Im Wahlkampf um das Amt des österreichischen Präsidenten hat jetzt auch die einzige unabhängige Kandidatin eine faktische Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen abgegeben und das Team komplettiert, das gegen den FP-Kandidaten antritt. Dass dieser allein gegen alle anderen steht, kann ihm zum Vor- aber auch zuim Nachteil gereichen. Die Frage ist, ob die Wähler ihn als Minus-Mann sehen, den man wg. seiner polarisierenden Wirkung nicht ins Amt wählen kann – oder als Prügelknaben und unfair Gemobbten. Ein Gespräch mit einem Beobachter.
Nach der gemeinsamen Pressekonferenz von AVdB und Irmgard Griss, der Drittplatzierten im ersten Wahldurchgang, war ich mir zunächst sicher, dass das große Bild “Alle gegen Hofer” jetzt selbst dem blindesten Huhn auffallen müsse und dass dies dem FPÖ-Kandidaten nur nutzen könne.
Doch ein Telefonat mit einem politischen Beobachter, der bei derlei Wahlgängen üblicherweise mitmischt, hat mich wieder unsicher gemacht.
Ich darf nicht einmal die genaue Berufsbezeichnung dieses Mannes schreiben. Er verfügt zwar über keinen Vertrag mit einer der beiden Seiten und könnte eigentlich frei von der Leber weg reden. Tut er aus Sorge um künftige Aufträge aber nicht.
W. – wie ich ihn nenne (erster Buchstabe des Namens geändert) – ist besorgt, dass man ihn identifizieren könnte. Er ist selbst, wie er sagt, schuld dran, dass er dieses Mal auf der Strecke geblieben ist – hat sich aber geschworen, dass ihm das nicht mehr passieren wird. Das sei er schon den Mitarbeitern schuldig
W. schließt nicht aus, dass es zu einer “Jetzt erst recht”-Reaktion kommen kann, die Hofer zum Sieg verhilft. Genausogut, sagt er aber, könne das Gegenteil passieren.
“Dann würde van der Bellen gewählt werden, weil der nicht so stark polarisiert. Es gibt nicht nur eine mögliche ‘Trotzreaktion’ des Wählers’, sondern auch den verbreiteten Wunsch, die Konflikte nicht eskalieren zu lassen – gerade wenn eine Funktion wie der Bundespräsident zur Wahl steht.”
“Vielleicht bedauern sie Hofer, aber sie wählen ihn nicht”
“Hofer ist für die Polarisierung, die sich seit dem ATV-Duell ergeben hat, nicht verantwortlich – das ist aber egal. Es gibt sie und sie schadet ihm mehr als Van der Bellen. Wahrscheinlich ist das eine bewusste Strategie.”
“Wenn die Leute, die keine großen Konflikte wollen, sehen, dass Hofer für alle anderen der Minus-Mann ist, werden sie ihn nicht wählen. Vielleicht bedauern sie ihn, aber sie wählen ihn nicht.”
“Die FPÖ sollte dem Juncker und dem (Sigmar) Gabriel (deutscher SPD-Chef, Anm.) ein Dankschreiben schicken. Die Stellungnahmen von denen waren pure Werbung. Bei der Griss ist das aber was anderes.“
“Man fragt sich, was sich durch diese gemeinsame Pressekonferenz eigentlich verändert hat. Es war ja immer klar, dass die Griss für Van der Bellen ist und sie gibt, wie sie sagt, ja auch keine Wahlempfehluntg ab. “
“Aber dieser gemeinsame Auftritt hatte was Symbolisches und er wird eine Menge Frauen beeinflussen, die Van der Bellen wegen best. privater Lebensumstände sonst vielleicht nicht wählen würden. Wenn das mit dem Motiv zusammenfließt, zu starke Konflikte zu vermeiden, könnte das den Ausschlag zugunsten von Van der Bellen geben.”
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