Der am Dienstag veröffentlichte vorläufige Bericht der niederländischen Untersuchungskommission hat nur bestätigt, was selbst Laien bereits über die Umstände des Absturzes wissen mussten – aber keinerlei Hinweis darauf gegeben, welche Seite den malaysischen Airliner wirklich abgeschossen hat. In einem Jahr, wenn der Abschlussbericht erfolgt – und die Klärung des Verbrechens politisch längst nicht mehr relevant ist -, werden wir es wissen.
Aus Laiensicht legt der vorläufige Report nahe, dass ein Abschuss durch die Bordkanone eines Jagdfliegers unwahrscheinlich ist: Absturzursache waren hochenergetische Metallteile, die die Kabine der Boeing von links unten durchdrangen und die dazu geführt haben, dass das Flugzeug in großer Höhe in mehrere Stücke zerbrach, schreibt die Untersuchungskommission – ohne allerdings Aussagen über die gebrauchte Waffe zu treffen.
Die veröffentlichten Bilder scheinen den Schluss nahezulegen, dass Form und Größe der Löcher in der Außenhaut sehr unterschiedlich sind. Sie scheinen sich mit den Schrapnellen einer Boden-Luft-Rakete besser zu vetragen als mit dem Schaden, den eine 30 mm-Kanone anrichtet.
Zumindest ist das der Schluss, den ein Nicht-Fachmann ziehen würde. Damit scheint die Version vom Abschuss durch einen ukrainischen Jagdflieger abserviert worden zu sein – ohne dass dies offiziell gesagt worden wäre.
Ohne Zweifel wissen sachkundige militärische und zivile Experten beider Seiten genau, mit welcher Waffe die MH 17 vom Himmel geholt wurde und wahrscheinlich sogar, wer diese abgefeuert hat.
Umso seltsamer ist das bedeutungsvolle Schweigen, das die Katastrophe umgibt. Es ist ja nicht so, dass die Sache sozusagen nur eine rein kriminalistische Seite hätte. Der Abschuss war der Einstieg in die Sanktionen, mit denen der Westen Russland bedacht hat.
Man sollte meinen, dass eine Seite, die so schwerwiegende Vorwürfe erhebt und die so weitreichende politische Beschlüsse auf Basis ihrer Täter-Hypothese fällt, daran interessiert sein müsste, so rasch wie möglich die faktischen Grundlagen ihrer Beschuldigung nachzureichen.
Also vor allem jene Staaten, die das Geheimhaltungsabkommen um die Ergebnisse der Untersuchung unterzeichnet haben und die alle der NATO angehören. Nur Malaysia hat dieses Abkommen übrigens nicht unterzeichnet. “A final report by the board is not expected until mid 2015″, schreibt Reuters.
Der Bericht der Untersuchungskommission findet sich hier.
Foto: Dutch Safety Board, Preliminary Report, 8.9.2014
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