazu vorliegen – wenigstens andeutungsweise?

Speziell die US-amerikanische Zeitgeschichte ist voll von Beispielen dafür, wie angebliche Geheimdienstinformationen von der Politik dazu verwendet wurden, ihre (Kriegs)Ziele zu verfolgen. In der US-Geheimdienst-Community gibt es seit Jahren immer wieder Rebellionen dagegen, bei der die Dienste – in diesem Fall: leider – meistens unterliegen.

Es ist aber unbestreitbar, dass Geheimdienste instrumentalisiert werden, um eine (außen)politische Agenda durchzusetzen. Manchmal gegen ihren Willen. Ist das hier auch der Fall?

Der Spiegel zitiert Schindlers Äußerungenb vor der Parlamentarischen Kontrollkommission des Bundestags, einem sehr, sehr vertraulichen Zirkel. Kein anderes deutsches Medium hat – unabhängig vom “Spiegel” – etwas über diese Aussagen gebracht und das ist eigentümlich. Es wurde nicht einmal angedeutet, dass ein solches Treffen stattgefunden hat.

Ich weiß, dass Geheimdienste nicht mir nichts, dir nichts mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Es wäre aber auch für den BND extrem wichtig, dass er klarstellt, was von den im “Spiegel” zitierten Schindler-Aussagen tatsächlich der Position des BND entspricht. Wenn Pullach jetzt schweigt, macht es sich die “Spiegel”-Version des MH-17-Abschusses zu eigen. Die Aussage wurde in zwei Dutzend Zeitungen breitgetreten. Wer hier schweigt, bekräftigt sie.

Der BND kann durchaus bewusst gelogen haben, weildie Regierung es so will oder um befreundeten Diensten gefällig zu sein – aber er kann auch wirklich zu dieser Auffassung gelangt sein. Es wäre in jedem Fall aufschlussreich, diese Position zu kennen.

Ein Abschuss aus der Luft ist nach wie vor eine ziemlich plausible Version, auf die der BND in seiner Analyse jedenfalls eingehen muss. Um diese “abzsuschließen”, bedarf es wesentlich besserer Argumente als ein paar unbestätigte Zeilen in einem Magazinbericht.

Hier ist ein kürzlich geposteter Youtube-Auftritt des deutschen Ex-Piloten Peter Haisenko, der – ziemlich überzeugend – seine Auffassung vom Abschuss durch ein Jagdflugzeug vertritt.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.